In unserem Leben laufen wir viermal um die Erde, wenn wir täglich die gesundheitlich empfohlenen 8000 bis 10 000 Schritte tun. Ganz schön unterschätzt, was unsere Füße dabei leisten, richtig?
80 Prozent der Deutschen sagen, sie leiden unter Problemen mit den Füßen. Ob Achillodynie, Bänderrisse, Hallux Rigidus oder der Fersensporn. Die Orthopädin und Oberärztin für Unfallchirurgie, Yvonne Kollrack, verrät Tipps und Tricks, wie Sie Fußprobleme vermeiden und behandeln können.
Auswirkungen auf den ganzen Körper
Schon kleinste Störungen der ausgeklügelten Mechanik des Fußes wirken sich massiv auf unser Wohlbefinden aus. Deshalb sollten Sie auf Ihre Füße achten, vielem können Sie nämlich rechtzeitig vorbeugen. Die meisten Fußprobleme entstehen durch falsche oder zu enge Schuhe, die unseren Fuß in eine Fehlbelastung zwängen.
Probleme mit dem Hallux Valgus (Ballenzeh)?
Probleme mit dem Ballenzeh treten sehr häufig auf. Es trifft meist Frauen - 2 ½ bis 10-mal mehr als Männer. Beim "Hallux Valgus" weicht die Großzehe nach außen ab, gleichzeitig weicht der erste Mittelfußknochen mit seinem Köpfchen nach innen ab. Dieses herausgetretene Mittelfußköpfchen bildet dann den Ballen, der am Schuh reibt und - neben kosmetischen Problemen - schmerzhafte Druckstellen und Entzündungen hervorruft.
Der kleine Bruder des Ballenzehs: der Hallux Ridigus
Der "Hallux Rigidus" ist ein Knorpelverschleiß im Großzehengrundgelenk, der zu Schmerzen und der Einschränkung der Beweglichkeit (vor allem beim Abstoßen) führt. Bei dieser Arthrose bilden sich oft Knochenvorsprünge, die dann noch zusätzlich drücken und die Beweglichkeit einschränken.
Sie können die Schmerzen lindern, indem Sie einen Schuh mit einer etwas festeren Sohle tragen. Wenn Sie es gar nicht mehr aushalten, können der Hallux Rigidus und die Knochenvorsprünge operativ mit einer sogenannten Cheilektomie entfernt werden. Vor allem bei älteren Menschen ist es durchaus üblich, das Großzehengrundgelenk komplett zu versteifen, um den Schmerz weg zu nehmen.
Schon mal vom "Tennis Toe" gehört?
Einen "Tennis-Zeh" bekommt man zum Beispiel beim Wandern. Der Fuß rutscht im Schuh nach vorne und der große Zeh - als längste Zehe - stößt vorne an. Dadurch entsteht eine Prellung am Nagelbett, es läuft Blut unter den Nagel. Der hebt sich ab und verfärbt sich. Um einen "Tennis Toe" zu vermeiden können Sie z.B. beim Wandern darauf achten, mit der Ferse zuerst aufzukommen und nicht mit dem Vorfuß. Damit verhindern Sie eine "Rutschbahn" im Schuh.
Außerdem sollten Sie sich im Fachgeschäft beraten lassen und einen Wanderschuh mit etwas weniger Absatz auswählen: Der Absatz ist zwar beim Bergauf-Gehen unterstützend, bergab jedoch schlecht, weil der Fuß immer wieder nach vorne rutscht. Auch Wanderstöcke helfen, das Rutschen im Schuh zu vermindern.
Bänderriss: schonen oder gleich belasten?
Die Belastbarkeit des Fußes ist im Allgemeinen durch einen Bänderriss nicht eingeschränkt. Denn rein mechanisch sind keine Strukturen betroffen, die eine Entlastung erfordern würden. Der Bänderriss führt dazu, dass die Sprunggelenksgabel mehr oder weniger instabil wird, je nachdem wie ausgeprägt der Riss ist.
Meistens wird der Bänderriss mit Hilfe einer vorgefertigten Schiene behandelt, die Sie in normalen Schuhen tragen können (am besten sind etwas "ausgelatschte" Sportschuhe). Auch Belastung ist dann kein Problem, solange Sie dabei keine Schmerzen haben - und wenn es rein mechanisch geht, Sie also keine Knöchelchen- oder Knorpelprellungen haben. Es ist sogar gut, wenn Sie den Bänderriss belasten: damit senken Sie nämlich die Thrombosegefahr.
Was macht die Achillessehne so kompliziert?
