Behutsam nähert sich Wenders dem Werk des japanischen Meisterregisseurs Yasujiro Ozu und führt uns vor Augen, dass es Menschlichkeit ist, wonach wir uns sehnen, wenn wir ins Kino gehen.
Inhaltsverzeichnis
Tokyo-Ga - Filminhalt
Grell leuchtet die Stadt. Schreit Töne. Donnert Bewegung. Sich türmende Widersprüche einer Metropole. Tokyo. Auf einem Friedhof feiern Männer ein Picknick. Anderswo tanzen Jugendliche zum Dröhnen ihrer Ghettobluster. In Molochmaschinen klackern Metallkugeln. Glück ist Geld. Geld kein Glück. Doch dieser Film beginnt leise, demütig fast: mit einer Szene aus Yasujiro Ozus Spielfilm Tokyo Monogatari. Ein älteres Ehepaar bereit sich auf eine Reise zu ihren Kindern in der Metropole vor. Es ist ein Abschied im Aufbruch. Berückend montiert Wenders in das gellend Giftige der Metropolenbilder eine behutsame Annäherung an das Werk des japanischen Meisterregisseurs. Lässt Zeitzeugen sprechen. Voller Wehmut über den Verlust des Meisters, voll Erinnerung an die Zusammenarbeit mit ihm. „Ozus Werk braucht mein Lob nicht.“ Memoriert Wenders im Off. „Solch einen ‚heiligen Schatz des Kinos’ gibt es auch nur in der Vorstellung. Meine Reise nach Tokyo war also keine Pilgerfahrt.“ So wird diese filmische Erzählung über Japan, Tokyo und Ozu zu einer Selbstbefragung und Selbstvergewisserung der eigenen filmischen Arbeit. Porträt der eigenen Individualität vor dem Hintergrund einer belebenden, weil noch lebendigen filmischen Tradition. Augen auf!
Tokyo-Ga - Biographie des Regisseurs
Wim Wenders, *1945, Düsseldorf, ist deutscher Regisseur und Fotograf. Zusammen mit anderen Autorenfilmern gründete er 1971 den Filmverlag der Autoren. Mit Filmen wie Paris, Texas oder Der Himmel über Berlin erreichte er ab den 1980er Jahren weltweite Bekanntheit. 1991 bis 1996: Vorsitzender der Europäischen Filmakademie und seitdem bis Ende 2020 deren Präsident. 2002 bis 2017: Professor für Film an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. 2023 mit zwei Filmen in der „Official Selection“ des „Festival de Cannes“.
Tokyo-Ga - Credits
Filmlänge | 92 Minuten |
Regie | Wim Wenders |
Kamera | Edward Lachmann |
Schnitt | Solveig Dommartin, Jon Neuburger, Wim Wenders |
Ton | Hartmut Eichgrün |
Musik | „Dick Tracy“, Loorie Petitgand, Meche Mamecier, Chico Rojo Ortega |
Produktion | Chris Sievernich, Wim Wenders Produktion / Gray City Inc. für WDR |
FSK | 12 |