Jonathan Burkardt vom 1.FSV Mainz 05 ist zum ersten Mal bei der deutschen Nationalmannschaft dabei. Dort trifft er auf zwei Konkurrenten im Sturmzentrum, von denen er sich abhebt und Trainer Julian Nagelsmann neue Möglichkeiten bietet.
Beim 1. FSV Mainz 05 ist man in diesen Tagen wohl mächtig stolz auf Jonathan Burkardt. Nachdem der 24-Jährige beim 3:0-Auswärtssieg beim FC St. Pauli zwei Tore beisteuern konnte, kam am Sonntagmorgen prompt die Nachnominierung für das DFB-Team. Der Anruf von Bundestrainer Julian Nagelsmann warf Burkardt dabei etwas aus der Bahn.
"Ich konnte gar nicht mehr richtig zuhören, als ich gehört habe, dass ich nachnominiert bin", gibt Burkardt zu. Zuvor hatten bereits Niclas Füllkrug und Kai Havertz verletzungsbedingt abgesagt. Beim DFB ist Burkardt kein Unbekannter, schließlich durchlief er alle Junioren-Nationalmannschaften, nun gehört er erstmals zum Kader der A-Auswahl - auch wenn sein Weg bis dort hin nicht der leichteste war.
Starkes Comeback nach langer Verletzung
Über ein Jahr fiel der Mainzer zwischen November 2022 und November 2023 aus. Nach einer Knie-OP wegen eines Knochenmarködems verlief die Heilung nicht wie geplant. Aus Wochen wurden Monate, an Fußball war für "Jonny", wie sie ihn in Mainz nennen, nicht zu denken.
In der vergangenen Rückrunde drehte Burkardt nach seinem Comeback auf, sammelte zehn Scorerpunkte (acht Tore, zwei Vorlagen) und hatte großen Anteil am Mainzer Klassenerhalt. "Für mich persönlich ist es gut gelaufen nach der Verletzung", sagt Burkardt. "Ich habe es geschafft, relativ konstant zu sein, fit zu werden und meine Leistung ganz ordentlich abzuliefern."
Burkardt: Deutschlands treffsicherster Stürmer der Saison
Neben Deniz Undav vom VfB Stuttgart und dem ebenfalls zum ersten Mal nominierten Tim Kleindienst von Borussia Mönchengladbach ist Burkardt die dritte Sturmspitze im aktuellen Aufgebot. Mit seinen fünf Toren in der bisherigen Bundesligasaison hat der 05er bereits ein Alleinstellungsmerkmal: Kein deutscher Spieler in den Top-5-Ligen traf in dieser Saison häufiger.
Der Fokus des U21-Europameisters von 2021 liegt jetzt auf dem Training. "Ich will mich gut präsentieren, gut in die Gruppe einfügen und dann schauen wir mal, was der Trainer mit mir vorhat", erklärt er ganz typisch in seiner bescheidenen und reflektierten Art. Es scheint, als würde ihm das gut gelingen. "Es sind gute Jungs, sie haben mich gut aufgenommen", lobt Burkardt. Er fühlt sich im DFB-Team wohl. Der einzige Unterschied, der ihm zu seinem Klub aufgefallen ist: "Das Niveau im Training ist höher."
Effizienz, Tempo und Kopfballstärke: Ein Trumpf im DFB Sturm?
Im Vergleich zu seinen Konkurrenten überzeugt der Mainzer diese Saison vor allem mit seiner Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Burkardt braucht die wenigsten Torschüsse zum Torerfolg. Während Tim Kleindienst 19 Torschüsse für drei Tore und Deniz Undav 28 Torschüsse für vier Tore benötigten, reichten ihm zwölf Torschüsse, um fünf Tore zu erzielen. Wenn es Burkardt gelingt, diese Effizienz auch im Kreise des DFB-Teams beizubehalten, wäre das ein Faktor der für den Mainzer spräche.
Von den drei Torjägern ist Burkardt zudem der schnellste. In den anstehenden Nations League Partien gegen Bosnien und Herzegowina am kommenden Freitag (20:45 Uhr, live im Audio-Stream in der Sportschau-App) und die Niederlande am 14. Oktober könnte ausgerechnet diese Stärke ein entscheidender Vorteil sein. Gerade die Elftal ist für ihre spielerischen Fähigkeiten bekannt, was immer wieder zu Raum für Konter führen kann. In Mainz konnte er bereits unter Beweis stellen, dass ihm diese Situationen liegen.
Miroslav Klose als Idol
Aber auch abseits seiner Schnelligkeit überzeugt der 05er mit seiner fußballerischen Schläue, seiner Technik und seinen spielerischen Qualitäten. Diese Saison zeichnete er sich außerdem durch seine Kopfballstärke aus. Drei von seinen fünf Treffern erzielte er per Kopf. Nur eine Qualität, die ihn mit Miroslav Klose, dem DFB-Rekordtorschützen verbindet. "Er war körperlich auch nicht der Allerstärkste aber unfassbar clever in der Box und sehr torgefährlich", sagt Burkardt und gibt zu: "Das ist schon ein Idol von mir."
Sollte er beim DFB-Team seine Qualitäten abrufen, könnte er zu einem festen Bestandteil heranwachsen. Das Momentum hat er auf seiner Seite und sein Entwicklungspotenzial ist mit 24 Jahren lange nicht ausgeschöpft.