Tabellenletzter in der 3. Liga, dazu das Aus im Landespokal bei einem Siebtligisten: Der SV Waldhof Mannheim steckt schon früh in der neuen Saison tief in der Krise.
Frust und Ratlosigkeit waren in den Gesichtern der Spieler des SV Waldhof Mannheim abzulesen. 0:1 verloren. Im Viertelfinale des Badischen Verbandspokals. Beim Landesligisten VfR Gommersdorf. Während der Siebtligist aus dem Hohenlohekreis die Sensation feierte, musste der Drittligist die nächste große Enttäuschung verdauen.
Nur ein Punkt nach vier Spielen in der 3. Liga
Nach dem verpatzten Saisonstart in der 3. Liga mit nur einem Punkt aus den ersten vier Spielen sollte die Länderspielpause eigentlich dazu dienen, Selbstvertrauen aufzubauen. Zum Beispiel mit einem Erfolgserlebnis im Landespokal. Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Im Gegenteil. Die Stimmung ist auf einem ersten Tiefpunkt angekommen.
"Die aktuelle Lage ist, wenn ich das gelinde ausdrücken darf, eine Katastrophe", sagt Martin Sättele, Vorsitzender des Clubs der Ehrenmitglieder und Goldnadelträger (CEG) beim SV Waldhof. "Im Moment stimmt die Leistung nicht und auch die Einstellung stimmt überhaupt nicht", so Sättele weiter gegenüber dem SWR.
Aufsichtsratsvorsitzender Fulst-Blei: "Wie mit zwei blauen Augen"
Die Enttäuschung über die sportliche Schieflage ist auch bei Stefan Fulst-Blei nicht zu überhören. "Es macht keinen Spaß", so das erste Statement des Aufsichtsratsvorsitzenden des SV Waldhof Mannheim e.V. im Gespräch mit dem SWR.
"Letzte Saison war schon sehr schwierig für uns, wir sind da mit einem blauen Auge davongekommen. Und aktuell fühle ich mich wie mit zwei blauen Augen nach dem Pokal-Aus und dem letzten Tabellenplatz in der 3. Liga. Das kann uns nicht beruhigen. Das macht mir große Sorgen."
Trainer Marco Antwerpen gerät unter Druck
Nach den unbefriedigenden Ergebnissen und den wenig überzeugenden Auftritten in den vergangenen Wochen wächst der Druck auf Cheftrainer Marco Antwerpen. "Ich habe das Gefühl - und da bin ich wahrscheinlich nicht der einzige - dass die Mannschaft gegen den aktuellen Trainer Antwerpen spielt", sagt Martin Sättele. Die Mannschaft müsse brennen, dafür aber vom Trainer angezündet werden, so der CEG-Vorsitzende. "Wenn der Funke nicht überspringt, klappt das alles nicht."
Marco Antwerpen hatte das Traineramt in Mannheim Ende Januar 2024 übernommen. Der SV Waldhof steckte auch damals im Abstiegskampf der 3. Liga, am Ende der Rückrunde wurde das Ziel Klassenverbleib erreicht. "Wir schulden dem Trainer große Dankbarkeit dafür, dass er uns vor dem Abstieg gerettet hat letzte Saison. Aber das ist im Profi-Geschäft auch keine Kategorie, mit der ich lange arbeiten kann. Man hat, glaube ich, in der letzten Saison sehr lange zugeguckt. Und die Zeit haben wir diesmal nicht", sagt Fulst-Blei.
Der Aufsichtsratsvorsitzende vertraue zudem darauf, dass Waldhof-Präsident Bernd Beetz rechtzeitig die richtigen Schritte einleiten werde. Ob es schon Zeit für einen Trainerwechsel sei, wisse er noch nicht. "Aber logischerweise denken darüber bereits einige nach." Dazu gehört auch Martin Sättele, der sagt: "Ich fordere eine Veränderung in der ganzen Spielsystematik und der Einstellung der Mannschaft. Und das kann nur der Trainer bewirken. Wenn er die Mannschaft nicht bewegen kann, ist er der falsche Mann."
Fan-Vorsitzender Sören Runke: "Es müssen Siege her"
Nach dem Fehlstart in die neue Spielzeit droht den Mannheimern eine erneute Krisen-Saison. Trainer Antwerpen und die gesamte Mannschaft müssen liefern, um eine Trendwende herbeizuführen und die Stimmung rund um den SV Waldhof nicht noch weiter kippen zu lassen.
"Im Endeffekt müssen Siege her. Entweder schafft es Marco Antwerpen, den Bock umzustoßen und die Siege einzufahren, um sich langsam aus dem Tabellenkeller herauszuarbeiten. Andernfalls - und da kennen wir die Mechanismen des Fußballs - ist der Trainer das schwächste Glied in der Kette und wird wahrscheinlich als erstes ausgetauscht werden", sagt Sören Runke, Vorsitzender des Fanverbands PRO Waldhof. Er denke, dass Marco Antwerpen noch eine Schonfrist habe. Jedoch nur, wenn die entsprechenden Ergebnisse folgen.
Kellerduell am Samstag in Rostock
Die Saison in der 3. Liga ist noch jung. Für den SV Waldhof Mannheim könnte der bevorstehende 5. Spieltag aber schon wegweisenden Charakter haben. Denn der Tabellenletzte gastiert beim Tabellenvorletzten Hansa Rostock (Samstag, 14:00 Uhr). Die Rostocker sind wie die Mannheimer noch sieglos in der neuen Drittliga-Saison, haben nur einen Punkt mehr auf dem Konto. Dem Sieger des Kellerduells winkt der Sprung heraus aus der Abstiegszone. Für den Verlierer könnte es ein ungemütlicher Herbst werden.