Missbrauch: Martina bricht ihr Schweigen. Anonym.

Stand
Autor/in
Berno Graf
Porträt Berno Graf.

Martina kommt mit einer körperlichen Behinderung zur Welt. Ihre Eltern haben damit ein Problem. Mit 12 Jahren kommt sie in die Obhut ihres Vaters. Und hier beginnt der Horror!

Meine Mutter wollte kein behindertes Kind!

Glückliche Kindheit bei den Großeltern 

Kurz nach ihrer Geburt wird Martina zu ihren Großeltern nach Kroatien gebracht. Dort wächst sie auf und sie erzählt: „Das war die glücklichste Zeit meines Lebens.“ Was danach kommt, prägt sie heute noch! Bis heute hat sie mit niemandem darüber gesprochen. Zum ersten Mal spricht sie über den Missbrauch und ihr Kindheitstrauma in unserem neuen Format: Anonyme Geschichten von SWR Heimat

Missbrauch vom Vater: Essensentzug und Gewalt 

Nach dem Tod ihres Großvaters kommt Martina zu ihrem Vater. Nach kurzer Zeit beginnt er sie zu schlagen, sperrt sie in ihr Zimmer und gibt ihr wenig bis gar nichts zu essen. Einziger Anker für sie: das Heim, in dem sie unter der Woche lebt. „Ich kann bis heute keinem Menschen wirklich vertrauen“, erklärt Martina. Deshalb schweigt sie auch und erträgt die Qualen leise. Keiner merkt etwas, bis ihr Vater sie 1992 für alle sichtbar misshandelt. Daraufhin kommt sie von ihrem Vater in ein Heim und wächst komplett dort auf. Martina kämpft sich durch und schafft es trotz ihrer traumatischen Kindheit selbstständig zu leben. „Seit 2004 wohne ich alleine. Und darauf bin ich stolz.“ Doch vertrauen kann sie immer noch niemandem, meint sie. Sie spricht nicht über ihre Geschichte, sie habe das Gefühl, das alles verdient zu haben. 

Kindheitstrauma überwunden? Wie geht es Martina heute?  

Viele Jahre nach den Misshandlungen sucht Martina den Kontakt zu ihren Eltern. Von ihrer Mutter hört sie nichts. Ihr Vater reagiert und gesteht ein, dass er viel falsch gemacht habe. „Für mich war das eine Art Entschuldigung. Sonst hätte er das nicht gesagt“, findet Martina. Sie halten bis zu seinem Tod Kontakt. Aber Martinas Gefühl, selbst an allem schuld zu sein, begleitet sie noch heute. Das vergisst sie nur bei ihrer Katze Jenny. „Sie ist mein ein und alles, mein Lebensinhalt“, erzählt Martina. 

Möchtest du auch deine Geschichte erzählen? 

Du möchtest deine Geschichte auch gerne mit der Öffentlichkeit teilen? Aber anonym? Dann schreib uns! Alles zum neuen Format „Anonyme Geschichten von SWR Heimat“ findest du hier.  

Hilfsangebot bei häuslicher Gewalt oder Missbrauch:

Wenn du Hilfe und Unterstützung brauchst, findest du umgehend Hilfe bei der Telefonseelsorge – auch ganz anonym! Dort gibt es Hilfe von Beratern und Beraterinnen, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können. Das Angebot ist kostenfrei, rund um die Uhr besetzt und erreichbar unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 oder per Chat auf der Website.

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