Handwerksbetrieben fehlt der Nachwuchs, zehntausende Ausbildungsplätze sind unbesetzt. Wie kann das sein? Wir haben mit Handwerkern und Azubis gesprochen, was sie an ihrem Job fasziniert.
Schreinerei-Azubis: Kira und Mirko
Mirko (22) hat sein Studium für einen Handwerksberuf an den Nagel gehängt. "Das war mir zu theoretisch." Jetzt macht er eine Ausbildung zum Schreiner - und das ist genau seins. "Es ist sehr vielseitig und man kann auch so ein bisschen das Kreative ausleben." Momentan baut er einen Holzschrank in der Ausbildung. "Der ist schon sehr cool. Da freut man sich dann auch den in die eigene Wohnung zu stellen und dass einfach so ein bisschen was selber gemacht ist." Auch Kira (22) sagt, sie sei glücklich über ihre Ausbildung als Schreinerin. "Mit Holz zu arbeiten macht einfach unfassbar viel Spaß! Es riecht gut und man kann alles daraus machen - für den Innen-und Außenbereich."
Schornsteinfegermeister Sven Maier aus Mannheim
Sven Maier ist seit 1990 Schonsteinfeger im Kehrbezirk Mannheim. Vor mehr als 30 Jahren hat er seine Ausbildung beim Schwiegervater gemacht. "Ich kam zu dem Beruf also quasi über meine Frau." Was liebt er am meisten an seinem Beruf? "Den Kundenkontakt. Das ist eine schöne Arbeit draußen, also man sitzt nicht in der Firma, sondern geht immer von Haus zu Haus. Das gefällt mir gut." Und den Kunden gefällt es auch, wenn der Schornsteinfeger ins Haus kommt: "Die freuen sich. Und hier auf dem Maimarkt wenn die Leute den Schornsteinfeger sehen, wollen sie mich anfassen, an den Knöpfen drehen oder ein Küsschen. Die sind dann immer ganz begeistert." Und was ist mit dem Azubi-Nachwuchs? "Es sah schon mal schlechter aus", sagt Maier. Gut sei die Lage aber trotzdem nicht. Viele junge Leute in Baden-Württemberg schrecke wohl auch die sechs-bis siebenwöchige Berufsschule in Ulm.
Peter Sommer, Schornsteinfeger-Azubi mit 50
Peter Sommer (52) war nicht abgeschreckt, sondern wild entschlossen: Erst mit 50 hat er seine Ausbildung zum Schornsteinfeger gemacht - nach mehr als 30 Jahren Arbeit als Maschinenschlosser. Aber plötzlich machte seine Firma dicht. "Man findet zwar immer einen Job als Schlosser, aber richtig gut bezahlt wird er nur in der Industrie. Aber da reinzukommen ist sehr schwer."
Sohn war bereits Schornsteinfeger
Wie gut, dass sein Sohn bereits Schornsteinfeger war. "Der hat gesagt: Mach doch eine Umschulung." Das klappte nicht, denn: "Man muss den Beruf von der Pieke auf lernen", erklärt Sommer. Bei seinem Schulfreund, Schornsteinfegermeister Sven Maier, machte er schließlich ein Praktikum und dann zog er auch die Ausbildung durch. Und jetzt? "Ich bin hoch begeistert und ärgere mich, dass ich es nicht schon früher gemacht habe!"
Denis Waskey, Fahrzeugsattler aus Heidelberg
Denis Waskey aus Heidelberg ist Sattlermeister und macht alles - von der Oldtimer-Restauration bis zu Polstermöbeln, von Bootsverdecken bis zur Flugzeugeinrichtung. Wie der Vater, so der Sohn, könnte man sagen: Wir treffen Denis Waskey auf dem Maimarkt in der Handwerkerhalle. Dort präsentiert er sein Handwerk Er steht vor einem zerschlissenen Kunstledersofa, das er mit Stoff neu beziehen will. Wie wurde er Sattler? Zunächst konnte sich nicht vorstellen, in die Sattlerei seines Vaters einzusteigen, erzählt er. "Ich habe erst studiert und dann gemerkt: Das ist nichts für mich". Aber: Das Ingenieursstudium hat er dann noch abgeschlossen und sogar ein Jahr in dem Beruf gearbeitet.
Nach Ingenieur-Studium in die Sattlerei des Vaters
Schließlich machte er doch eine Ausbildung zum Fahrzeugsattler und zwar im Betrieb seines Vaters. Heute ist Denis Waskey auch Meister. Warum hat es dann doch noch "klick" gemacht? "Es ist das Abwechslungsreiche an dem Beruf. Ob ich jetzt ein neues Auto veredele - die Plastikblenden zum Beispiel mit Leder beziehe-, einen Oldtimer restauriere oder einfach einen Stuhl neu beziehe - der Beruf ist unheimlich abwechslungsreich. Jeden Tag was Neues! Und: Man sieht, was man gemacht hat - mit den Händen."
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