Auf der Suche nach einem Investor erlebt die DFL einen ersten Dämpfer. Für viele Fußballfans wie Fan-Vertreterin Helen Breit ist das ein gutes Zeichen.
Anhaltende Fan-Proteste in den Stadien, Diskussionen über strittige Abstimmungsergebnisse, dazu der Rückzug eines möglichen Geldgebers: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) will sich eigentlich seit Monaten um ihre Zukunft kümmern, sieht sich gegenwärtig aber mit Herausforderungen, Streitereien und insbesondere verärgerten Fan-Gruppen konfrontiert.
DFL verliert Blackstone als möglichen Investor
Neueste Entwicklung: Der auf Investments spezialisierte US-Konzern Blackstone hat sich aus dem Rennen um den Einstieg als Investor bei der DFL verabschiedet, der Ligaverband verhandelt jetzt nur noch mit dem Finanzunternehmen CVC. Warum sich Blackstone zurückgezogen hat?
Offiziell ließ die DFL verlauten, dass Blackstone "aus verschiedenen Gründen nicht mehr als strategischer Vermarktungspartner der DFL infrage" komme. Es hätten sich "kritische Punkte unter anderem in Bezug auf die restriktive vorgegebene Governance und ökonomische Aspekte kumuliert". Demnach sei es konkret um die Unternehmensführung bei der geplanten Vermarktungsgesellschaft MediaCo gegangen – und ums Geld.
Fan-Proteste zeigen offenbar Wirkung
Spannend: Nach einem Bericht der Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg, die zuerst über den Blackstone-Rückzieher berichtet hatte, soll es darüber hinaus weitere Gründe geben. So habe der Konzern das Vorhaben auch wegen des Zögerns einiger Clubs sowie aufgrund der anhaltenden Fan-Proteste aufgegeben.
Ein Erfolg der organisierten Fan-Szenen also, die sich vehement gegen den Einstieg eines Investors in den deutschen Profifußball wehren? Ja, sagt Helen Breit.
"Ich bin mir sicher, dass diese Proteste mindestens einen großen Anteil an der Entscheidung des potenziellen Investors haben", so die Ansicht der Fan-Vertreterin. Als "Vorsitzende Fanpolitik" bei der Supporters Crew Freiburg – vor allem aber als Fußballfan und Anhängerin des Sport-Clubs – unterstützt sie die Proteste in den Stadien. Im Gespräch mit SWR Sport schildert sie aber auch ihre Beobachtungen, die sie als Teil des Netzwerks "Zukunft Profifußball" macht.
"Es ist wichtig zu sagen, dass der Protest in den Stadien von den Ultra-Gruppen organisiert wird. Im Schulterschluss ist sicher ein Erfolg zu verbuchen, der auf die konkreten Organisatorinnen und Organisatoren des Protests zurückzuführen ist", sagte Breit.
Breit: "Für uns ist Fußball Publikumssport"
Dass sich ein ausländischer Konzern wie Blackstone aus den Verhandlungen mit der DFL zurückzieht, ist für sie nicht allzu überraschend. "Für viele Außenstehende, die nicht in Deutschland sozialisiert sind, erschließt sich nicht immer, was die Organisation des Fußballs in Deutschland bedeutet", so Breit.
"Unsere – in jeder Hinsicht positive – Vereinsmeierei, die es auch im Fußball gibt und die sich durch die Sicherstellung von demokratischen Prozessen fortsetzet, zum Beispiel durch 50+1. Niemand betrachtet sich nur als Konsumentin oder als Konsument des Produkts Fußballs und lässt das über sich ergehen. Für uns ist das Publikumssport, wir sind Teil davon – in welcher Facette auch immer", sagte die Fan-Vertreterin.
Dass die Protestwelle in den Stadien allein wegen des Blackstone-Rückzugs abebbt, damit ist nicht zu rechnen. "Ich gehe fest davon aus, dass an dem Protest festgehalten wird", sagte Breit: "Und er in der kreativen und gewaltfreien Form fortgesetzt wird."