Eine falsche Songzeile, ein missverständlicher Titel - oder ganz bewusst provozierend: fertig ist der Skandal. Wir präsentieren: die größten Skandal-Songs der letzten Jahrzehnte.
Mit Lustgestöhn an die Spitze der Charts
"Je t'aime… moi non plus"ist wohl einer der bekanntesten Skandal-Songs überhaupt. Seinerzeit von den meisten Radiosendern boykottiert, wurde der Stöhngesang von Serge Gainsbourg und Jane Birkin dennoch zu einem der größten französischen Musikerfolge. Allein in Frankreich wurde der Titel 750.000-mal verkauft. Konservativen Kreisen war dieses Lied ein so großer Dorn im Auge, dass es im Vatikan sogar kurzzeitig zu einer Verhaftung des Verantwortlichen der Plattenfirma kam.
Die Originalversion stammt im Übrigen von Serge Gainsbourg und seiner verflossenen Liebe Brigitte Bardot. Die Kult-Blondine bat Gainsbourg jedoch direkt nach den Aufnahmen, das Lied aus Respekt vor ihrem damaligen Lebensgefährten nicht zu veröffentlichen.
Was war so anstößig an Donna Summers "Love To Love You Baby"?
Laut BBC beinhaltete die über 16-minütige Originalversion des Songs geschlagene 23 Orgasmen. Für Radiostationen in der damaligen Zeit ein untragbarer Zustand. Dieser Koloss von Lied wurde entweder gekürzt – oder erst gar nicht im Radio gespielt.
Aufgenommen wurden die "musikalischen Höhepunkte" im Münchner Tonstudio von Pete Bellotte, komponiert und produziert hatte es der damalige "König des Disco", Giorgio Moroder. Auf die Frage, ob sie bei den Aufnahmen von etwas bestimmtem phantasiert habe, antwortete Donna Summer später einmal in einem Interview "Yes, about my handsome boyfriend Peter" ("Ja, von meinem hübschen Freund Peter").
"The Pill" als Song-Aufreger der Siebziger
Obwohl die Anti-Baby-Pille auf dem amerikanischen Markt schon viele Jahre vorher erhältlich war, löste das Lied „The Pill“ von Loretta Lynn 1972 eine gewaltige Welle der Empörung aus. Die sexuelle Selbstbestimmung der Frau, von Lynn in einen Song verpackt, war im prüden Amerika dann doch zu direkt und wurde prompt von allen Radiosendern verbannt.
Fräulein Marmelade
Der etwas unschuldige Titel des Songs täuscht beim Hören nicht darüber hinweg, dass es sich bei "Lady Marmalade" um ein absolut skandalwürdiges Lied handelt. In der Version von LaBelle aus dem Jahr 1975 stehen die drei Frontsängerin im mehr oder weniger züchtigen Federgewand auf der Bühne und singen "voulez vous coucher avec moi ce soir" ("Möchtest Du heute Nacht mit mir schlafen"). Eine so direkte Aufforderung zum abendlichen Sex hatte es bislang nicht gegeben – der Song kam auf den Index.
Im Jahr 1975 war der Song also noch ein echter Skandal. 2002 kam er dann als Cover noch einmal in die Charts: die Version von Pink, Christina Aguilera, Lil‘ Kim und Mýa war Teil des Film-Soundtracks von "Moulin Rouge". Das Publikum: kein bisschen geschockt - weder durch die knappen Straps-Kostüme noch durch den schlüpfrigen Text…
Vom Skandal im Sperrbezirk zum Skandal-Song
Das Lied über eine Prostituierte namens „Rosi“ aus dem Münchner Sperrbezirk brachte der "Spider Murphy Gang” im Jahr 1981 ihren großen Durchbruch und gleichzeitig einen heftigen Skandal. Die im Lied genannte Rufnummer „32-16-8“ von “Rosi” exisitierte zu dieser Zeit tatsächlich noch mancherorts und wurde von Fans des Songs so oft gewählt, dass die Band sogar Änderungen der Rufnummern bezahlen musste. Die Ode an Rosi, die Prostituierte, fand wohl auch durch ihr forsches Vokabular großen Anklang bei ihren jüngeren Zuhörern.
Das Rammstein-Prinzip
Immer wieder schafft es die Band Rammstein mit dem ein oder anderen Skandälchen in die Schlagzeilen der Zeitungen.
Das Album „Liebe ist für alle da“ aus dem Jahr 2009 war aber selbst für die Skandal-erprobte Band eine ziemliche Ausnahme. Das Album wanderte sofort auf den Index. Grund für die Indizierung war der Song „Ich tu dir weh“. In mehreren Strophen verherrlichte die Band diverse Sado-Maso-Praktiken und animierte zum ungeschützten Geschlechtsverkehr.
Folgende Textzeilen sind ein noch recht “braver” Ausschnitt des heftigen Texts, der zur Indizierung führte.
Von YouTube verbannt, feierte das Lied seine Premiere übrigens auf einer Erotikseite…
Die Kunst der Beleidigungsfreiheit
Bushido ist wohl einer der umstrittensten Rapper Deutschlands. Nach der Veröffentlichung seines Raps „Stress ohne Grund“ kam auch prompt jede Menge Stress auf Bushido zu. Das aber aus diversen Gründen.
Politiker wie Claudia Roth und Klaus Wowereit, die im Text Erwähnung fanden, verklagten den Interpreten wegen beleidigender Zeilen mit sexuell expliziten Anspielungen (die wir hier nicht wiedergeben) und dem Aufruf zu Körperverletzung („Ich schieß auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz“). Das gesamte Album, auf dem der Song erschienen war, wurde als jugendgefährdend eingestuft und auf den Index gesetzt.
Der Skandalsong "unter dem Radar"
Ein Titel darf in dieser Aufstellung nicht unerwähnt bleiben: "Bobby Brown (Goes Down)" von Frank Zappa. Selbst Englisch sprechenden Menschen ist die Bedeutung von Teilen des Textes nicht unbedingt klar, denn zwischen eindeutigen sexuellen Anspielungen stehen immer wieder Passagen mit Beschreibungen von nur für "Eingeweihte" verständlichen Sexual-Praktiken.
Sagen wir also mal so: würde es von diesem Song eine eindeutig verständliche deutsche Übersetzung geben, wäre dieser Song nicht nur im Veröffentlichungs-Jahr 1979 nicht im Radio gelaufen. So lief er - quasi unter dem Radar...