Andrej Kramaric und die TSG Hoffenheim bescheren ihren Fans durch einen Sieg gegen den FC Bayern einen schönen Saison-Ausklang. Jetzt geht's nach Europa - und aufzuarbeiten gibt es in der Sommerpause auch einiges.
Andrej Kramaric hatte sich nach dem Schlusspfiff den Ball unters T-Shirt gesteckt und tanzte mit dickem Bauch vor der Fan-Kurve. Dass das Spielgerät nach seinem Hattrick gegen den FC Bayern München dem Torjäger der TSG Hoffenheim gehörte, war ohnehin klar. Es gab aber noch einen zweiten Grund für seine Geste. "Meine Frau hat am Montag Geburt, ein kleines Mädchen kommt. Deswegen bin ich ganz happy und stolz", verriet Kramaric und sagte triumphierend: "Wir haben Europa wieder geschafft."
Hoffenheim hofft auf die Europa League
Nach dem Abstiegskampf in der vergangenen Saison und einem Auf und Ab in dieser Runde feierten die Hoffenheimer am Samstag vor 30.150 Zuschauern in Sinsheim ausgelassen die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb. Fix ist für den Tabellensiebten zwar nur der Sprung in die Conference League. Doch die TSG-Profis ließen keinen Zweifel daran, in welchem Wettbewerb sie sich sehen. "Wir haben uns für die Europa League qualifiziert", sagte Maximilian Beier und meinte fröhlich: "Am Anfang haben wir alles verkackt - und jetzt haben wir alles gewonnen zum Schluss."
Hoffenheim zweifelt nicht an Leverkusens Pokalsieg
Für den Einzug in die Europa League muss sich der hochfavorisierte Meister Bayer Leverkusen am kommenden Samstag im DFB-Pokal-Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern durchsetzen. "Das ist klar, die werden gewinnen", sagte Kramaric. Der 32 Jahre alte Kroate trauerte dann doch noch ein bisschen der möglichen Champions-League-Teilnahme hinterher: "Ich habe geglaubt, Leipzig gewinnt in Frankfurt – schade." Die Eintracht sicherte sich Rang sechs und kann es noch in die Königsklasse schaffen, wenn Borussia Dortmund das Endspiel gegen Real Madrid gewinnt.
Toptalent Maximilian Beier ganz aus dem Häuschen
Diese verpasste Gelegenheit trübte freilich die Freude bei der TSG nicht. Viele fühlten sich an das Saisonfinale von 2018 erinnert, als sich der Klub mit einem 3:1 gegen Dortmund für die Champions League qualifizierte. Nach einem 0:2-Rückstand gegen die Bayern legten die Hoffenheimer einen furiosen Auftritt hin. Der überragende Kramaric düpierte den entthronten Meister beim Abschied von Trainer Thomas Tuchel mit gleich drei Toren. Senkrechtstarter Beier war zudem sein 16. Saisontreffer gelungen.
Der für den vorläufigen deutschen EM-Kader nominierte 21-Jährige wusste am Samstag nicht mehr so recht, wo ihm der Kopf steht nach seinem steilen Aufschwung mit diesem emotionalen Saisonfinale. "Darüber muss ich noch drei, vier Monate schlafen", meinte er lachend.
Trotz des Happy Ends, das Mäzen Dietmar Hopp auf der Tribüne mit feierte, gibt es noch einiges aufzuarbeiten bei den Hoffenheimern, die gegen Abstiegskandidaten wie Mainz und Bochum und zwischendurch auch ihre Linie verloren hatten. Auch die Diskussionen um die Zukunft von Geschäftsführer Alexander Rosen sorgten in der abgelaufenen Spielzeit für Unruhe.
Oliver Baumann räumt schwierige Zeit ein
"Das ist eine Riesenlast, die von uns fällt und es ist eine Riesenfreude", sagte Torhüter und Kapitän Oliver Baumann und räumte ein: "Wir hatten auch im Winter eine schwierige Zeit."
Auch Trainer Pellegrino Matarazzo war während einer langen Durststrecke in die Kritik geraten, konnte aber nach 34 Spieltagen ausgelassen jubeln. "Unsere Jungs waren heute fantastisch. So eine Schlussphase gibt definitiv Kraft", sagte er. "Es ist definitiv ein Schub, und wir nehmen vieles mit. Auch wenn nicht alles rosig gewesen ist diese Saison."