Jörg will seinen schwerbehinderten Sohn nach Hause holen

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Autor/in
Alexandra Müller
Alex Müller

Seit einem Badeunfall liegt Jörgs Sohn Kaio im Wachkoma. Der Zuspruch und die Unterstützung, die seine Familie daraufhin von den Menschen in ihrem Dorf erhalten, ist überwältigend.

„Wir dachten, uns hilft keiner. Wir wohnen ja erst zwei Jahre hier, aber das ganze Dorf ist für uns da.“

Es ist ein Gespräch mit vielen Pausen. Jörg hat immer wieder Tränen in den Augen. Aber er sagt auch: „Mir tut das Reden gut. Weil ich immer schon viel mit Leuten geredet hat.“ Sein vierjähriger Sohn Kaio hatte im Sommer einen Badeunfall. Bis heute liegt er im Wachkoma.

„Was wir brauchen? Hoffnung!“

Während er sich um den großen Sohn Zuhause kümmert, ist seine Frau Marisa am Bodensee, wo Kaio noch Reha hat. Jetzt kommt ihr Sohn aber nach Stuttgart ins Hospiz. Die Eltern würden ihn gerne zu sich nach Hause holen, aber sie bräuchten sieben Vollzeit-Pflegekräfte.

Den Pflegenotstand persönlich erleben

„Pflegenotstand - wenn es dich nicht betrifft, schiebst du sowas weg. Und auf einmal bist du selbst in der Pflegesituation.“

In Kaios Reha-Klinik haben sie aus erster Hand den Notstand erlebt. „Jede Schwester muss noch einen Nebenjob machen. Wenn dann eine sagt: Ich geh jetzt noch meine vier Stunden zum Lidl. Das gibt’s doch nicht!“ Eine Sache gibt ihnen immer wieder Kraft zum Durchhalten: Der unglaubliche Zusammenhalt in ihrem Dorf.

Das gute Herz der Schwaben

„Wir sind im November 2017 hier eingezogen. Wir haben gar nicht so viele Leute kennen gelernt. Ich habe zu meiner Frau gesagt: Bekanntschaften muss man langsam wachsen lassen. Aber dann kam diese Welle.“

Benefizfußballspiele, Basar, Gottesdienste für Kaio, manchmal auch einfach eine Tüte Brötchen, die vor der Tür liegt: Der Ort engagierte sich und sammelte viel Geld für die Familie.

„Sogar Kinder haben gespendet: Fünf Euro von Benjamin, Taschengeld. Alles von Leuten, die wir nicht kennen.“

Eine Firma vor Ort hat angeboten, ihnen beim Umbau des Hauses zu helfen, wenn sie Kaio zu sich holen. „Wir müssten nur das Material bezahlen.“ Ein Bekannter von Jörg bot ihnen sogar an, die Dienstpläne für das Pflegepersonal zu machen, aber das Personal müssen sie eben erstmal finden.

Pfleger*innen: Dringend gesucht

„In Heilbronn hat eine gesagt, die Kaio gepflegt hat, sie würde kündigen, genau wie zwei vom Bodensee. Weil sie ihn einfach liebgewonnen haben. Das wollen wir aber auch nicht, dass jemand für uns kündigt.“

Die Familie versucht Pfleger*innen über einen Onlineaufruf zu finden. Eine hat sich sogar schon gemeldet.

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