Der Mond als Missionsziel - das ist der Fokus von immer mehr Raumfahrtagenturen und privaten Raumfahrtunternehmen. Bis jetzt noch nicht-astronautisch, aber mit dem Artemis-Programm der NASA sollen noch dieses Jahrzehnt wieder Menschen auf dem Mond landen. Und im nächsten Schritt sollen dann auch längerfristige Aufenthalte stattfinden, ähnlich wie jetzt schon auf der Internationalen Raumstation ISS - das ist auch das ausgesprochene Ziel der Europäischen Raumfahrtagentur ESA.
Training im Vulkansandkasten
In der neuen Trainingshalle LUNA in Köln sollen Astronautinnen und Astronauten darauf vorbereitet werden. Auf 700 Quadratmeter wurde eine künstliche Mondlandschaft aufgebaut und mit über 700 Tonnen feinem Sand aus Vulkangestein bedeckt. Der soll den Mondstaub möglichst genau nachahmen.
Warum zeigt uns der Mond immer dieselbe Seite?
Gestein auf dem Mond bewegt sich kaum, da es kein Wasser und wegen der fehlenden Atmosphäre auch keinen Wind gibt. Deshalb reiben sich auch kleinste Partikel nicht glatt und rund, wie etwa der Sand am Strand. Die scharfkantigen und unförmigen Staubpartikel sind verglichen mit irdischem Sand deshalb relativ klebrig, etwa wie Mehl.
Am Strand oder in der Wüste wären Stiefelabdrücke nicht so deutlich sichtbar, wie die der Apollo-Astronauten auf dem Mond. Etwas über die Mondoberfläche zu schieben, zu ziehen oder darauf zu fahren fühlt sich deshalb ganz anders an - auch das soll in Köln trainiert werden.
Mondstaub ist aber auch sehr gefährlich. Er klebt an Raumanzügen und kann in kleinste Zwischenräume und Ritzen eindringen und Schaden anrichten. Wird er eingeatmet, kann er die Lunge schädigen. Da der künstliche Mondstaub in der LUNA-Trainingshalle genau diese Eigenschaft nachahmt, sollen hier auch Ausrüstung und Schutzmaßnahmen getestet werden.
Auch die geringere Schwerkraft kann in der LUNA-Anlage simuliert werden
In einer drei Meter tiefen Grube können kleine Krater oder Grabungen simuliert werden, während die Astronauten mit dem sogenannten Gravity-Offloading-System auch mit den Herausforderungen der geringeren Schwerkraft auf dem Mond umgehen müssen. Dabei werden sie an einem Gestell aufgehängt, dass ihnen einen Großteil ihres eigenen Körpergewichts und das der schweren Raumanzüge abnimmt. Auf dem Mond herrscht nur etwa ein Sechstel der Schwerkraft, wie auf der Erde.
Ein Mondtag dauert vier Wochen
Ein Sonnensimulator kann die besonderen Lichtbedingungen nachahmen, die auf dem Mond herrschen. Da das Sonnenlicht nicht von einer Atmosphäre gebrochen wird, ist es in der direkten Sonne extrem hell, im Schatten aber sehr dunkel. Da ein Mondtag vier Wochen dauert, ändert sich der Sonnenstand nur ganz langsam.
In einem Kontrollzentrum soll auch die Bodenkontrolle für Mondmissionen entwickelt und trainiert werden. Für tatsächliche Missionen soll in Fürstenfeldbruck das europäische Mondkontrollzentrum entstehen. Außerdem beinhaltet LUNA ein Gewächshaus und ein Technologiezentrum, wo Geräte und Werkzeuge für die Monderkundung entwickelt und getestet werden können.
Forschende finden Hinweise auf Wasser auf dem Mars
Die Trainingshalle LUNA soll auch internationalen Partnern zur Verfügung stehen
In der Halle sollen aber nicht nur Europäerinnen und Europäer trainieren. Auch für internationale Partner steht die Halle offen. Bei der Einweihung waren auch Vertreter der US-amerikanischen Raumfahrtagentur NASA vor Ort. Generaldirektor der ESA Josef Aschbacher sagte bei der Veranstaltung: „Wir sind stolz darauf, dieses Projekt zu leiten, das Europa eine Spitzenposition bei der Erforschung des Mondes und darüber hinaus sichert und gleichzeitig die internationale Zusammenarbeit in der Weltraumforschung fördert.“
Weitere Gäste bei der Einweihung waren der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst, die Wirtschaftsministerin des Landes Mona Neubauer und die Raumfahrtbeauftragte der Bundesregierung Anna Christmann. Auch Alexander Gerst und Matthias Maurer waren vor Ort. Noch steht nicht fest, wer der erste Europäer auf dem Mond sein wird, aber als aktive ESA-Astronauten sind sowohl Gerst als auch Maurer mögliche Kandidaten.