2022 war ein Jahr der Krisen – wieder einmal. Zwar bedeutete das dritte Jahr der Pandemie für die Menschen im Südwesten in vielen Bereichen eine Rückkehr zu mehr Normalität. Doch während Corona langsam nicht mehr das prägende Thema war, erschütterte mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine die nächste unerwartete Krise unsere Gewissheiten. Gerade in Krisen- und Kriegszeiten zeigt sich, wie wichtig die Rolle unabhängiger Berichterstattung ist. Wenn ein erbitterter Kampf tobt, dann wird die angebliche Wahrheit schnell zu einer Waffe und die Verbreitung von Lügen zu einem Instrument der Macht. Was ist Wahrheit? Was Lüge? – Das herauszufinden ist für die Kolleginnen und Kollegen, die in den letzten Monaten über den Krieg in der Ukraine berichteten, eine ganz zentrale Aufgabe.
Doch nicht nur in den Kriegsgebieten der Welt finden Manipulationsversuche der Wahrheit statt. Desinformation oder das Verbreiten „alternativer Fakten“, wie es euphemistisch heißt, sind heute in vielen Diskussionen gang und gäbe. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben des SWR, dem entschlossen entgegenzutreten. Eine unabhängige Berichterstattung, die unvoreingenommen und unparteiisch ist, ist die Voraussetzung dafür, dass der SWR seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen kann: zur Meinungsbildung der Menschen beizutragen.
Vertrauen verdienen – Diskurs fördern
Dies kann aber nur gelingen, wenn die Menschen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ihr Vertrauen schenken. Wenn dieses Vertrauen beschädigt wird, sind wir gefordert, es wieder zurückzugewinnen. Nachdem im Sommer 2022 die skandalösen Vorgänge beim Rundfunk Berlin-Brandenburg ans Licht der Öffentlichkeit kamen, haben der SWR und die anderen Landesrundfunkanstalten der ARD schnell reagiert. Die bereits vorher in den einzelnen Häusern geltenden klaren Compliance-Regeln wurden nochmals vereinheitlicht und zu verbindlichen Standards gemacht, die in Zukunft verhindern werden, dass sich so etwas wiederholt. Wenn die Menschen sich heute fragen: Kann man einem solchen System wirklich vertrauen? Dann lautet unsere Antwort: Ja, man kann. Und wir werden weiter alles dafür tun, das unter Beweis zu stellen.
Auch die Diskussion über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland wurde 2022 verstärkt geführt. Im Kern steht dabei die Frage: Was ist die Aufgabe, die die Gesellschaft dem SWR und den anderen Rundfunkanstalten übertragen will? Wir sind überzeugt: Es braucht einen unabhängigen Rundfunk. Unabhängig von der Politik, aber auch unabhängig von wirtschaftlichen Notwendigkeiten. Nur so können wir eine Säule der Demokratie sein, die gerade in Krisen- und Umbruchzeiten so wichtig ist. Im besten Fall ermöglicht der SWR durch seine Angebote gesellschaftlichen Diskurs. Wir machen also Meinungen sicht-, hör- und erlebbar, bringen Menschen aller Altersklassen und aller sozialen Schichten in den Dialog und geben den Raum, in dem unterschiedliche Perspektiven ausgetauscht werden.
ARD-Vorsitz – Hand in Hand zur Transformation
Im Jahr 2023 übernimmt der SWR den ARD-Vorsitz und wird bei der Bewältigung dieser Herausforderungen mit den anderen Rundfunkanstalten Hand in Hand gehen. Wir werden nach Kräften versuchen, den Transformations- und Innovationsprozess innerhalb der ARD voranzutreiben. Wir werden die ARD weiter konsequent zu einem modernen digitalen, föderalen Medienverbund transformieren, der in der Konkurrenz zu den internationalen Streaming-Netzwerken erfolgreich bestehen kann. Dabei werden wir unsere Kompetenzen noch stärker bündeln, in vielen Bereichen noch effizienter senderübergreifend zusammenarbeiten und damit auch Kosten und Kräfte sparen. Und wir werden beweisen, dass es keine Floskeln sind, wenn wir sagen, wir sind unabhängig, verantwortungsbewusst und für die Menschen da.
Denn ohne die Menschen, die unsere Angebote nutzen, ist auch der SWR am Ende nichts. Unseren gesellschaftlichen Auftrag auszufüllen, das ist der Antrieb aller Kolleginnen und Kollegen, die jeden Tag ihr Bestes dafür geben, den Menschen im Südwesten Orientierung, Heimat und Geborgenheit zu bieten – 2022, in Zukunft und gerade auch in Zeiten der Krisen.
Direktion Innovationsmanagement und Digitale Transformation (IDT)