Nadiem Amiri ist ein Gesicht des Höhenflugs des 1. FSV Mainz 05. Der gebürtige Ludwigshafener fühlt sich bei den Rheinhessen einfach wohl - und das sieht man auf dem Platz.
Es ist das, was man beim Online-Dating als "perfektes Match" bezeichnen würde: Nadiem Amiri und der 1. FSV Mainz 05, das passt einfach. Der gebürtige Ludwigshafener, seit Januar 2024 bei den Rheinhessen, fühlt sich im Klub pudelwohl, übernahm von Tag eins an Verantwortung und ist ein absoluter Leistungsträger. Dementsprechend froh ist man bei den 05ern, den Edeltechniker langfristig unter Vertrag zu haben - im Bewusstsein, dass auch die Konkurrenz ein Auge auf Amiris Darbietungen geworfen hat.
Nadiem Amiri: "Ich hoffe, dass es so weitergeht"
Auch wenn gerade Jonny Burkardt medial im Mittelpunkt steht - Amiri hat seinen Anteil an dem starken Start der Mainzer mit 19 Punkten aus zwölf Spielen und Tabellenplatz sieben. Für Amiri das Resultat "harter Arbeit. Wir trainieren schon seit Beginn der Saison sehr hart", sagte er bei SWR Sport. "Wir sind nicht so gut in die neue Saison gekommen, aber mittlerweile belohnen wir uns. Ich hoffe, dass es so weitergeht."
"Wir sind auf einem guten Weg"
Mittlerweile klappt es sogar in der heimischen Arena. Das 2:0 gegen Hoffenheim war nach dem 3:1 gegen den BVB der zweite Heimsieg in Serie. Auswärts ist das Team von Trainer Bo Henriksen in der neuen Spielzeit noch ungeschlagen. "Zuhause hat uns in den ersten Spielen etwas das Glück gefehlt. Es war auch belastend für uns", blickte Amiri zurück. "Mit dem Spiel gegen Gladbach (1:1, Anm. d. Red.) kam die Wende, da haben wir schon eine gute Leistung gezeigt, auch wenn wir nicht gewonnen haben. Gegen Dortmund haben wir uns dann belohnt und jetzt sind wir auf einem guten Weg."
Auf einem guten Weg - auch dank Amiri. Beim Mittelfeldspieler sieht man, wie elementar im Profifußball eine breite Brust, gesundes Selbstbewusstsein und Vertrauen - entgegengebrachtes und das in den eigenen Körper - sind, um Leistung abrufen zu können. Das alles hat er in Mainz - und er hat das Gefühl, gebraucht zu werden.
Nadiem Amiri: Deshalb bin ich nicht nach Frankfurt gewechselt
Vielleicht hat er deshalb seinen Vertrag im Sommer vorzeitig verlängert, obwohl unter anderem Eintracht Frankfurt und der VfB Stuttgart interessiert gewesen sein sollen. Nicht die schlechteste Entscheidung, so Amiri heute: "Mein Bauchgefühl und mein Herz haben den Ausschlag gegeben." Mit der Eintracht sei er schon "sehr weit in Gesprächen gewesen, das kann ich ja ehrlich sagen", so Amiri weiter. "Ich habe mich für Mainz entschieden, weil ich mich hier extrem wohl fühle. Diese Liebe so früh schon aufzugeben wäre traurig gewesen. Ich habe mit dem Verein noch einiges vor - und deswegen wäre ein Wechsel zu früh gewesen."
Lob für Trainer Bo Henriksen
Ein wichtiger Faktor für seinen Verbleib in Mainz sei auch Trainer Bo Henriksen gewesen. "Wir haben ein super Verhältnis. Er findet immer die richtigen Worte für mich und weiß genau, wie er mich kneifen kann", sagte Amiri, der seinen Coach mitreißend findet: "Er ist so happy. So offen. So verrückt, wenn er in die Kabine kommt."
Das Verhältnis zu seinem Trainer scheint also das nächste "perfekte Match" zu sein. Eine Bindung, die Amiri so noch nicht oft hatte in seiner Karriere. Ähnlich eng war er nur mit seinem Coach Julian Nagelsmann vor einigen Jahren in Hoffenheim.
Nadiem Amiri hat sich in Leverkusen nicht durchgesetzt
Dort startete Amiri einst durch - ehe er jäh ausgebremst worden war. Die Karriere des offensiven Mittelfeldspielers hatte sich von Januar 2022 bis Januar 2024 in einer Sackgasse befunden. Nachdem Amiri im Sommer 2020 als aufstrebendes Talent mit ersten Länderspielen und großem Potenzial von der TSG Hoffenheim zu Bayer Leverkusen gewechselt war, stagnierten seine Leistungen dort - und damit auch die Zahl seiner Einsätze.
Im Januar 2022 ließ der Edeltechniker sich deshalb zum CFC Genua in die italienische Serie A verleihen. Für den Traditionsklub lief er 13 Mal auf, allerdings stieg Amiri mit Genua in die Serie B ab und kehrte nach einem halben Jahr zurück nach Leverkusen.
Protagonist bei der "Mission Impossible"
Bei der Werkself pendelte er in den folgenden anderthalb Jahren meist zwischen Bank und Tribüne, nur selten stand er in der Anfangsformation. Unbefriedigend für Amiri, der deshalb im Januar 2024 - ein halbes Jahr vor dem Auslaufen seines Vertrages - zum 1. FSV Mainz 05 wechselte. Die Rheinhessen waren damals mit elf Punkten aus 18 Spielen Tabellen-17., die Rettung schien eine "Mission Impossible" zu sein, aber sie gelang - und Amiri hatte einen großen Anteil daran.
In 15 Spielen für die Mainzer bis Saisonende schwang sich Amiri schnell zum "Lenker" im Mittelfeld auf, er verlieh dem Spiel der 05er die bis dahin fehlende Struktur und bestimmte das Tempo. Dazu kamen seine Ballsicherheit, seine Steckpässe und seine scharfen Standards. Ein Tor und vier Assists in diesen 15 Spielen spiegeln seine Wichtigkeit nur unzureichend wider, dazu kamen jede Menge vorletzte Pässe und kreierte Chancen.
Herrlicher Freistoßtreffer gegen Union Berlin
Und auch die neue Saison begann der gebürtige Ludwigshafener, der unter anderem beim FCK, beim SV Waldhof und zuletzt in Hoffenheim ausgebildet worden war, stark: mit einem herrlichen Freistoßtreffer gegen Union Berlin. Mittlerweile weist er nach elf Einsätzen drei Tore und zwei Assists auf - eine starke Bilanz.
Es gibt nicht wenige, die angesichts dieser Leistungen eine Rückkehr ins DFB-Team fordern. Die Statistik des 28-Jährigen weist bereits fünf Einsätze für die A-Nationalmannschaft auf - der letzte ist aber vom 11.11.2020 datiert. Beim 1:0-Erfolg des DFB-Teams gegen Tschechien stand Amiri damals zum bislang einzigen Mal in der deutschen Anfangsformation. Danach ging es mit seiner Karriere auf Talfahrt.
Diese hat er hinter sich gelassen. Und sein Traum von weiteren Einsätzen lebt. "Ich gebe mein Bestes dafür", sagte Amiri. Gelingt ihm das bei Mainz 05 weiterhin so gut, dann dürften die Chancen gut stehen.