Maximilian Mittelstädt hat gegen die Ukraine (0:0) bewiesen, warum Bundestrainer Julian Nagelsmann auf ihn baut. Der Linksverteidiger vom VfB Stuttgart ist für die EM 2024 gesetzt - aus guten Gründen.
Noch etwas mehr als eine Woche, dann startet für Deutschland die Heim-Europameisterschaft 2024 mit dem Match gegen Schottland (14.06., 21 Uhr). Die Startelf von Trainer Julian Nagelsmann steht zu großen Teilen - sicher mit dabei wird Maximilian Mittelstädt vom VfB Stuttgart sein. Der 27-Jährige ist links hinten gesetzt und hat im jüngsten Freundschaftsspiel gegen die Ukraine (0:0) bewiesen, warum der DFB-Coach an ihm nicht vorbei kommt.
Defensiv sicher - und auch in der Offensive ein Faktor
Mittelstädt zeigte in den 90 Minuten gegen die Osteuropäer, was ihn so wertvoll macht. Defensiv stand er sicher, die Abstimmung mit den Nebenleuten war bereits deutlich besser als in seinen ersten beiden Länderspielen im März. Der Linksfuß gewann 67 Prozent seiner Zweikänpfe (Quelle: kicker.de), wobei er durch seine überdurchschnittliche Vororientierung und Antizipation vielen direkten Duellen aus dem Weg gehen konnte. Mittelstädt fing zudem acht gegnerische Pässe ab - die meisten aller Spieler auf dem Feld.
Maximilian Mittelstädt ist gleich in mehreren Statistiken spitze
Auch nach vorne machte der Stuttgarter viel Druck, war ständig auf dem linken Flügel unterwegs. Er machte als Ballträger einmal mehr viele Meter und schuf so Raum für seine Mitspieler. Er hatte 82 Ballkontakte, ein hoher Wert, und spielte 58 Pässe, von denen 91 Prozent ihren Adressaten fanden. Mittelstädt schlug neun Flanken, auch das der Bestwert aller Spieler in diesem Freundschaftsspiel, auch wenn nur 22 Prozent ankamen. Trotzdem bereitete er fünf Torschüsse seiner Mitspieler vor - auch hier hatte der 27-Jährige den Höchstwert.
So ist Mittelstädt unverzichtbar - und das sieht auch Julian Nagelsmann so. Bereits vor den März-Länderspielen und der erstmaligen Nominierung des VfB-Profis, hatte er diesen als "einen der besten Linksverteidiger Europas" geadelt und seine Meinung mit Statistiken unterstrichen. Seit seinem Debüt und vor allem seit seinem Premierentreffer gegen die Niederlande ist Mittelstädt eher noch besser geworden, im Saison-Endspurt war ihm die breite Brust förmlich anzumerken.
Fußball | Meinung Maximilian Mittelstädt - ein Gewinn für die deutsche Nationalmannschaft
Maximilian Mittelstädt feierte beim 2:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Lyon gegen Frankreich sein Länderspieldebüt. Der Stuttgarter bewies, dass er ein heißer Kandidat für die EM 2024 ist, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.
Was zudem für den Stuttgarter spricht: Der 27-Jährige überzeugt in der deutschen Viererkette, obwohl er beim VfB eher als Schienenspieler vor einer Dreierkette eingesetzt wird. Mittelstädts Flexibilität ist ein weiterer Pluspunkt. Deshalb hat er deutlich die Nase vorn gegenüber David Raum (RB Leipzig), der zwar auch sehr flankenstark ist, aber aktuell nicht das gleiche "Gesamtpaket" wie Mittelstädt bieten kann.
Nun ist die "Sorgenposition" rechts hinten
So ist die einstige "Sorgenposition" links hinten längst keine mehr, während gleichzeitig auf der rechten Seite Mittelstädts Pendant Joshua Kimmich mit seiner Rolle fremdelt und immer wieder auch kleinere Unsicherheiten zeigt.
Als Schnäppchen zum VfB Stuttgart
"Mittelstädt für Deutschland" - noch vor einem Jahr wäre diese Schlagzeile wohl für unmöglich gehalten worden. Er wechselte damals für den - aus heutiger Sicht - Spottpreis von 500.000 Euro von seinem Ausbildungsverein Hertha BSC, mit dem er gerade aus der Bundesliga abgestiegen war, zum VfB Stuttgart.
Und obwohl ihn in der Vorbereitung und den ersten Saison-Wochen eine Verletzung ausbremste, machte sich Mittelstädt bei den Schwaben schnell unverzichtbar. 31 Bundesligaspiele, zwei Tore, vier Assists, so lautet seine starke Bilanz. VfB-Trainer Sebastian Hoeneß war schnell angetan von seinem Schützling und lobte oftmals - neben Mittelstädts offensichtlichen Fähigkeiten - dessen Willen, ständig dazuzulernen und Schwächen beheben zu wollen.
Das dürfte auch einer der Gründe sein, warum DFB-Coach Nagelsmann ihn so sehr schätzt. Der Aufstieg vom Hertha-Reservisten in den EM-Kader war für Mittelstädt nach der Nominierung jedenfalls "immer noch surreal. Vor einem Jahr hätte keiner damit gerechnet. Ich habe trotzdem immer an mich geglaubt", sagte er. Das hat sich ausgezahlt. Nun geht er - sollte er sich nicht mehr verletzten - als Stammspieler ins Heim-Turnier. Und wer weiß - vielleicht ist "surreal" in knapp sechs Wochen fast schon eine Untertreibung. Es würde zu Mittelstädts unfassbarem Aufstieg passen.