Nach 0:4-Niederlage bei Borussia Dortmund

Freiburg-Coach Julian Schuster: "Das war natürlich ernüchternd"

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Interview
Anna Klär
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Martin Bromber

Nach der 0:4-Niederlage des SC Freiburg bei Borussia Dortmund analysiert ein selbstkritischer Trainer Julian Schuster mit etwas Abstand die Partie. Mit SWR Sport spricht der Nachfolger von Christian Streich unter anderem über die beiden Platzverweise für seine Mannschaft.

SWR Sport: Julian Schuster, eine deutliche 0:4-Niederlage in Dortmund. Eigentlich ein "Klassiker" für einen Freiburger-Trainer. Wie geht es Ihnen jetzt, mit etwas Abstand?

Julian Schuster: Das war natürlich ernüchternd. Wir sind sehr optimistisch nach Dortmund gefahren, weil wir einfach aufgrund der Entwicklung in den letzten Monaten zufrieden sind. Wir hatten auch eine gute Trainingswoche und haben das dann leider nicht ganz auf den Platz übertragen können. Es war nicht alles schlecht, wir hatten auch ein paar Momente, vor allem in der ersten Halbzeit, die okay waren, aber natürlich nicht ausreichend, um etwas Zählbares aus Dortmund mitzunehmen.

Das ist jetzt die vierte Niederlage für Ihre Mannschaft: Gegen Bayern unglücklich, aber gut gespielt, gegen Leipzig waren Sie trotz der Pleite auch zufrieden, gegen St. Pauli war es vielleicht auch etwas unglücklich. Wie bewerten Sie jetzt die Niederlage gegen Dortmund? Ist es vielleicht die, die am meisten Baustellen aufgezeigt hat?

Das ist mir ein bisschen zu übertrieben - oder ein bisschen zu negativ. Man muss trotzdem das Gesamte betrachten. Gegen den BVB haben wir es einfach nicht geschafft, die Dinge umzusetzen, die wir bisher eben auch gut gemacht haben. Was okay war: Wir hatten phasenweise immer wieder auch Ballbesitz. Den brauchst du einfach, um Kräfte zu sparen gegen so einen starken Gegner. Das haben wir aber nur phasenweise hinbekommen. Ich denke, es hätte uns geholfen, wenn wir unsere großen Torchancen genutzt hätten. Dann bekommst du noch mal mehr Selbstvertrauen und kommst anders in das Spiel rein. Und das macht natürlich auch was mit dem Gegner, aber diese Spielmomente hatten wir in Dortmund definitiv nicht auf unserer Seite. Aber ich fange bei mir an, wir müssen selbstkritisch damit umgehen, wissen, dass wir in vielen Dingen einfach auch noch Potenzial haben und uns auch da von Woche zu Woche eben auch steigern wollen. Mit der gesamten Entwicklung bin ich zufrieden, mit dem Ergebnis beim BVB natürlich nicht.

Dortmund

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Wenn Sie sagen, Sie fangen bei sich an, was heißt das? Wo sehen Sie Kritikpunkte bei sich selbst?

Ja, es ist bei mir jedes Mal so: Wie gehen wir in das Spiel rein? Wie gebe ich der Mannschaft eine defensive Stabilität? Mit dem hohen Pressing haben wir es schon auch immer wieder geschafft, Balleroberungen zu haben. Als wir dann tief im Block waren, sind die Abläufe klar. Dann hinterfrage ich mich natürlich als erstes - und so verlange ich das auch von den Spielern. Dass wir da selber miteinander kritisch umgehen, dass wir auch ehrlich zueinander sind. Um eben aus solchen Momenten zu lernen. Es ist immer wieder eine Chance, durch solche Niederlagen einen gewissen Fokus im Training zu haben und mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit und Einstellung Dinge zu verbessern.

Der Knackpunkt war für Sie auch die nicht genutzten Chancen von Vincenzo Grifo und Lucas Höler?

Es wäre so einfach, das als Knackpunkt des Spiels zu bewerten, aber sicherlich wäre es ein Moment gewesen, der uns geholfen hätte, anders in das Spiel reinzukommen. In der ersten Halbzeit waren viele Dinge okay, wir haben auch nicht so viel zugelassen. Wenn du natürlich dann diese Chancen nutzt, dann hilft es deinem Spiel.

DEIN SCF

Es gab zwei Platzverweise fürIhre Mannschaft. Einmal Gelb-Rot für Patrick Osterhage und die Rote Karte für Junior Adamu. Sie haben gesagt, das zeigt nicht, was unsere Werte sind, wo wir beim SC Freiburg stehen. Haben Sie noch mal mit den Spielern gesprochen?

Junior Adamu hat das sofort einngesehen und gewusst, zu was er sich hat hinreißen lassen. Wir haben darüber gesprochen, er hat sich auch vor der Mannschaft entschuldigt. Auch da muss man daraus lernen. Es ist natürlich so: Du spielst in Unterzahl, du liegst 0:4 hinten und ohne, dass dich der Gegner groß provoziert, holst du dir eine Rote Karte ab. Es sind dann einfach diese Emotionen, die man im Griff haben muss und dafür wollen wir stehen. Das wollen wir eben auch einstecken können. Und da müssen wir eben auch Charakter zeigen und das ein Stück weit auch akzeptieren. Wir dürfen uns zu solchen Handlungen nicht hinreißen lassen. Und Patrick, denke ich, muss man differenziert betrachten. Ich glaube, er macht zwei Fouls in diesem Spiel und beide sind dann, denke ich, auch gelbwürdig, so dass das natürlich ärgerlich ist.

Jetzt fehlen zwei Spieler, die in der vergangenen Woche immer in der Startelf standen. Im Sturm war Lukas Höler in Dortmund von Anfang an dabei. Ist er auch eine Option gegen Gladbach oder ist es offen zwischen ihm und Michael Gregoritsch?

Wir haben es die letzten Wochen immer wieder betont, dass wir diesen Kader haben und das wir breit besetzt sind. Es ist wichtig, dass die Jungs ihren Fokus halten und intensiv trainieren. Das tun sie und deshalb, wenn sich die Möglichkeiten bietet, ist es dann oft so, dass es dann in dieser Phase mit Verletzungen, Erkältungen, mit Leistungen oder in dem Fall dann eben mit Sperren zu tun hat, dass der ein oder andere seine Chance bekommt. In Dortmund hat Lucas Höler seine Chance bekommen, er hat viele Dinge auch gut gemacht, war defensiv wirklich sehr fleißig, hat aber auch einige Bälle festgemacht. Das haben wir von ihm erwartet und ja, möglicherweise ist es auch eine Chance für ihn für ein weiteres Spiel.

Das letzte Tor des SC Freiburg ist in Leipzig gefallen. Ist das so ein bisschen im Hinterkopf? Mensch, warum schießen wir keine Tore?

Wir haben noch zwei gegen Hamburg im Pokalspiel geschossen, von daher ist es noch gar nicht so arg lange her. Es war auch ein Pflichtspiel, in dem wir getroffen haben. Ich würde es also nicht zu hoch hängen. Wir haben die Chancen, das ist Schritt eins. Viel schlimmer wäre es, wenn wir uns gar nicht erst die Chancen herausspielen würden. Jetzt geht es natürlich darum, die Chancen entsprechend zu nutzen.

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