Tabellenspitze verpasst und die zweite Liga-Niederlage in Serie kassiert: Der Karlsruher SC verliert am elften Spieltag der 2. Liga im Spitzenspiel bei Hannover 96. Im Mittelpunkt der umkämpften Partie stehen zahlreiche enge Entscheidungen.
Es waren quälend lange vier Minuten im Spiel zwischen Hannover 96 und dem Karlsruher SC. In der 85. Minute waren nach einer Flanke von der rechten Seite sowohl Angreifer Nicolas Tresoldi als auch KSC-Abwehrspieler Nicolai Rapp im Karlsruher Strafraum zum Ball gegangen, doch der Hannoveraner war knapp früher an der Kugel und wurde von Rapp am Knöchel getroffen. Eine schwierige Szene, für deren Beurteilung Schiedsrichter Richard Hempel, der zunächst hatte weiterlaufen lassen, nach Intervention des VAR mehrere Zeitlupen brauchte, ehe er nach vier Minuten auf Elfmeter für die Niedersachsen entschied. Marcel Halstenberg ließ sich nicht lange bitten und traf vom Punkt zum 2:1-Siegtreffer für 96 (89. Minute).
"Für mich war die Elfmeterszene strittig", sagte Rapp nach dem Spiel der ARD. "Zuerst heißt es von Schiedsrichter und Linienrichter, dass ich den Ball gespielt habe. Dann schauen sie es sich doch an. Es dauert sehr lange, dann gibt es doch Elfmeter. So ist das eben mit dem Video-Schiedsrichter. Wir müssen damit leben."
Schiedsrichter Richard Hempel begründet Elfmeter-Entscheidung
Referee Hempel begründete die Entscheidung nach der Partie mit einer "Intervention seitens des Video-Assistenten". Hempel habe zunächst wahrgenommen, dass Rapp vor Tresoldi am Ball gewesen sei. "Da es sich um eine Fehlwahrnehmung gehandelt hat, bin ich dann raus geschickt worden", sagte der Unparteiische. "Als ich die Bilder gesehen hatte, musste ich feststellen, dass Tresoldi zuerst am Ball gewesen war. Deswegen habe ich dann meine Entscheidung geändert und Strafstoß gegeben."
KSC-Trainer Christian Eichner sieht Rot
KSC-Trainer Christian Eichner war jedenfalls wütend nach dem Abpfiff. Er beschwerte sich lautstark beim Unparteiischen und kassierte dafür die Rote Karte wegen Meckerns.
VAR ist häufig im Einsatz
Die Elfmeterentscheidung war nicht die einzige strittige Szene der Partie. In der ersten Halbzeit war ein Treffer von Budu Zivzivadze nach Videobeweis aberkannt worden (29.), weil Vorlagengeber David Herold hauchdünn mit dem linken Fuß im Abseits gestanden hatte. Auch der zwischenzeitliche Ausgleich für Hannover 96 durch Jessic Ngankam (66.) war zunächst vom VAR wegen einer möglichen Abseitsstellung überprüft worden, doch der Treffer hatte schließlich Bestand.
Am Ende stand für den KSC die zweite Liga-Niederlage in Folge - und die verpasste Tabellenführung in der 2. Liga. Über die durfte sich stattdessen Kontrahent Hannover 96 freuen. Die Badener liegen indes vor dem Samstagabendspiel und den Sonntagspartien auf Rang vier.
Eichner: "Bitter für uns"
Dementsprechend war die Karlsruher Stimmungslage. "Für die Jungs ist es brutal, weil es ein sehr ordentliches Auswärtsspiel war", bilanzierte KSC-Trainer Christian Eichner. "Hannover war in der ersten halben Stunde dem Tor näher, trotzdem gehen wir dann in Führung. In der zweiten Halbzeit gab es fast keine Torchancen mehr, aber Hannover trifft zweimal. Insgesamt geht das Ergebnis in Ordnung, es ist aber bitter für uns.
Die Rote Karte habe er gesehen, weil er moniert habe, dass "aus unserer Sicht zu früh abgefpiffen wurde", so Eichner nach der Partie. "Wenn man so bitter verliert, dann weist du auf so etwas nochmal hin. Und das habe ich ein bisschen doll getan. Aber ich habe niemanden beleidigt und bin niemanden böse angegangen."
"Wir müssen uns noch etwas anfressen für den Winter"
Insgesamt, sagte Eichner weiter, stehe sein Team "nach dem großen Personalwechsel im Sommer gut da. In den ersten Wochen der Saison sind die Dinge ein bisschen mehr auf unsere Seite gekippt als es etwa in Hannover der Fall war". Aber: "Wir haben eine ordentliche Punktzahl und stehen im Achtelfinale des DFB-Pokals. Das ist für den Moment okay, aber wir müssen uns noch etwas anfressen für den Winter."