Trotz immenser medizinischer Fortschritte in den letzten Jahren, ist Hautkrebs immer noch die häufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die Zahl der Neuerkrankungen hat sich allein in den letzten zehn Jahren verdoppelt.
Am häufigsten wird der helle oder weiße Hautkrebs diagnostiziert. Prof. Christoffer Gebhardt ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten und leitet das Universitäre Hauttumorzentrum in Hamburg. Er weiß, was es bei hellem Hautkrebs zu beachten gibt.
SWR1: Warum hat der helle Hautkrebs so dramatisch zugenommen?
Christoffer Gebhardt: Das hat vor allem mit dem Freizeitverhalten zu tun. Unsere Haut ist sonnenentwöhnt durch Berufe, die in der Regel in den Innenräumen stattfinden, im Büro beispielsweise. In der Freizeit beim Sport oder bei Reisen lassen wir quasi das Sonnenlicht oft ungeschützt auf unsere Haut prallen. Gerade im Sommer, beziehungsweise wenn wir uns am im sonnigen Süden aufhalten, kriegen wir Lichtschäden ab.
Der zweite wichtige Grund ist, wir werden alle Älter. Und das Risiko, im Alter an Hautkrebs zu erkranken, ist deutlich größer, sodass mit der steigenden Lebenserwartung auch das Hautkrebsrisiko und die Hautkrebszahlen steigen.
Haut durch Kleidung schützen
SWR1: Sie haben gesagt, unsere Haut ist entwöhnt durch Jobs, die wir drinnen ausüben. Ist es sinnvoll in jungen Jahren das schon ein bisschen zu trainieren und regelmäßiger draußen unterwegs zu sein?
Gebhardt: Das ist genau der Trugschluss. Es gibt keine gesunde Bräune und ein Vorbräunen ist immer mit einem Lichtschaden verbunden, sodass wir grundsätzlich die Empfehlung haben, dass Lichtschäden verhindert werden sollten, indem man hohe Lichtschutzfaktoren aufträgt.
Textilen Lichtschutz beispielsweise mit geeigneter Kleidung, Kopfbekleidung wie Hut oder Kappe, langärmlige Hemden und Hosen. Aber natürlich auch das Vermeiden von den Spitzenzeiten der Sonneneinstrahlung. So zwischen 11 und 15 Uhr im Sommer sollte man die Sonne, wenn es möglich ist, meiden.
Hautkrebs erkennen: regelmäßig untersuchen und untersuchen lassen
SWR1: Wie lässt sich heller Hautkrebs möglichst frühzeitig erkennen?
Gebhardt: Das ist ganz wichtig. Da plädiere ich, zweigleisig zu fahren. Das eine ist, an den regelmäßigen Hautkrebs-Screenings teilzunehmen. In Deutschland ist das für jeden gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren alle zwei Jahre Teil der Versicherungsleistung beim Haut-Facharzt, aber gegebenenfalls auch beim Allgemeinmediziner ein Hautkrebs-Screening durchführen zu lassen. Dort wird Hautkrebs frühzeitig erkannt.
Die andere Möglichkeit ist es – und ich plädiere ebenfalls dafür – sich regelmäßig und gründlich auch selbst anzugucken und alle Hautveränderungen kritisch zu prüfen. Und zwar daraufhin, ob sich dahinter nicht Hautkrebs verstecken könnte.
SWR1: Gibt es neue, erfolgversprechende Therapien?
Gebhardt: Wir haben seit ein paar Jahren einen geradezu phänomenalen Siegeszug der Immuntherapie erlebt. Mit der Entdeckung der Checkpoints. Seit ungefähr dem Jahr 2000 haben wir die Möglichkeit, diese Antennen auf der Oberfläche von Immunzellen – das sind die sogenannten T-Zellen – zu blockieren. [...] Immuntherapien, die als Infusion gegeben werden, wirken auch bei weißem Hautkrebs sehr gut, und zwar bei fortgeschrittenem weißen Hautkrebs. Also in Situationen, in der eine operative Entfernung, das Herausschneiden oder auch eine Bestrahlungstherapie, nicht mehr sinnvoll ist. Das wichtige ist, dass es bei verschiedenen Formen von weißem Hautkrebs erfolgversprechend ist. [...]
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Christian Balser.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Hauttumorzentrums des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE).
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