Sie spielen eine Figur, die gar nicht so viel Raum einnimmt, auch nicht in einer hervorgehobenen Position ist, aber entscheidende Wendungen auslöst. Wie sehen Sie Thomas Bärlachs Rolle und Wirkung in dem Geschehen?
Kriminalhauptkommissar Thomas Bärlach ist ein aufrechter, ehrlicher Mann, der sich nur seinem Gewissen verpflichtet fühlt. Mit dieser Haltung, seinem gesunden Menschenverstand und seinem ermittlerischen Instinkt tritt er dem Flowtex-Fall gegenüber. Er ist ein Außenstehender der Flowtex-Welt, er gehört nicht dazu. Das gibt dem Zuschauer die Möglichkeit, sich mit ihm zu identifizieren, denn dem Zuschauer ist diese Welt auch erst mal fremd. Bärlach ist einer, der sich nicht kaufen lässt. Im Gegensatz zu allen anderen Beteiligten. Geld, Macht, einflussreiche Beziehungen interessieren ihn nicht. Ein Idealist, der sich einem ganzen System von Korruption und Vetterleswirtschaft alleine entgegenstellt. So einer macht Hoffnung, finde ich. Zu sehen, dass so ein Kleiner so ein großes Räderwerk zum Stillstand bringen kann. Er ist der Sand im Getriebe. Da er allen Widrigkeiten zum Trotz weiterermittelt – selbst dann noch, als es ihm sein Vorgesetzter verbietet – wird er zum Außenseiter und es wird einsam um ihn. Das ist der Preis, den er zahlen muss.
Wieso wollte Thomas Bärlach die Ermittlungen gegen Brenner nicht ruhen lassen, obwohl ihm niemand glaubte?
Mit Manfred Brenner verbindet ihn die gemeinsame Schulzeit. Schon früh musste Thomas erfahren, dass für Manni, der aus betuchten Verhältnissen stammte, andere Regeln galten als für ihn, der aus dem Arbeitermilieu kam. Geld und Beziehungen halfen Manni über so manche Leistungsklippe hinweg. Das gab es bei Thomas nicht. Und das wurmte ihn damals. Und wurmt ihn noch heute. Da steckt ein Stachel tief in seiner Seele. Daraus entwickelte sich schon früh jener untrügliche Gerechtigkeitssinn, der ihn später zur Polizei führte. Aber daraus abzuleiten, dass seine Kompromisslosigkeit bis hin zur Verbissenheit bei den Flowtex-Ermittlungen nur aus persönlichen Gründen gegenüber Manni Brenner erfolgen, greift zu kurz. Diese persönliche Geschichte befeuert nur noch mehr seine Motivation, Ungerechtigkeit zu bekämpfen.
Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas eignet dem Film etwas Komödiantisches. Wie kann dieses Zusammenspiel gelingen?
Durch die Zuspitzung von Situationen bis zum Absurden kann Komik entstehen. Das ist der Verdienst der Autoren, die das System von Macht, Machthörigkeit und Machtmissbrauch offenlegen. Wie da zum Beispiel auf dem Golfplatz Anweisungen von ganz oben immer weiter nach unten weitergegeben werden, und jeder der Beteiligten für sich einen ganz persönlichen Vorteil daraus zieht – wie da Politik und Wirtschaft zusammen mauscheln – und das Ganze gepaart mit dieser badisch-schwäbischen Provinzhaftigkeit – jeder hält sich ein bisschen für einen kleinen König – das ist schon sehr amüsant. Wie das dann umgesetzt ist, das ist natürlich die „Schuld“ unseres Regisseurs. Großes Lob an ihn. Und natürlich die meiner wunderbaren Schauspielkollegen. Die spielen diese Selbstherrlichkeit einfach göttlich. Ich muss immer wieder brutal lachen.