Der Grünen-Politiker Cem Özdemir musste sich in diesem Jahr vor dem Hohen Grobünstigen Stockacher Narrengericht verantworten. Der Prozess fand traditionell am "Schmotzigen Dunschtig" statt.
Die närrischen Richter verurteilten den früheren Grünen-Bundesvorsitzenden in ihrer Fastnachts-Sitzung zu einer Strafe von drei Eimern Wein zu je 60 Litern.
Narrengericht beginnt mit Schweigeminute
Mit einer Schweigeminute hatte das traditionelle Narrengericht in Stockach (Kreis Konstanz) am Donnerstag den Opfern der Gewalttat von Hanau gedacht. Solche Taten seien ein Anschlag auf den inneren Frieden, der Voraussetzung für eine freie und offene Gesellschaft sei, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in einer Ansprache zu Beginn der närrischen Veranstaltung. Das Narrengericht feiere an diesem Abend das Fest eines solchen inneren Friedens. "Das soll ein Signal gegen genau solche Taten sein."
Kretschmann als Zeuge geladen
Kretschmann war als Zeuge vor das närrische Gericht geladen, um seinem Parteikollegen, dem Angeklagten Cem Özdemir, beizustehen. Mit mäßigem Erfolg.
Bilder vom Stockacher Narrengericht 2020
Cem Özdemir musste sich vor dem Narrengericht verteidigen. Mit vielen Zitaten und Pointen gelang dies dem Grünen-Politiker. Das Publikum im Saal war begeistert.
Mit Cem Özdemir wurde "ein scheinbar allseits beliebter, tatsächlich jedoch hochumstrittener Politiker vorgeladen, der sich mit seiner gefürchteten und manchmal nervigen, gar herabwürdigenden Schwertgosch immer wieder und im wahrsten Sinne um Kopf und Kragen redet", so das Narrengericht.
Moderatoren-Duo im Einsatz
Dieser Höhepunkt der schwäbisch-alemannischen Fastnacht am Schmotzigen Dunschtig wurde fachkundig und humorvoll kommentiert von SWR-Moderatorin Kristin Haub und dem Stockacher Gerichtsnarren Rainer Vollmer.
Narrengericht seit 1351
Seit 1351, also seit 669 Jahren, dürfen die Stockacher Narren im Gedenken an ihren Gründervater, Erznarr "Hans Kuony von Stocken", einmal im Jahr ein Narrengericht abhalten. Die Strafe wird traditionell in "Eimern Wein" bemessen. Dabei fasst ein "Eimer" laut einem alten österreichischen Hohlmaß sage und schreibe 60 Liter.