Die Achillessehne ist mit einer Breite von ein bis zwei Daumen die dickste Sehne unseres Körpers. Sie stabilisiert uns und muss, zusammen mit dem Wadenmuskel, beim Stehen und Gehen ständig dafür sorgen muss, dass wir nicht nach vorne kippen. Die dicke Sehne hat den Nachteil, dass sie im Inneren sehr schlecht durchblutet ist, weil die Blutversorgung der Sehne nur von außen über ihre Hülle kommt. Im Inneren der Sehne würden die Blutgefäße nur stören.
Im Laufe des Lebens können Mikroschäden an der Sehne entstehen. Der Körper versucht, diese zu reparieren und lässt Blutgefäße einsprießen. Dadurch kommt es zu Entzündungsprozessen in der Achillessehne: Das tut weh und führt dazu, dass die Sehne immer unelastischer wird. Und das wiederum kann dann aus heiterem Himmel zu einem Riss führen.
Sie können die Achillessehnen durch Dehnungsübungen flexibel halten. Stellen Sie sich mit dem vorderen Teil des Fußes auf eine Treppenstufe und halten Sie sich am Geländer fest. Bei gestrecktem Knie einmal auf die Zehenspitzen gehen und dann die Fersen absenken, für gut 15-30 Sekunden halten. Wichtig ist es, das Knie durchgestreckt zu lassen, sonst funktioniert die Übung nicht. Empfehlung: je 15 Durchgänge pro Seite, und das jeweils morgens, mittags und abends. Vorteil: Sie trainieren neben der Achillessehne auch die Muskulatur.
Achillessehnen-OP – wird es wieder so wie vorher?
Nach der Operation ist die Achillessehne natürlich nicht in ihrem Originalzustand. Es gibt zwei Methoden, wie man sie behandeln kann, dabei wägt der Arzt Vor- und Nachteile sowie Beanspruchung ab.
1. Konservative Behandlung, also ohne Operation
Es muss Sinn machen, die Sehne "einfach nur so" ausheilen zu lassen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Sehnen-Enden, die gerissen sind, Kontakt miteinander haben. Dann wird der Fuß in einen Spezialstiefel gesteckt, damit die Position des Fußes so gehalten wird, dass die Sehnen-Enden in Kontakt bleiben und heilen.
2. Operative Behandlung
Zum einen gibt es den konventionellen Eingriff, bei der ein Schnitt gemacht wird, mit dem der Arzt die Sehne offen vor sich liegen hat und direkt an ihr arbeiten kann. Zum anderen gibt es den "minimalinvasiven" Eingriff (über kleine Schnitte werden Spezialinstrumente eingeführt), bei dem das Risiko einer Wundheilungsstörung gesenkt ist. Beide Eingriffe haben Vor- und Nachteile, führen aber zu den gleichen Ergebnissen. Wichtig ist und bleiben bei beiden Methoden die richtige Nachbehandlung und die Dehnungsübungen.
Tipps gegen einen Fersensporn
Der Fersensporn ist eine "Ausziehung" am Fersenbein. Er entsteht an der Fußunterseite, an der Stelle, wo das Fußsohlenband aus dem Fersenbein entspringt und nach vorne zu den Fersenballen zieht.
Die übliche Methode zur Behandlung des Fersensporns ist eine Einlage, die die schmerzhafte Stelle entlastet. Eine wichtigere Methode ist aber, das Längsgewölbe zu stärken und das Fußsohlenband zu dehnen (mit der oben beschriebenen Achillessehnen-Übung auf der Treppe). Außerdem spielt das Körpergewicht eine Rolle: je schwerer man ist, desto mehr Druck lastet auf dem Längsgewölbe. Deswegen schmerzt es vor allem an der Innenseite der Ferse und zieht in den Vorderfuß.
Bei Fersensporn kann aber auch ein "Kinesiologisches Tape" helfen. Dieses Spezialband wird so um den Fuß geklebt, dass das Fußsohlenband entlastet wird. Im Zweifelsfall kann die Stelle aber auch mit Cortison behandelt werden. Das schadet jedoch dem Körper, weil es die Bänder und Sehnen schwächt und es dadurch zu einem Riss kommen kann.
Was Sie beim High Heels tragen beachten sollten
In High Heels verlagert man seinen Körperschwerpunkt nach vorne - das muss mit dem Rest des Körpers ausgeglichen werden, um den Fuß möglichst zu entlasten. Die meisten gehen dabei ins Hohlkreuz, was natürlich dann auf den Rücken schlägt. Wichtig, wenn man High Heels tragen möchte: Sie brauchen eine starke Bauchmuskulatur. Um den Körperschwerpunkt auszugleichen, das Becken nach hinten kippen und die Bauchmuskulatur anspannen. So können Sie High Heels tragen und gleichzeitig ein kleines Bauch-Workout machen.