Im April qualifizierte sich der Schwergewichtsringer Jello Krahmer für die Olympischen Spiele in Paris. Per Fundraising sammelt er nun Spenden für die optimale Vorbereitung.
Dass die erste Teilnahme bei Olympischen Spielen etwas ganz Besonderes für einen Athleten ist, daraus macht Jello Krahmer keinen Hehl. "Es ist auf jeden Fall der größte Moment meiner Karriere bisher", sagt der Schwergewichtsringer zu SWR Sport, als er über seine Qualifikation für Paris im April in Baku (Aserbaidschan) spricht.
"Es war wunderschön für mich zu sehen, wie meine mitgereiste Familie, meine Angehörigen, meine Lieben Tränen in den Augen hatten und sich für mich gefreut haben", erzählt der zweifache deutsche Meister und lässt dabei seinen Erfolg noch einmal Revue passieren.
"In so einem Moment brechen natürlich alle Dämme. Da fließen dann auch Tränen. Ich war unglaublich stolz. Es zu beschreiben ist wirklich schwer", erinnert sich auch Jello Krahmers Trainer und Stiefvater Sedat Sevsay an den Moment zurück.
Ringer Jello Krahmer: Mit viel harter Arbeit nach Paris
Dabei sei der 28-Jährige vom ASV Schorndorf gar nicht unbedingt mit dem größten Ringer-Talent gesegnet worden, wie Sevsay verrät. "Durch viel harte Arbeit und Analyse" aber habe er es geschafft, sich dennoch in die Weltspitze zu ringen.
Auch Bundestrainer Michael Carl weiß um die Stärken seines Schützlings: "Er weiß genau, was er will und arbeitet sehr intensiv dafür. Er versucht immer wieder, sich weiterzuentwickeln. Sein Fleiß und seine Professionalität sind vorbildlich", sagt Carl. "Es macht unglaublich viel Spaß, mit ihm zu arbeiten."
Ringen Schwergewichtsringer Jello Krahmer löst das Olympia-Ticket
Griechisch-römisch-Spezialist Jello Krahmer schafft den Sprung zu den Sommerspielen. Sein Klubkollege scheitert knapp. Am Wochenende gibt es beim Quali-Turnier in Baku weitere deutsche Chancen.
Die harte Arbeit also ist es, die Jello Krahmer auszeichnet - und die Zusammenarbeit mit seinen Trainern, wie er selbst verrät. "Ich versuche immer, so detailgenau wie möglich umzusetzen, was meine Coaches mir sagen. Das klappt manchmal mehr und manchmal weniger", sagt er und lacht.
"Wildfang" Krahmer liebte es schon immer, zu raufen und zu kämpfen
Obwohl der damals noch kleine und schmächtige Jello Krahmer wie so viele Jungs in seinem Alter zunächst mit dem Fußballspielen und der Leichtathletik begann, schien der Weg ins Ringen wie vorbestimmt. "Ich habe es immer schon geliebt, zu kämpfen und zu raufen", sagt Krahmer rückblickend: "Das Ringen war dann einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort."
Auch seine Mutter Sonja erinnert sich noch gut an frühere Zeiten. "Er hat immer schon gerne eng gespielt und gerne mal angelangt. Er war halt so ein bisschen ein kleiner Wildfang", sagt sie über ihren Sohn, der mittlerweile alles andere als klein und schmächtig ist.
130 Kilogramm geballte Power
Mit über 1,90 Meter und rund 130 Kilogramm ringt Jello Krahmer im griechisch-römischen Stil in der schwersten Gewichtsklasse, die es gibt: dem Superschwergewicht. Das Motto ist dabei aber nicht etwa "viel hilft viel", wie der in Lorch bei Schorndorf aufgewachsene Krahmer verrät.
"Das Richtige muss da sein", sagt er. "Du brauchst viele Muskeln, viel aktive Masse, die dich auch stärker und leistungsfähiger macht und nicht etwa in der Sportart einschränkt."
"Trainingspartner sind Mangelware"
Das Problem in der Gewichtsklasse der Superschwergewichtler: Es gibt sie nicht wie Sand am Meer - zumindest nicht in Deutschland und nicht auf Krahmers Leistungsniveau. "Trainingspartner, insbesondere im Schwergewicht, sind Mangelware", sagt auch Sedat Sevsay.
Längst schauen sich der Trainer und ehemalige Bundesligaringer und sein Stiefsohn in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele nach Alternativen um. "Man muss da im Ausland nach Trainingspartnern schauen. Jello selbst ist auf Eigeninitiative schon zweimal in die Türkei geflogen", sagt Sevsay.
Doch an hochwertige ausländische Trainingspartner zu kommen, ist gar nicht so einfach - das weiß auch Bundestrainer Michael Carl: "Mittlerweile wollen ausländische Athleten auch Gagen haben und bezahlt werden, wenn sie kommen. Das sind Dinge, die neben Unterkunft und Verpflegung ja auch finanziert werden müssen und die über Bundesmittel nicht finanzierbar sind." Auch deshalb findet er es "grundsätzlich eine gute Geschichte", dass Jello Krahmer eine Spendenaktion gestartet hat.
Fundraising für die optimale Olympia-Vorbereitung
Seit Ende Mai läuft ein Fundraising-Projekt, um über gesammelte Spendengelder Trainingspartner für den Olympia-Teilnehmer zu finden und zu finanzieren. "Das ist einfach ein Projekt, um so viel PS wie möglich aus mir herauszuquetschen und mich so leistungsfähig wie möglich für Paris zu machen", sagt Krahmer.
Um weitere Spenden zu sammeln und um seine Unterstützer kennenzulernen, veranstaltete er in Schorndorf zuletzt auch ein Grillevent. "Ich bin echt dankbar für den tollen Support, den ich erfahre. Egal, wo ich hingehe, die Leute wünschen mir nur das Beste. Das erfreut mich unfassbar und motiviert mich, auch im Training noch mehr zu geben", dankt der Ringer allen Unterstützern.
Dank der Spenden hat Jello Krahmer mit dem Georgier Iakob Kadschaia, Silbermedaillen-Gewinner von Tokio, den ersten Trainingspartner bereits gefunden. Weitere sollen noch folgen.
Jello Krahmer: Mit kühlem Kopf die Mission Paris angehen
Am 5. und optimalerweise auch noch am 6. August ist es dann soweit: Jello Krahmer tritt bei seinen ersten Olympischen Spielen in Paris an. "Ich freue mich unglaublich darauf. Es ist etwas sehr, sehr Großes. Es ist meine Mission, dort Gas zu geben und erfolgreich zu sein, aber ich behalte trotzdem einen kühlen Kopf", sagt Krahmer.
"Der erste Schritt ist schon getan", weiß seine Mutter Sonja. "Hoffen wir mal, dass Fortuna auch noch mit dabei ist."