Auch in diesem Jahr sprechen wir zum internationalen Frauentag über Frauen aus der Popgeschichte, die bislang viel zu wenig Beachtung bekommen haben. Mit dieser Spezialfolge wollen wir das ändern. Zu Gast bei Katharina Heinius ist die ehemalige Lucilectric-Sängerin Luci van Org.
Nachdem es im letzten Spezial zum internationalen Frauentag einen Rundumschlag gab zu Frauen, die in den Geschichtsbüchern zu kurz gekommen sind, wie Blueserfinderin Ma Rainey, Rock'n'Roll-Erfinderin Rosetta Tharpe oder Sylvia Robinson, die den ersten kommerziell erfolgreichen Hip-Hop-Song überhaupt produziert hat ("Rapper's Delight" von der Sugarhill Gang), geht es dieses Mal um die Pionierinnen der elektronischen Musik.
Auch in diesem Jahr ist Musikerin, Produzentin, Songwriterin, Autorin und Schauspielerin Luci van Org wieder mit dabei und spricht mit SWR1 Musikredakteurin Katharina Heinius über großartige Frauen der Musikgeschichte.
Die Faszination elektronischer Musik
Für Luci van Org gibt es einen ganz besonderen Punkt, der sie an elektronischer Musik fasziniert:
Das ermächtigt die Musikerinnen und auch Musiker natürlich dazu unabhängiger von anderen zu werden. Wer möchte, kann durch diese Technik alle Rollen, die es beim Musikmachen auszuführen gibt, selber ausführen. Egal, ob Komponistin, Produzentin und auch ausführende Künstlerin.
Auch Luci van Org selbst betreibt aktuell das Projekt "Meystersinger", das sehr stark auf elektronische Musik setzt.
Die Anfänge der elektronischen Musik
Die Anfänge der elektronischen Musik beginnen weitaus früher, als man vielleicht denkt, nämlich schon in den 1920er Jahren mit dem Theremin. Wie dieses obskure Instrument gespielt wird, das erklärt Musikerin Luci van Org, die selbst stolze Theremin-Besitzerin ist, im Meilensteine Podcast.
Und die erste große Theremin-Virtuosin war, die eigentlich als Violinistin ausgebildete Konzertgeigerin, Clara Rockmore. Die hat eine ganz besondere Technik erfunden, um das Instrument zu beherrschen.
"Dr. Who" macht elektronische Musik populär
Dr. Who ist eine der bekanntesten Fernsehserien aller Zeiten und auch eine der Serien, die es schon am längsten gibt. 1963 startete die Serie und auch heute werden noch neue Folgen produziert. Und im Intro der Science-Fiction-Serie gab es schon 1963 elektronische Musik, gespielt von der Mathematikerin Delia Derbyshire auf Synthesizern.
Bis zur "Dr. Who Serie" war elektronische Musik ganz und gar nicht "in aller Munde", wie man so schön sagt, sondern es wurde immer eher verächtlich darauf geschaut, da elektronische Musik "kein Herz und keine Seele" habe.
Heute wird ganz anders auf elektronische Musik geblickt und für diesen Wandel ist auch Delia Derbyshire und ihre Titelmelodie zu "Dr. Who" verantwortlich. Auch deshalb zählt sie für das Musikmagazin "Musikexpress" zu den "100 wichtigsten Frauen im Pop".
Laurie Spiegel, Pionierin der elektronischen Computermusik
Eine der ersten elektronischen Kompositionen aus einem Computer kommen von der US-Amerikanerin Laurie Spiegel. Mit Lochkarten, Klaviatur, Joystick und Tasten komponierte sie 1974 ihren Song "Appalachian Grove 1", mit dem sie die Melodien in die vorher avantgardistische, elektronische Musik brachte und dadurch auch mehr Gefühl.
Während wir elektronische Musik (theoretisch) heute mit dem Laptop gemütlich von der Couch aus machen können, war der Computer, mit dem Laurie Spiegel Musik gemacht hat, so groß wie ein Wohnzimmer, unglaublich teuer und stand in einer Forschungseinrichtung.
Laurie Spiegel komponierte aber nicht nur Musik auf dem Computer, sondern sie hat mit "Music Mouse" auch eines der ersten Computerprogramme zum Musik machen programmiert.
Shownotes
- SWR1 Meilensteine Folge zu "Sports" von Huey Lewis and The News
- Spezialfolge zum Internationalen Frauentag 2023
- SWR1 Leute mit Luci van Org
- SWR Artikel zu Luci van Org
- Clara Rockmore spielt das Theremin
- ARTE-Doku über "verkannte Heldinnen der elektronischen Musik"
- Demo von Music Mouse
- Künstlerseite zum Projekt "Lucina Soteira" von Luci van Org
Über diese Songs wird im Podcast gesprochen
- (08:04) – “The Swan” von Clara Rockmore
- (17:45) – “Dr. Who Titelmelodie” von Delia Derbyshire
- (33:02) – “Appalachian Grove 1” von Laurie Spiegel
- (40:40) – “Three Sonic Spaces” von Laurie Spiegel
- (41:32) – “Offen” von Meystersinger
- (43:18) – “Tempel” von Lucina Soteira
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