Die Europa-Tour des 1. FC Heidenheim geht weiter. Am Donnerstag (07.11., 21 Uhr) ist der FCH zu Gast beim Heart of Midlothian FC in Schottland, von den meisten nur Hearts genannt.
Vor zwei Wochen flogen die Heidenheimer ganz in den Südosten Europas zum Pafos FC (Zypern). Jetzt geht es in die entgegengesetzte Richtung. Im Tynecastle Park bei den Hearts erwartet die Heidenheimer kein einfacher Gegner. Aber wer sind diese Hearts überhaupt?
In Europa hui, in der Liga pfui
Dank Platz drei in der Scottish Premiership in der Vorsaison durften die Hearts an der Qualifikation zur Europa League teilnehmen. Mit zwei 0:1-Niederlagen gegen Viktoria Pilsen wurde die Qualifikation zwar verpasst, trotzdem dürfen die Schotten einen Wettbewerb tiefer starten.
Die ersten beiden Spiele in der Conference League konnten die Hearts, ebenso wie Heidenheim, gewinnen. Dem Last-Minute-Sieg bei Dinamo Minsk folgte ein 2:0 zuhause gegen Omonia Nikosia. Damit ist man aktuell auf Platz sechs der Tabelle, knapp vor den Heidenheimern.
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In der Scottish Premiership läuft es in dieser Saison hingegen eher schleppend. Mit lediglich zwei Punkten aus den ersten acht Spielen war der Vorjahres-Dritte katastrophal in die Spielzeit 2024/25 gestartet. Mit sieben Punkten aus den letzten vier Spielen hat sich die Mannschaft in den letzten Wochen aber etwas erholt. Trotzdem: Platz elf von zwölf Teams darf nicht der Anspruch eines Europapokal-Teilnehmers sein.
41-jähriger "Star" und ein neuer Trainer
Nach dem schwachen Saisonstart trennte sich der Club von Trainer Steven Naismith Ende September. Interimsweise übernahm Liam Fox, der mittlerweile als Co-Trainer auf der Hearts-Bank sitzt. Seit Mitte Oktober ist der Engländer Neil Critchley im Amt, unter dem es deutlich besser läuft als noch zu Saisonbeginn. Kadertechnisch hat sich im Vergleich zur Vorsaison zwar einiges getan, von den vermeintlichen Stammspielern sind jedoch die meisten geblieben. Der prominenteste Abgang ist Linksverteidiger Alex Cochrane zu Birmingham City in die dritte englische Liga.
Betrachtet man den aktuellen Kader, so sucht man vergeblich nach den ganz großen Namen. Der wohl Bekannteste dürfte Craig Gordon sein. Der mittlerweile 41-jährige Torwart kommt auf 77 Länderspiele für Schottland und spielte zuletzt in der Nations League gegen Portugal (0:0) und Kroatien (1:2). In seiner Zeit bei Celtic Glasgow (2014-2020) durfte er sechs schottische Meistertitel bejubeln und spielte elf Mal in der Champions League. Dort stand Gordon unter anderem gegen den FC Bayern München und Borussia Mönchengladbach zwischen den Pfosten.
Auf wen die Heidenheimer vor allem aufpassen müssen: Lawrence Shankland. Mit einem Marktwert von 3,5 Millionen Euro (Quelle: transfermarkt.de) ist der Schotte mit Abstand der wertvollste Spieler im Team. Der Kapitän und Mittelstürmer war in der vergangenen Saison mit 24 Treffern Top-Torschütze in der Scottish Premiership. In dieser Spielzeit kommt er allerdings erst auf einen Ligatreffer, in der Conference League traf er noch gar nicht. Die meisten Fußball-Fans in Deutschland werden Shankland diesen Sommer unwissentlich in Aktion gesehen haben. Beim EM-Vorrunden-Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schottland wurde er in der 82. Minute eingewechselt.
Zum Jubiläum wieder in Europa
In diesem Jahr feiert der Club aus Edinburgh sein 150-jähriges Jubiläum. Die größten Erfolge der Hearts liegen aber schon eine Weile in der Vergangenheit. Die letzte der insgesamt vier schottischen Meisterschaften wurde 1960 gefeiert. Damals hieß die Liga noch "Scottish Division One". In den vergangenen Jahren machten die beiden großen Teams aus Glasgow (Celtic und die Rangers) die Meisterschaft immer unter sich aus.
Nach 2004/05 und 2022/23 stehen die Hearts zum dritten Mal in diesem Jahrhundert in der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs. Zudem gab es einige weitere Auftritte in den Qualifikationsrunden. Der Club aus der schottischen Hauptstadt ist also kein unbeschriebenes Blatt im europäischen Fußball. Große Ausrufezeichen konnten dabei aber noch nicht gesetzt werden. Beim letzten Auftritt 2022/23 war in der Conference League-Gruppenphase nach zwei Siegen und vier Niederlagen Endstation. Im UEFA-Cup (heute Europa League) 2004/05 standen die Hearts gemeinsam mit dem FC Schalke 04 in einer Gruppe. Das direkte Duell verloren die Schotten damals 0:1 und landeten zudem auf dem letzten Platz in der Gruppe.
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Dass die Hearts die Gruppenphase in diesem Jahr wieder nicht überstehen, ist unwahrscheinlich. Mit ihren beiden Auftaktsiegen stehen sie gut da. Mit einem weiteren Sieg in den vier verbleibenden Spielen wäre ein Weiterkommen dank des neuen Wettbewerbsmodus fast schon sicher, genau wie für den 1. FC Heidenheim.