Warum ist der Himmel blau und wie wird die Ravioli-Dose geschlossen? Auf diese und andere Kinder-Fragen hat die "Sendung mit der Maus" immer eine Antwort.
Evi Seibert, SWR1-Korrespondentin im ARD-Hauptstadtstudio, arbeitet seit 25 Jahren auch als Sprecherin für die Sendung mit der Maus. Wir haben mit Ihr über den vermeintlichen beruflichen Spagat gesprochen.
SWR1: Hört sich erst mal nach zwei Welten an, das politische ARD-Hauptstadtstudio und die “Sendung mit der Maus” für Kinder. Oder gibt’s da durchaus Parallelen?
Evi Seibert: Da gibt es durchaus Parallelen, weil es eigentlich ähnliche Tätigkeiten sind. Es geht um komplizierte Sachverhalte, die man so erzählen muss, dass sie in zweieinhalb Minuten reinpassen, nicht verfälscht und auch noch von jedem verstanden werden. Das ist eigentlich bei der Sendung mit der Maus sehr ähnlich. Insofern trainiert das das Gehirn, denn man muss sehr gut aufpassen: Was kann raus, was muss drinbleiben, damit es die Wahrheit nicht verfälscht und wie kann man es so erzählen, dass es Spaß macht zuzuhören.
SWR1:Was ist lustiger?
Evi Seibert: Kann ich gar nicht sagen, ich lerne bei beiden sehr viel. Aber weniger frustrierend ist die Sendung mit der Maus, muss ich sagen.
SWR1:Was hat Ihnen denn die Maus mal erfolgreich erklärt und was haben Sie da gelernt?
Evi Seibert: Ich lerne eigentlich jedes Mal etwas. Ich könnte jetzt etwas verraten, was noch gar nicht gesendet ist, was ich aber gerade zusammen mit Christoph fertig produziert habe. Und zwar zum Thema "Mindesthaltbarkeitsdatum". Was ich nämlich überhaupt nicht wusste: Bei dem Mindesthaltbarkeitsdatum werden nicht nur mikrobiologische Tests gemacht, also was sich da an Bakterien in der Zeit auf den Würsten bildet, sondern es gibt auch Tester. Und zwar sechs, die jede Woche dasselbe Stück Wurst wieder essen und auch daran riechen müssen. Die müssen dann irgendwann sagen: Jetzt ist Feierabend, das ist das Mindesthaltbarkeitsdatum. Das geht natürlich dann auch nur mit den Ergebnissen aus dem Labor zusammen, aber so wird das Mindesthaltbarkeitsdatum ermittelt. Das wusste ich gar nicht.
SWR1:Warum war und ist diese Maus so erfolgreich?
Evi Seibert: Weil die Macher von der Maus das so ernst nehmen. Ich kenne keine Sendung, wo so ernsthaft gearbeitet wird. Bis ein Film fertig ist, geht er durch zahlreiche Abnahmen, dann wird er hier und da nochmal korrigiert. Ist der Name wirklich richtig, ist das wirklich richtig erklärt? Dann werden nochmal Wissenschaftler angerufen: Kann man das wirklich so sagen? Das ist so ernsthaft und mit so viel Mühe gemacht – das habe ich nirgendwo sonst in meiner ganzen Laufbahn erlebt.
SWR1:Gibt es ein Erlebnis, an das sie besonders gerne zurückdenken?
Evi Seibert: Christoph und ich – Christoph ist der mit dem grünen Pulli – sitzen immer zusammen im Studio und dann wird der Text für das Video aufgenommen. Es war im Vorzeitalter des Internets, wir saßen in einem Studio in Köln - und der Text war weg. Wir konnten ihn auch nicht mal schnell googlen - wie gesagt, es gab noch gar kein Internet. Es ging um das Experiment „Das Foucaultsche Pendel“ von Léon Foucault – also ein nicht gerade ganz einfaches Thema. Wir saßen da, haben uns zusammen diesen Film angeguckt und uns Stück für Stück gegenseitig das Experiment nochmal erklärt. Das nahmen wir dann als Text und ich glaube, das war einer der besten Texte, die es je gab.