Bad Dürkheimer Wurstmarkt verzichtet auf Musik

GEMA-Gebühren kosten die Veranstalter 55.000 Euro

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Claudia Deeg
Claudia Deeg
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SWR1

Wer bei einer öffentlichen Veranstaltung Musik spielen möchte, muss dafür eine Gebühr an die GEMA zahlen. Diese Gebühr ist im Vergleich zu vorherigen Jahren drastisch angestiegen.

Wir haben mit Marcus Brill über die erhöhten Kosten gesprochen. Er ist Leiter des Fachbereichs Kultur und Tourismus der Stadt Bad Dürkheim und Marktmeister des Bad Dürkheimer Wurstmarktes, für den eine Rechnung von 55.000 Euro eingegangen ist.

SWR1: Wie kommt diese Summe von 55.000 Euro zusammen?

Brill: Was die Kosten in die Höhe getrieben hat, sind die traditionellen Mackenbacher. Das ist eine kleine Musikgruppe, die umherzieht zwischen den historischen Schubkarchständen und im Wechsel immer wieder fünf bis sechs Lieder spielt.

Dafür haben wir in den letzten Jahren einstellige Beträge bezahlt und jetzt auf einmal kam eine Rechnung über 55.000 Euro, weil man uns vorgehalten hat, wir würden das ganze Festgelände bespielen. Das entspricht nicht der Tatsache und deshalb haben wir uns auch geweigert, die Rechnung dafür zu bezahlen.

Wir werden in diesem Jahr auf die Mackenbacher verzichten, die seit 40 Jahren pfälzerisches Liedgut auf den Dürkheimer Wurstmarkt gebracht haben.

SWR1: Das heißt, die Rechnung ist noch nicht bezahlt. Aber was machen Sie in diesem Jahr? Haben Sie Ihr Konzept geändert?

Brill: Wir werden in diesem Jahr in der Tat auf die Musik verzichten, weil wir auch trotz mehrerer Versuche keine Lösung gefunden haben, wirklich zu erklären, dass wir eine Fläche von rund 4.000 Quadratmetern mit Musik bespielen, keine 40.000 Quadratmeter. Aus diesem Grund werden wir in diesem Jahr auf die Mackenbacher verzichten, die seit 40 Jahren pfälzerisches Liedgut auf den Dürkheimer Wurstmarkt gebracht haben. Es ist sehr traurig, dass die GEMA, die eigentlich für die Musikrechte da ist, am Ende unterbindet, dass man solche Traditionen weiter pflegt.

SWR1: Was sagen die Musiker dazu?

Brill: Die Enttäuschung ist natürlich riesengroß. Es gibt kein Verständnis dafür. Also die spielen unverstärkt zwischen den Schubkarchständen. Die haben eine Fläche von maximal 400 Quadratmetern. Wir geben schon die komplette Fläche von 4.000 Quadratmetern Schubkarchständen an und am Ende sollen wir für 40.000 Quadratmeter bezahlen?

Es geht uns auch nicht nur um den Wurstmarkt, sondern auch um die vielen kleinen Veranstaltungen, wo Musik gespielt wird. Jeder Vorort mit einer Kerwe wird sich diese GEMA-Kosten nicht leisten können.

Wir haben die Sorge, dass Musik auf unseren Festen verschwindet.

SWR1: Ich höre Ihnen an, Sie gehen diesen Rechtsstreit ein und Sie haben einfach einen längeren Atem als die kleineren Veranstaltungen, oder?

Brill: Ja, ich meine, wir haben das gleiche Thema beim Stadtfest, wo wir natürlich auch auf einmal eine viel größere Rechnung bekommen haben, als in den Vorjahren. Man muss einfach sehen, wo die Entwicklung hingeht.

Ich meine die Musiker sollen ihre Rechte bekommen. Aber, wenn ich technisch gar nicht die Möglichkeit habe, die Fläche zu beschallen, ich es rechtlich auch gar nicht darf und am Ende trotzdem dafür bezahlen muss, dann ist das aus Sicht der Stadt Bad Dürkheim ein Fehler im System. Aus diesem Grund werden wir in diesem Jahr auf diese Teile des Wurstmarkts verzichten müssen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

Mehr Informationen

Die GEMA wollte sich auf Anfrage von SWR1 Rheinland-Pfalz zunächst nicht zu der Thematik äußern. Sie verweist aber auf ein Treffen mit Vertretern des rheinland-pfälzischen Städtetags in der kommenden Woche, bei dem das Thema besprochen werden soll.

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