Die meisten kennen seine Stimme von den Harry Potter-Hörbüchern: Schauspieler und Hörspielsprecher Rufus Beck. Wir haben mit ihm über das gesprochen, was er am besten kann: Vorlesen – und warum das für Kinder so wichtig ist.
Dass Kindern vorgelesen wird ist wichtig, um ihre Lesekompetenz früh zu fördern. Dabei kann auch ein Hörbuch oder Hörspiel helfen. Was beim Vorlesen besonders wichtig ist, verrät Rufus Beck im SWR1 Interview.
Faszination Vorlesen
SWR1: Lesen Sie privat daheim auch vor?
Rufus Beck: Ja, es kommt schon vor, zum Beispiel auf Autofahrten. Ich war mit meiner Freundin auf einer Theatertournee, und wer auf dem Beifahrersitz saß, der hat vorgelesen. Wir haben ganze Bücher vorgelesen und waren durch ganz Deutschland unterwegs. Es ist natürlich anstrengend, aber das Lesen ist ja auch ein Teil meines Berufes geworden. Ich sage nicht gerne lesen, ich nenne es erzählen. In dem Moment, wo man die Stimme hört, laut hört, ist es ein Erzählen und ein Vortragen.
SWR1: Was fasziniert Sie am Vorlesen?
Beck: Das ist wirklich sehr magisch. Nicht jeder kann das. Man muss ganz vieles dabei können. Vorlesen ist Kopfarbeit, denken, Fantasie, Einfühlung in die Charaktere. Und dann erst kommt die Stimme. Wie angenehm, wie gut artikuliert man? Wobei das meines Erachtens noch nicht mal so wichtig ist.
Ein Beispiel: Marcel Reich-Ranicki hatte natürlich einen Sprechfehler, einen S-Fehler. Aber die Art und Weise, wie er zum Beispiel seine Biografie vorgelesen hat. Er wusste immer, welche Bilder er im Kopf hat und wie er das rüberbringen muss. Er war also ganz in der Geschichte drin, und das funktioniert dann auch. Entscheidend ist beim Vorlesen: Du darfst niemals langweilen.
Welche Rolle Vorlesen in Rufus Becks Kindheit gespielt hat
SWR1: Ist Ihnen als Kind auch viel vorgelesen oder vorgetragen worden?
Beck: Ich war im Internat. Da war es die Aufgabe der großen Schüler in den oberen Klassen, wie der zwölften oder dreizehnten, den Kleinen vorzulesen, damit sie rechtzeitig im Bett sind. Die Großen wollten ja auch ein Privatleben oder Abendleben haben. Da haben sie gesagt, in fünf Minuten seid ihr im Schlafsaal, dann lese ich euch eine Geschichte vor.
Das Interessante war nur, daran kann ich mich erinnern, die haben meistens Bücher vorgelesen, die sie selber privat gelesen haben. Es wurden also keine Kinderbücher vorgelesen. Die Kindergeschichten habe ich erst als Profi nachgeholt, indem ich Hörbücher vor allem für Familien produziere.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.
Dieser Artikel ist zuerst am 16.11.2023 im Rahmen der Sendung "SWR1 Guten Morgen Rheinland-Pfalz" erschienen.
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