Der SC Freiburg hat bei Darmstadt 98 einen Arbeitssieg gefeiert – dabei lag kein guter Fußball, aber viel Liebe und die Hoffnung auf Europa in der Luft.
Rotes und weißes Konfetti flatterte durch die Luft, auf den Bannern der Freiburger Fans war von der ganz großen Liebe, von "Amore" zu lesen – und die lag nach dem 1:0-Sieg des SC bei Darmstadt 98 auch in der Luft am Böllenfalltor. Christian Streich schickte nach dem Abpfiff Luftküsse in die Kurve, die bei den Auswärtsfans in Darmstadt eine Gerade ist, und die Freiburger hatten sie, die Leichtigkeit, die sie und das Spiel 90 Minuten zuvor hatten vermissen lassen.
"Wir haben in den richtigen Momenten Fußball gespielt", fasste es Michael Gregoritsch nach der Partie treffend zusammen. "Wir wussten, dass wir 100 Prozent arbeiten müssen und das ist auch der Grund gewesen, warum wir es gewonnen haben." Fußball gearbeitet haben die Freiburger in Darmstadt. Den einzigen Treffer der Partie hatte Ritsu Doan erzielt – in der 37. Minute. Es war eines von wenigen Highlights in der ersten Halbzeit.
Arbeitssieg mit Glück
Christian Streich nahm das Tor beinahe regungslos zur Kenntnis. Die tiefe Sorgenfalte auf seiner Stirn verschwand nicht. Stattdessen schnappte er sich seine Wasserflasche, nahm einen Schluck und tigerte weiter durch seine Coachingzone. "Das haben wir so erwartet und wir haben bestanden", verriet Streich später. "Ein glücklicher Sieg aus unserer Sicht, für Darmstadt unglücklich – ein Arbeitssieg."
Die Freiburger taten sich schwer im Spiel gegen den Tabellenletzten. "Man hat gemerkt, dass wir ein bisschen müde waren", befand Streich. Aber: "Wir haben drei Spiele in Folge auswärts gewonnen. Das haben wir noch nie." Zumindest nicht in dieser Saison. Und deshalb trennen den SC als Achter jetzt auch nur noch drei Punkte von den Remis-Königen von Eintracht Frankfurt auf Rang sechs.
Gregoritsch: Erinnerungen als Ansporn
Der Blick auf die Tabelle ist deshalb nicht nur für Michael Gregoritsch etwas Besonderes – im ganzen Team lebt der Traum von Europa, mal wieder. "Der lebt schon die ganze Saison", so Gregoritsch. "Wir haben jetzt fünf Spiele, drei davon Heimspiele – wann, wenn nicht jetzt sagen: Wir wollen dahin." Schließlich habe die Mannschaft die besonderen Momente in der Europa League gemeinsam erlebt und die Erinnerungen seien noch immer präsent. "Wir wissen, was für Erlebnisse wir international kriegen können. Das ist Ansporn genug."
Streich wollte das teaminterne Thema nach dem Spiel in Darmstadt nicht in den Fokus stellen. "Wir haben bestanden", so der Coach. Bestanden, bei einem Abstiegskandidaten – mit Mainz aber wartet in der kommenden Woche schon das nächste Kellerkind. "Wir wollen ein gutes Spiel gegen Mainz machen. Da müssen wir besser spielen." Schließlich haben die Mainzer bei ihrem 4:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim an diesem Wochenende ebenfalls besser gespielt als Schlusslicht Darmstadt – das dürfte auch Streich auf dem Zettel haben.
Konfetti international?
Dass er nicht nur in der Gunst der Freiburger Fans ganz oben steht, bekam der Coach auch in Darmstadt zu spüren. Für ihn gab es Standing Ovations – auch von den Lilien-Fans. Und so flogen nicht nur Konfetti-Schnipsel sondern auch Streichs Luftküsse durchs Böllenfalltor – und vielleicht klappts mit Amore und Applaus dann auch mit Europa.