Mit einem Auswärtsspiel beim VfB Lübeck beginnt für den SV Waldhof am Samstag (14.00 Uhr) die Rückrunde. Nach bislang enttäuschender Saison wollen die Mannheimer vor allem mit ihren Neuzugängen im Angriff durchstarten.
So lief die Hinrunde
In Mannheim hatte man sich natürlich deutlich mehr versprochen als Tabellenplatz 16 nach 20 Spielen, knapp über dem "Strich" zu den Abstiegsplätzen und gerade einmal fünf Siegen. War der Saisonstart mit der neuformierten jungen Mannschaft mit sieben Punkten aus den ersten fünf Liga-Partien noch durchaus akzeptabel, ging es danach für die "Buwe" rasant abwärts. Es folgten 13 Spiele mit nur noch einem Sieg (3:1 gegen Schlusslicht SC Freiburg II) und der zwischenzeitliche Rutsch auf Abstiegsplatz 18.
Hinten fahrig und löchrig, vorne ideenlos und harmlos. So präsentierte sich der SV Waldhof über weite Strecken der Hinrunde. Nur magere 22 Treffer in 20 Spielen sagen alles. Es wurde offensichtlich, dass die Mannheimer den Verlust erfahrener Leistungsträger und Führungsspieler wie Marc Schnatterer (Karriereende) und Marco Höger (1.FC Köln II), der Torjäger Dominik Martinovic (nach Elversberg) und Marten Winkler (zurück zu Hertha BSC) sowie Linksverteidiger Alexander Rossipal (SC Paderborn) kaum kompensieren konnten.
Die jungen Talente wie der immer stärker werdende Lucien Hawryluk (23) im Tor oder das erst 19-jährige Eigengewächs Kenny Okpala (3 Tore) und Neuzugang Jesaja Herrmann (3 Tore) im Angriff zeigten immerhin gute Ansätze, oft fehlten beim SV Waldhof aber (noch) Konstanz und mannschaftliche Reife für die 3. Liga. Dazu kam, dass einige der zahlreichen Neuzugänge bislang noch nicht zündeten. Der Österreicher Angelo Gattermayer oder der Kongolese Yann Mabella konnten sich überhaupt nicht in Szene setzen.
Erst kurz vor Weihnachten gab es wieder Lichter der Hoffnung am Alsenweg. Mit den beiden Heimsiegen gegen Aue (3:0) und 1860 München (1:0) holten die Waldhöfer noch einmal satte sechs Punkte und schoben sich auf den ersten Nichtabstiegsplatz vor.
Wer kommt, wer geht?
Mit der Verpflichtung von Terrence Boyd ausgerechnet vom Erzrivalen 1.FC Kaiserslautern ist dem SV Waldhof um Sportchef Tim Schork zur Winterpause ein echter Coup gelungen. Der 32-Jährige soll mit seiner Wucht und Torgefährlichkeit das Vakuum in der Sturmmitte schließen.
Fußball | Meinung Vom FCK zum Waldhof: Terrence Boyd hat keine Anfeindungen verdient
Terrence Boyd wechselt vom 1. FC Kaiserslautern zu Waldhof Mannheim. Dass es den Stürmer ausgerechnet zum Erzrivalen zieht, nehmen ihm einige FCK-Fans übel. Doch das hat der 32-Jährige nicht verdient, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.
Der US-Amerikaner schoss in seiner Karriere bislang 21 Tore in der 2. Bundesliga und 47 in der 3. Liga. "Ich kenne mich in der 3.Liga aus", sagt Terrence Boyd, "und hoffe dass es da nahtlos weitergeht, ich performen und Tore schießen kann." Boyd ist der große Hoffnungsträger für die 18 Spiele der Rest-Saison: "Wir müssen schnell da unten rauskommen", so Boyd mit klarem Ziel. Die schnelle Eingewöhnung in der Kurpfalz sollte für ihn kein Problem sein, wohnt der Angreifer doch schon seit geraumer Zeit mit seiner Familie im nahen Heidelberg.
Mit Kevin Goden vom West-Regionalligisten 1. FC Düren verpflichteten die Mannheimer im Winter-Transferfenster einen weiteren Angreifer. Der 24-Jährige (fünf Bundesligaspiele für den 1.FC Nürnberg) schoss für die Dürener in 16 Spielen zwölf Tore und könnte mit seiner Schnelligkeit neben Boyd für neuen Schwung sorgen. Im ersten Test-Einsatz gegen Baku schoss Goden auch gleich seinen ersten Treffer.
