Handball | Rhein-Neckar Löwen

Löwen-Neuzugang Ivan Martinovic: Mehr als nur ein Rückraumshooter

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Autor/in
Marius Rinkel

Ivan Martinovic ist einer der Gründe für den starken Saisonstart der Rhein-Neckar Löwen. Die Verbindung aus Torgefahr und defensiver Qualität macht ihn auch vor dem Spitzenspiel bei den Füchsen Berlin zum Hoffnungsträger.

Es ist die letzte Aktion des Trainings der Rhein-Neckar Löwen: Ivan Martinovic steht in der Abwehr, ihm gegenüber Sebastian Heymann. Der wurfgewaltige deutsche Nationalspieler Heymann bekommt den Ball, macht zwei kurze Auftaktschritte und feuert den Ball per strammem Unterarm-Wurf in Richtung Tor. Doch Martinovic ist schneller, sein Arm sticht zur Seite, es klatscht, ein kurzer Schmerzensschrei - dann liegen sich Heymann und Martinovic lachend in den Armen.

"Sebastian zu verteidigen, kann schmerzhaft werden", sagt Martinovic im Anschluss lachend über den Block gegen seinen Zimmerkollegen bei Auswärtsfahrten. "Deswegen freue ich mich umso mehr, dass er bei den Spielen mit mir zusammen aufläuft." Gemeinsam mit Heymann stieß er im Sommer zu den Löwen. Beide hatten wegen der Olympischen Spiele eine verkürzte Vorbereitung, akklimatisierten sich aber derart schnell, dass der Saisonstart mit dem Sieg gegen Rekordmeister THW Kiel (32:27) sensationell gelang. Martinovic wurde als bester Torschütze (10 Tore) sogar "Man of the Match". "Meine Mitspieler haben es mir aber auch leicht gemacht, die Tore zu erzielen", sagt Martinovic bescheiden.

Löwen mit vier Siegen aus fünf Spielen

Mit vier Siegen aus den ersten fünf Ligaspielen liegen die Löwen auf Rang drei der Tabelle und haben die Erwartungen bisher übertroffen - trotz des schwierigen Auftaktprogramms. "Viele hätten nicht gedacht, dass es so ein geiler Start wird", sagt der 26-Jährige. Das Team selbst habe nach der guten Vorbereitung aber zu hundert Prozent daran geglaubt.

Martinovic und Heymann sind zwei der Garanten für den guten Start. Der Hochgeschwindigkeitshandball, den Trainer Sebastian Hinze und der neue Sportchef Uwe Gensheimer spielen lassen wollen, ist mit den beiden sehr gut umsetzbar. Gerade der gebürtige Wiener Martinovic, mit 45 Toren aktuell Führender der Torschützenliste, und Mittelmann Juri Knorr helfen sich gegenseitig enorm. "Mit Juri ist es ganz einfach zu spielen", lobt Martinovic seinen Spielmacher. "Er nimmt so viele Zweikämpfe auf sich und schafft dadurch viel Platz für den Rückraum. Ich bin mega happy, dass ich mit so einem Weltstar zusammenspielen kann."

Im Gegenzug hilft auch Martinovic, der oft zwei Männer auf sich zieht, Freiräume für Knorr zu schaffen. Außerdem ist er defensiv eine Hilfe für das Team von Coach Hinze. "Es wird immer viel von seiner Offensivleistung gesprochen, aber ich finde, dass er uns auch defensiv viel bringt", lobt Hinze seinen vielseitigen Neuzugang. Ein Punkt, der bei Martinovics Wechsel nach Mannheim eine große Rolle gespielt hat, wie der Rückraumshooter verrät: "Ich habe viel mit Sebastian geredet und wusste, dass ich hier noch mehr Chancen bekomme, mich auf beiden Seiten des Felds weiterzuentwickeln."

Martinovic hilft auch in der Abwehr

Doch nicht nur spielerisch hilft Martinovic dem Team weiter. "Er hat sehr viel Energie, ist ein lustiger Typ und passt hier sehr gut rein, das merkt man", sagt Hinze über seinen Spieler. Der beschreibt sich wiederum als "gesunde Mischung" aus der österreichischen und kroatischen Mentalität. Martinovic wurde in Wien geboren, wohin seine Eltern während des Balkan-Kriegs flohen. "Wenn ich 'nach Hause' fahre, dann fahre ich nach Österreich zu meiner Familie", sagt er. Sein Bruder läuft zudem für die Nationalmannschaft Österreichs auf.

Ihm selbst fiel die Entscheidung, für welches Land er spielen möchte, sehr schwer. Der Traum, einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, habe letztendlich den Ausschlag für Kroatien gegeben. Ein Ziel, das er sich im Sommer in Paris erfüllte. "Für mich war es ein unbeschreibliches Erlebnis", strahlt Martinovic bei der Erinnerung an die Zeit in Paris. "Das ist der Traum von jedem Sportler, mal im Olympischen Dorf zu sein, mit all den Weltstars zu essen." Stolz gemacht hat Martinovic damit auch seinen Vater. "Er hat mir gesagt, dass es meine Entscheidung ist und dass er mich unterstützt, egal wofür ich mich entscheide", sagt der 26-Jährige.

Unterstützt hat ihn sein Vater schon immer. "Bei meinem Bruder, mir und meinen zwei Schwestern hat mein Papa früher vier Spiele am Wochenende angeguckt", erinnert sich Martinovic. "Mittlerweile könnte ich ihn auch als Trainer vorschlagen. Es kommt immer ein Anruf, nach jedem Spiel, mit Feedback." Mama Martinovic sei dagegen für "schöne SMS, dass alles passt, egal wie wir gespielt haben", zuständig. Damit diese am Sonntagabend auch Glückwünsche zum Sieg im Auswärtsspiel bei den Füchsen Berlin (13.10, 15 Uhr), enthalten, muss bei den Löwen aber alles glatt laufen.

Fehlt Juri Knorr beim Spitzenspiel?

Es ist das Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga. Beide Teams sind derzeit punktgleich und haben die gleiche Tordifferenz. Trotzdem schiebt Nationalspieler Heymann die Favoritenrolle den Füchsen zu. "Es ist für uns ein Auswärtsspiel, deswegen sind wir sicher nicht die favorisierte Mannschaft", analysiert Heymann. "Aber wenn wir unsere Leistungen aus den Heimspielen auf die Platte bringen, können wir auch Berlin wehtun." Trainer Hinze betont: "Eine generelle Einschätzung werden wir auch nach diesem Spiel nicht haben. Eine Bundesliga-Saison kennzeichnet, dass man sehr stabil über 34 Spieltage sein muss."

Trotzdem ist die Partie in Berlin eine Standortbestimmung, wie weit die Mannheimer tatsächlich schon sind. Gerade weil der Einsatz von Spielmacher Knorr nach einer Verletzung aus dem Spiel gegen Hamburg am vergangenen Montag fraglich ist. Ein Ausfall würde die Siegchancen der Löwen mindern - es sei denn, Martinovic und Heymann wachsen erneut über sich hinaus. In jedem Fall sind die beiden Zimmerkollegen froh, dass sie am Sonntag gemeinsam auf der Platte stehen dürfen - und ihre Würfe endlich wieder von den Gegenspielern geblockt werden müssen.

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Marius Rinkel