In der vergangenen Saison haben die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart alles gewonnen, was es in Deutschland zu gewinnen gibt. Das Team hat sich sehr verändert - ist der Anspruch geblieben?
Konstantin Bitter brüllt und in der Scharrena, in der sich die Stuttgarter Volleyballerinnen auf den Saisonstart gegen Schwarz-Weiß Erfurt vorbereiten (28.09., 19 Uhr), ist es schlagartig still. Der Trainer von Allianz MTV Stuttgart hat ein eher ruhigeres Gemüt, deshalb zuckt man kurz zusammen, wenn er seine Stimme erhebt. Aber in diesem Moment ist Bitter, 34, so genervt, dass ein kurzer Schrei sein Team aufrütteln soll. Kurz danach spricht er, inzwischen in seiner üblichen Tonlage, in aller Seelenruhe mit seinen Spielerinnen über "mistakes" (zu Deutsch: Fehler), die es zu vermeiden gelte. Nicht jede Spielerin dürfe immer wieder die gleichen "mistakes" machen, man müsse aus den "mistakes" der anderen lernen. Bitter weiß, dass er ein talentiertes, dynamisches Team hat, aber eben auch ein sehr junges. Es müsse noch "viel" lernen, "sehr viel".
Deutsche Nationalspielerin als neue Stütze
In seiner ersten Saison als Trainer in Stuttgart hat er den Supercup, den DVV-Pokal und die Meisterschaft gewonnen. Besser hätte es nicht laufen können, aber kann diese Geschichte wiederholt werden? "Es ist einfach eine neue Geschichte. Wir müssen dieses neue Team aufbauen. Das braucht Zeit und Geduld." Es kommt auch auf die richtige Balance an zwischen jung und erfahren, zwischen den Alt-Bekannten und den neun Neuen.
Eine von ihnen ist die deutsche Nationalspielerin Antonia Stautz, 30, die vom Konkurrenten SC Potsdam nach Stuttgart gewechselt ist. "Wenn man in Deutschland in der Volleyball-Bundesliga spielt ist Stuttgart der Verein, wo man hinmöchte, wenn so ein Angebot kommt, geht man dahin", sagt sie und erklärt, dass sie mit ihrer Erfahrung den jungen Spielerinnen eine Hilfe sein möchte, auch neben dem Spielfeld.
Vier Spielerinnen sind geblieben, einige Schlüsselspielerinnen gegangen
Vier Stammkräfte, darunter Krystal Rivers und die neue Kapitänin Roosa Koskelo, sind beim MTV geblieben. Anderen Schlüsselspielerinnen wie die niederländische Zuspielerin Britt Bongaerts (Galatasaray Daikin) oder Nationalspielerin Monique Strubbe (Volley Bergamo) war die beste Mannschaft Deutschlands nicht mehr attraktiv genug. "Das hat mit dem Geld zu tun. In Italien und der Türkei sind die Etats einfach viel, viel höher. Auch in Polen. Wir sind immer ein Sprungbrett gewesen, eigentlich ist es auch in Ordnung, aber wir müssen schon schauen, dass wir das Niveau in der deutschen Volleyball-Bundesliga halten", sagt MTV-Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema. Sie mache sich Sorgen um die Bundesliga, die aus ihrer Sicht "gesünder" werden müsse. Es gebe zu wenige und zu wenige sehr gute Teams. Dennoch glaube sie an eine sehr spannende Liga, Schwerin und Dresden seien die größten Konkurrenten.
Erfolg im Supercup
Gegen das Team aus Mecklenburg-Vorpommern haben sie den ersten Titel schon geholt. Im Supercup bezwangen sie den SSC Palmberg Schwerin 3:1. Und Neuzugang Stautz macht deutlich, dass sich trotz vieler neuer Gesichter am Selbstverständnis nichts geändert habe: "Unser Anspruch ist es auf jeden Fall, alle drei Titel wieder zu holen, ja."
Die neue Geschichte, von der Trainer Bitter spricht, beginnt also gewissermaßen wie die alte - und die Stuttgarterinnen sind guter Dinge, dass sie auch so weitergeht.