Der geplante Investoren-Deal für den deutschen Profi-Fußball ist geplatzt, die Fans haben sich mit ihren Protesten durchgesetzt. Der VfB Stuttgart begrüßt die Entscheidung, auch Mainz 05 äußert sich.
Der geplante Investoren-Deal für den deutschen Profi-Fußball ist nach massiven Protesten der Anhänger geplatzt. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat die Gespräche mit dem Finanzunternehmen CVC gestoppt, das ist das Ergebnis einer Krisensitzung des Präsidiums.
Den 36 Profi-Klubs der Bundesliga und 2. Liga um Bayern München und Borussia Dortmund entgeht damit rund eine Milliarde Euro. "Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich", sagte Hans-Joachim Watzke, Sprecher des DFL-Präsidiums.
VfB Stuttgart: Nur gemeinsam geht es
Der VfB Stuttgart begrüßt "diese nachvollziehbare Entscheidung des DFL-Präsidiums, die uns alle, die wir den Fußball lieben, wieder zusammenkommen lässt". Für die Zukunft gelte es, die richtigen Schlüsse aus den letzten Wochen zu ziehen und "eine von möglichst allen mitgetragene Basis für eine Weiterentwicklung des deutschen Profifußballs zu schaffen. Das können Verbände, Vereine und Fans nur gemeinsam", schrieben die Schwaben auf ihrer Webseite.
Auch der FSV Mainz 05 veröffentlichte ein Statement. "Wir haben aufgrund der Entwicklungen und Vorkommnisse der vergangenen Tage diese Entscheidung erwartet. Alle 36 Klubs des Ligaverbandes sehen den Bedarf für Investitionen in unser Medienprodukt, aus dem wir den größten Teil unserer Einnahmen beziehen. Wir müssen digitaler und internationaler werden", wird Vorstandsvorsitzender Stefan Hofmann zitiert. "Leider ist es nicht gelungen, innerhalb des Ligaverbandes eine klare gemeinsame Haltung zur Finanzierung dieser Investitionen zu entwickeln. Wir sind gespannt, über welchen alternativen Weg die notwendigen Investitionen nun generiert werden sollen. Um die Auswirkungen des heute getroffenen Beschlusses für den deutschen Fußball, die Zentralvermarktung und insbesondere für Mainz 05 abschätzen zu können, müssen wir die weiteren Gespräche innerhalb der DFL und des Ligaverbandes abwarten."
Sprecher Kessen: "Guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans"
Teile der Fanszene hatten zuletzt massiv gegen die Pläne protestiert. Blackstone war als Interessent bereits abgesprungen, mit CVC war nur noch ein potenzieller Geldgeber zum Einstieg bereit. Nun wird das Geschäft begraben. Während die Klub-Bosse eine herbe Schlappe einstecken müssen und wohl um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit bangen werden, können die Fans jubeln.
Das sei "ein guter Tag für Deutschlands Fußball-Fans", sagte Thomas Kessen, Sprecher vom Fanbündnis Unsere Kurve: "Für alle aktiven Fußball-Fans und alle Mitglieder der Vereine ist das ein großer Erfolg, der zeigt, dass der deutsche Fußball mitgliederbasiert und demokratisch ist und dass eben diese Mitglieder bei solch richtungsweisenden Entscheidungen mitgenommen werden müssen."
DFL-Abstimmung über Investorendeal umstritten
Die 36 Profiklubs der Bundesliga und der 2. Liga hatten sich im Dezember zunächst für den Einstieg eines Investors entschieden. Die dafür notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde bei der geheimen Abstimmung aber nur gerade so erreicht. Eine Nein-Stimme oder eine Enthaltung mehr hätten schon damals dafür gesorgt, dass der von der DFL geplante Deal über rund eine Milliarde Euro wie schon beim ersten Anlauf im Mai geplatzt wäre.
Danach entbrannte besonders ein Streit um das Abstimmungsverhalten von Martin Kind, Klubchef von Hannover 96. Der Unternehmer hatte womöglich entgegen der Anweisung des Muttervereins für den Deal votiert - dies wäre ein Verstoß gegen die 50+1-Regel gewesen. Kind wollte sein Votum nicht offenlegen, die Fans forderten vehement eine transparente Neuabstimmung. Ihre Proteste hielten die deutschen Top-Ligen wochenlang in Atem, Spiele mussten extrem lange unterbrochen werden, Partien standen sogar vor dem Abbruch. Und mehrere Klub-Chefs schlossen sich zuletzt der Forderung nach einer Neuabstimmung an, ein Dialog-Angebot der DFL lehnten Fanverbände ab.
Auswirkungen auf Vergabe der TV-Rechte unklar
Die DFL wird in den nächsten Wochen die Klubs nun zu "Gesprächen einladen", um das weitere Vorgehen zu erörtern. Eigentlich hätte der Investoren-Einstieg abgeschlossen werden sollen, ehe im April die TV-Rechte an der Bundesliga ab der Saison 2025/26 versteigert werden. Unklar ist, wie sich der geplatzte Deal auf das Bieterverfahren auswirken wird. Der Investoren-Plan sah vor, sechs bis acht Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür sollten zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro fließen.
Mit dem Geld wollte die DFL den Profifußball fit für die Zukunft machen und in die Digitalisierung und die Internationalisierung investieren. Doch daraus wird nun nichts, die Milliarden-Pläne sind an den Fan-Protesten gescheitert - weil der deutsche Profifußball zuletzt "inmitten einer Zerreißprobe" gestanden habe, sagte Watzke.