Er hat es tatsächlich geschafft. Bo Henriksen übernahm Mainz 05 in einer scheinbar hoffnungslosen Situation. Doch der Däne führte die 05er noch zum Ligaverbleib. Eine grandiose Leistung, sagt SWR Sportredakteur Michi Glang.
Vor drei Monaten installierten die Rheinhessen Bo Henriksen als Nachfolger des glücklosen Jan Siewert. Mit einer enormen Steigerung im Vergleich zur Vorrunde feiern die 05er nach dem 3:1 beim VfL Wolfsburg nun den Klassenerhalt. Eng verknüpft ist der Erfolg mit Henriksen, der in drei Monaten aus einer ängstlich agierenden Mannschaft ein Team gemacht hat, das zuletzt kaum noch zu schlagen war. Sein Auftreten ist dabei so intensiv, dass man permanent denkt, irgendwann gleich müsse doch der Akku mal leer sein.
"We are red, we are white, we are danish dynamite", heißt es in einem Gesang dänischer Fußball-Fans, wenn sie ihr Nationalteam anfeuern. Bei Mainz 05 hatten sie im Februar ihren eigenen "Danish-Dynamite-Moment", als Henriksen als neuer Coach vorgestellt wurde. "Energiegeladen" trifft es wohl am besten, wie sich der 49-Jährige seither in Mainz präsentiert. Und unerschütterlich positiv: Sobald Henriksen über seine Mannschaft redet, hat man den Eindruck, da ginge es um ein Spitzenteam.
Henriksen erreicht Profis von Mainz 05
"Listen", also "hör' mal zu", so leitet er seine Antworten auf Pressekonferenzen gerne ein. Und dann hört man zu, und Henriksen spricht darüber, dass Fußball Spaß machen soll, dass man dabei keine Angst empfinden darf, weil es doch die Passion aller Kicker sei, in der Bundesliga zu spielen. Stimmt. Und die Mainzer Profis haben es genau so umgesetzt. Kein Wunder, immerhin spielen unter Henriksen ausschließlich "great guys", großartige Jungs.
Neben "listen" hörte man in den vergangenen Wochen auch häufig "jagen". Die Konkurrenz müsse "gejagt" werden, so Henriksen. Auch das beherzigten die 05er, letztlich haben sie drei Konkurrenten erfolgreich hinter sich gelassen. Ohne Angst, dafür mit jeder Menge Mut, wie zum Beispiel beim 3:0 gegen Champions-League-Finalist Borussia Dortmund.
Henriksen feuert die Fans an
Wie groß Henriksens Wirkung ist, erkennt an daran, dass selbst Sportvorstand Christian Heidel von der Energie des Dänen überrascht war. Spätestens, als der Trainer damit begann, vor Heimspielen und noch vor dem Aufwärmen vor den Fanblock zu laufen und die Anhänger heiß zu machen, hat man sich mitunter auch schon mal gefragt, ob dieser Typ nicht ein wenig meschugge ist.
Doch meschugge oder nicht: Henriksen hat es vollbracht, aus einem deprimierten Haufen ein Team mit einer Winnermentalität zu formen. Möglich schien das auch schon im Februar. Allerdings hatte man damals auch das Gefühl, dass Henriksen eine "Alles-oder-nichts-Lösung" ist. Wären die Ergebnisse zu Beginn ausgeblieben, hätte sich seine Art womöglich schnell verbraucht gehabt. Doch der Erfolg gibt dem Recht, der ihn hat.
Mit Henriksen geht Mainz nun in die 16. Bundesliga-Saison in Serie. Es wird spannend zu beobachten sein, wie der Däne diese mit seinem Team bestreitet. Zumal sich der Kader verändern wird. Leandro Barreiro wird die Mainzer verlassen. Winter-Neuzugang Nadiem Amiri ist nach seinen starken Auftritten begehrt, ebenso wie Top-Talent Brajan Gruda. Aber "listen", egal wer da ab Sommer im Sommer im Kader steht, auch in der neuen Saison soll wieder "gejagt" werden. Und bis dahin bitte einmal alle die Akkus aufladen.