Bei Olympia 2024 in Paris holte Zehnkämpfer Leo Neugebauer Silber. Die Heimkehr nach Leinfelden-Echterdingen war für den 24-Jährigen ein Triumph-Marsch.
Einen Tag nach seinem Triumph in Paris konnte es Leo Neugebauer kaum glauben: Er stand auf dem Balkon seines Domizils im Olympischen Dorf und schaute immer wieder auf seine Silbermedaille, nahm sie in die Hand, ließ sie im Sonnenlicht glänzen und schüttelte immer wieder den Kopf - als wollte er sichergehen, dass er das alles nicht bloß geträumt hat.
Doch als der Zehnkämpfer am Montag nach Deutschland zurückkehrte war klar: Paris, Olympia, der Zehnkampf, seine 8.748 Punkte waren kein Traum - und die Silbermedaille, die sich der Modell-Athlet erkämpft hat, ist tatsächlich echt. "Für mich ist es auch was Krasses, dass die jetzt mir gehört. Das werde ich in den nächsten Tagen erstmal sacken lassen", sagte Neugebauer seinem Empfang in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen).
Neugebauer feiert lieber in der Heimat
Neugebauer ist nicht mit dem Team-D-Sonderzug über Köln gefahren. Er wollte lieber heim zu Family and Friends. "Es muss einfach so sein. Ich komme von hier und die Leute hier sind richtig gute Supporter."
Allerdings führte der Weg nach Hause erst einmal auf den Sportplatz der SpVgg Stetten, wo Neugebauer mit Fußball angefangen und auch die ersten Schritte in der Leichtathletik gemacht hat. Eigentlich sollte es nur eine kleine Grillparty vor dem elterlichen Haus werden - "für die Leute, die Leo in Paris unterstützt haben", wie Vater Terrence Neugebauer im Interview mit SWR Sport sagte. Aber dann kam der ganze Sportverein zusammen. Etwa 150 Fans wollten den Silbermedaillen-Gewinner sehen.
Döner als Lohn für die harte Arbeit
Die mussten jedoch ein paar Minuten auf ihren Helden warten, denn der musste dringend noch ein heißgeliebtes Ritual pflegen: Wenn Leo Neugebauer nach Hause kommt, geht es erstmal zum Döner-Imbiss. "Da war ich schon, ich habe vorhin zwei geholt." Frisch gestärkt konnte die Party dann losgehen.
"Leo the German" holt erste Olympia-Medaille seit 28 Jahren
Neugebauer ist erst der elfte Zehnkämpfer aus Deutschland, der eine Olympia-Medaille gewinnen konnte. 28 Jahre seit dem Silber-Coup von Frank Busemann in Atlanta mussten die Fans auf einen wie "Leo the German", wie er sich in den sozialen Medien nennt, warten.
Neugebauer hatte sogar mit der Goldmedaille geliebäugelt und war nach dem ersten Tag auch in Führung. Dann rutschte er aber noch auf Rang zwei ab. Denn 23-Europameister Markus Rooth aus Norwegen hatte nach reihenweise persönlichen Bestleistungen mit 8.796 Punkten in der Königsdisziplin der Leichtathletik 48 Zähler Vorsprung vor dem Weltjahresbesten Neugebauer. Aber auch damit war Neugebauer überglücklich. "Die Stimmung war einfach verrückt dort und einfach diesen Wettkampf machen zu dürfen - das war sehr, sehr cool. Es war mir eine Ehre", hatte Neugebauer in Paris gesagt.
Neugebauers Familie "stolz und überwältigt"
Auch für die Familie war es ein emotionaler Moment: "So stolz und so überwältigt", sagte Mutter Diana Neugebauer. "Gerade nach dem 1.500-Meter-Lauf, als wir festgestellt haben, 'wow, das hat doch noch für Silber gereicht', da sind uns tausend Steine vom Herzen gefallen. Leon hat in meinen Armen geweint. Das hat der das letzte Mal vor ach wie vielen Jahren gemacht. Also das war schon ganz emotional."
Neugebauer als Vorbild
Der Olympia-Held bleibt noch etwa zwei Wochen in seiner schwäbischen Heimat. "Ein kleines bisschen trainieren, etwas relaxen und die Zeit in meiner Heimat genießen." Danach geht es zurück in seine Wahlheimat Texas. Mit seinem großartigen Olympia-Auftritt könnte er die SpVgg Stetten, deren Ehrenmitglied Neugebauer seit Montagabend ist, zu einer neuen Leichtathletik-Hochburg gemacht haben. "Ich habe schon gehört, dass ich hier einige inspiriert habe. Und es gefällt mir gut, dass ich so einen positiven Influence in der Welt habe."