Weitere Aktivitäten auf dem Transfermarkt sind nicht ausgeschlossen. Zusätzliches Personal für die Defensivabteilung und im Mittelfeld könnte den Mannheimern noch gut zu Gesicht stehen. Man wird bis zum Transferschluss am 1. Februar am Alsenweg sicherlich die Augen offen halten.
Andererseits könnte der Kader der Mannheimer durchaus auch noch verschlankt werden. So sollen Angelo Gattermayer und Berkan Taz vor einem möglichen Wechsel stehen. Beiden waren beim Trainingslager in der Türkei nicht mit dabei.
Der Trainer
Rüdiger Rehm (45) wurde nach seiner Verpflichtung im Sommer von vielen Fans wie eine Art "Heilsbringer" empfangen, die Euphorie war groß. Der gebürtige Heilbronner kennt sich bestens aus in der 3. Liga, schaffte mit Wehen Wiesbaden sogar den Sprung in die 2. Bundesliga. Und: Er hatte als ehemaliger Spieler bereits "Waldhof-Stallgeruch", absolvierte als Verteidiger von 1997 bis 2001 insgesamt 93 Spiele für die Mannheimer.
Mit Rehm, engagiert und emotional, sollte es aufwärts gehen mit dem Waldhof. Es ging allerdings steil abwärts. Dem Fußballgeschäft entsprechend, geriet deshalb auch der neue Trainer zunehmend in die Kritik. Und spätestens als die Mannheimer im Dezember mehr oder weniger sieg- und hilflos Richtung Abstiegsplätze schlitterten, wurden die Rufe nach einer Ablösung von Rüdiger Rehm immer lauter. Die Waldhof-Führung um Präsident Bernd Beetz aber hielt am Trainer fest, wobei die beiden überlebenswichtigen Erfolge vor der Winterpause die Diskussionen zunächst beruhigten.
In der bevorstehenden Rest-Rückrunde muss Rüdiger Rehm aber weiter Punkte abliefern, um nicht erneut in den Fokus der Kritik zu geraten.
Erwartungen an die Rückrunde
Beim SV Waldhof gibt es in dieser Saison nur noch ein Ziel: der Klassenerhalt. Das wird schwer genug, zumal Tabellennachbar Halle (auf Platz 17) mit dem Nachholspiel in Unterhaching (am 7. Februar) noch ein zusätzliches Spiel bestreiten darf. Auch der Auftakt im neuen Jahr ist hammerhart für die "Buwe". Sie müssen zunächst bei den Abstiegskonkurrenten Lübeck (20.01.) und eine Woche später in Halle antreten. Dazwischen kommt am nächsten Dienstag (23.01., 19.00 Uhr) Aufstiegskandidat Dynamo Dresden ins Carl-Benz-Stadion.
Der SV Waldhof sollte vor allem sein Offensivspiel deutlich beleben, die Defensive - zuletzt in der Liga immerhin zweimal ohne Gegentor - weiter an Stabilität gewinnen. Im Trainingslager im türkischen Side wurde konzentriert gearbeitet, die Generalprobe vor dem Ligastart gegen Baku aus Aserbaidschan deutlich mit 3:0 gewonnen.
Hoffnung auf eine erfolgreiche Rückrunde macht natürlich vor allem die Verpflichtung von Stoßstürmer Terrence Boyd, an dessen Routine und Körperlichkeit sich vor allem seine jungen Nebenmänner wie Okpala, Herrmann, Abifade oder Hawkins orientieren können. "Ich muss jetzt schnell in die Abläufe reinkommen", sagte Boyd nach seiner Ankunft, "jeder Tag und jede Einheit ist sehr wichtig, um auch alle Kleinigkeiten im Spiel kennenzulernen."
Hoffnung gibt auch das neugewonnene Selbstvertrauen nach den beiden Siegen vor Weihnachten. Nicht zu vergessen: Die treuen und lautstarken Waldhof-Fans könnten und sollten wie immer zum zwölften Mann und damit zum Trumpf im Abstiegskampf in Mannheim werden.