"Grönemeyer", so heißt die neue Biografie über das Leben und die Musik von Herbert Grönemeyer. Geschrieben hat das einer, der ihn seit vielen Jahren kennt und mit ihm befreundet ist: Michael Lentz.
Wir haben mit ihm über das Buch und den Künstler gesprochen.
Grönemeyer wuchs in musikalischer Familie auf
SWR1: Man erfährt in dem Buch viel darüber, wie Herbert Grönemeyer aufgewachsen ist. Und wir erfahren, dass die Musik in der Familie immer eine große Rolle gespielt hat.
Michael Lentz: Der Rheinländer sagt "Von nix, kütt nix" und Herbert Grönemeyer hatte das Glück, inmitten des Ruhrpott aus einer gut bürgerlichen Familie zu stammen, die auch noch hochmusikalisch war, bis in die verschiedenen Verwandtschaftsgrade hinein.
Erste Auftritte bei Karnevalsveranstaltungen
SWR1: Grönemeyer hat schon als Kind Musik gemacht und erfahren, was das heißt, vor Leuten aufzutreten, ob in Coverbands und sogar bei Karnevalsveranstaltungen. Das war aber nicht so erfolgreich, schreiben Sie.
Lentz: Nein, aber es hat wesentlich zu seinem späteren Erfolg beigetragen, weil er viele missliche Lagen erleben konnte: Dass zum Beispiel niemand kommt oder dass ihn niemand hören will. Und er hat dort auch seine sehr interessante Gesangstechnik profilieren können, indem er so tat, als ob er Englisch singen würde – Hauptsache, die Endreime der Songs stimmten. So konnte er Bob Dylan, Randy Newman oder Cream nachsingen, ohne sie von den Texten wirklich zu verstehen.
Das hängt auch mit der Erfahrung zusammen, die er mit dem Piraten-Sender "Radio Veronika" vor der holländischen Küste gemacht hat. Dort hat er angefangen, die Songs mit Gitarre nachzuspielen und so zu tun, als ob er sie singen könnte.
Es waren vorrangig englische Songs und das gab ihm einen gewissen Charme, dann auch öffentlich damit aufzutreten. Oder mit französischen Chansons trat er auch in Frankreich auf, ohne dass er wirklich des Französischen von Grund auf mächtig gewesen wäre.
Biografie enthält persönliche Details über Herbert Grönemeyer
SWR1: Grönemeyer ist ein sehr positiver Mensch. Man hat das Gefühl, er sprüht vor Energie, wenn man ihn erlebt. Hat er das von seinem Vater? Der soll ja auch eine Frohnatur gewesen sein.
Lentz: Der Vater war ein großes Vorbild und rezitierte auch in Turnhose, im Garten stehend, Rilke und Goethe. Und vom Vater hat er sicherlich die Energie, aber auch die Unmissverständlichkeit, dass jetzt hier irgendwas verlautbart wird, was mit Freude getan wird und möglicherweise auch ohne Rücksicht auf eine Umgebung, die das vielleicht ein bisschen merkwürdig oder komisch findet.
SWR1: Sie sind seit vielen Jahren mit Grönemeyer privat befreundet. Gab es etwas, was Sie in den Gesprächen mit ihm besonders überrascht hat?
Lentz: Vielleicht nur ein einziger Punkt. Dass nämlich, wie er öffentlich erscheint, sich auch vielfach privat gibt. So voller Energie und aufrichtig, nicht korrumpierbar, verbindlich und freundschaftlich.
Was Grönemeyers Musik so besonders macht
SWR1: Was ist die besondere Qualität von Herbert Grönemeyers Musik?
Lentz: Die Abweichung seiner Stimme von einem Schönheitsideal, auch im Bereich der Popmusik. Dann der umgekehrte Weg des Musik Komponierens, das heißt, die Melodien sind zuerst da und dann wird der Text da "reingedengelt", um es handwerklich auszudrücken. Der Text muss in die musikalischen Strukturen auch rhythmisch hereinpassen.
Herbert Grönemeyer | 27.3.2023 Grönemeyer: "Das ist los" in unserer Gesellschaft
Deutschlands erfolgreichster Popmusiker spricht über Höhepunkte und Niederlagen seiner Karriere und den Zusammenhalt in der Gesellschaft: Grönemeyer ist zurück, mit neuem Album.
Dann arbeitet er mit einem erweiterten harmonischen Arsenal, was von gängigeren Pop-Klischees weggeht. Zum Beispiel mal in den Jazzbereich oder in andere Bereiche, die man von der klassischen Musik her kennt. Das Gesamtpaket ist dann das, was Herbert Grönemeyer ausmacht, mit einem ganz besonderen Zug in der Stimme, die ich als melancholisch bezeichnet habe.
Das Interview führte SWR1 Moderatorin Steffi Vitt.
Mehr zu Herbert Grönemeyer
Mehr Musikthemen
40 Jahre "Last Christmas" von Wham! Andrew Ridgeley: "Last Christmas" ist ein Song für alle Zeiten!
Wir haben mit Andrew Ridgeley über die Entstehungsgeschichte von "Last Christmas" und seine persönlichen Erinnerungen zu dem Song gesprochen.
Übernachten bei Prince, Bono und Jim Kerr Geschenktipp für Weihnachten: Urlaub bei den Stars
Noch kein Geschenk für Weihnachten? Wie wäre es mit einem Urlaub in Jim Kerrs Villa auf Sizilien oder in Prince Haus in Minneapolis? Die Stars laden ein!