Das Wort furry stammt aus dem Englischen und bedeutet pelzartig oder mit Pelz bekleidet.

Die Furry-Bewegung

Leben im Fellkostüm

Stand
Autor/in
Karen Schuller
Ralf Caspary
Ralf Caspary
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Anhänger der Furry-Bewegung ziehen sich pelzige Tierkostüme an und gehen damit in Fußgängerzonen spazieren - Erstaunte Blicke und Aufmerksamkeit garantiert.

Sie verkleiden sich als menschengroße Katzen, Pferde oder Füchse, sie flanieren in ihren Flausch-Kostümen in der glühenden Sommerhitze durch die Fußgängerzone und ziehen die Blicke auf sich. Handelt es sich um Karnevalisten, die sich im Datum geirrt haben, oder um infantile Erwachsene, die in die Rolle einer Phantasiefigur schlüpfen und provozieren wollen?

Das Phänomen hat immerhin einen Namen, die Verkleidungsorgie firmiert unter dem Label „Furry-Bewegung“, „furry“ heißt auf Deutsch pelzig. Genau kann man die Zahl der Tierkostüm-Anhänger nicht beziffern, schätzungsweise sind es in Deutschland 8000. Fakt ist: Es werden immer mehr.

"Furrys" nennt man die Fans skurriler Tierkostüme vom Werwolf bis zur Comicfigur
"Furrys" nennt man die Fans skurriler Tierkostüme vom Werwolf bis zur Comicfigur

Kindheitsträume weiterleben

Die einen wollen sich damit schlicht zurück in die Kindheit katapultieren, indem sie etwa Kostüme ihrer Lieblingstiere anziehen, mit denen sie als Kinder gespielt und die sie verehrt haben. So wie eine 36jährige Paketzustellerin aus Freiberg am Neckar. Nach Feierabend schlüpft sie in ihr rosa Ponykostüm mit den blauen Haaren und vergisst den tagtäglichen Termindruck und auch den Frust darüber, dass ihr der Job für wenig Gehalt viel abverlangt. Für das Traumkostüm, das die pelzig-flauschigen Träume vergangener Kindertage in die triste Gegenwart hinüberrettet, musste sie lange sparen- ein Suitbauer hat das Pony für rund 1000 Euro extra für sie angefertigt.

In andere Rollen schlüpfen

Übrigens: Frauen sind in der Furry-Szene deutlich in der Minderheit – die meisten Pelzträger sind männlich. Und sie leben in ihrer ganz eigenen Welt. Der 29jährige Marcel liebt sein Wolfskostüm mit den  Krallen, spitzen Ohren und natürlich der Wolfsschnauze. Für ihn ist es ein beinahe magischer Moment, in eine neue Rolle zu schlüpfen und damit auch einen anderen Charakter ausprobieren zu können. Aus dem zurückhaltenden schüchternen Typen wird so ein Draufgänger mit Hang zur Selbstinszenierung- Furry ist wie ein theatralisch inszeniertes Rollenspiel, das auf eine Bühne und natürlich auf Zuschauer angewiesen ist.

Furry-Fans schlüpfen gerne in andere Rollen
Furry-Fans schlüpfen gerne in andere Rollen

Marcels Terminkalender ist voll, fast jedes Wochenende ist geblockt für öffentliche Auftritte im Wolfskostüm. Selbst die glühende Hitze im Hochsommer schreckt ihn nicht ab – dann trägt der schwarze Wolf unter seinem Kunstfell eben ganz pragmatisch eine Weste, in die Kühlakkus eingenäht sind.  

Sehnsucht nach Blödsinn, Jux und Dollerei

Die  Furry-Bewegung zieht immer mehr junge Leute in ihren Bann, mittlerweile beschäftigen sich sogar schon Psychologen für das Phänomen. Die vermuten, dass sich dahinter die Lust am Verkleiden und damit an der Veränderung verberge, ähnlich wie zu Karneval oder Fastnacht. Die Furrys wollen damit ihrem langweiligen und überschaubaren Alltag entgehen, in dem nichts Überraschendes passiert, in dem alles zur Routine erstarrt ist.

Als Ponys, Wölfe oder Pumas setzt die Bewegung Zeichen für ihre Sehnsucht nach Blödsinn, Jux und Dollerei, und nach Originalität. Man gehört natürlich auch zu einer Gruppe, die sich als besonders fühlt. Das europaweit größte Treffen der Szene findet jährlich in Berlin statt, über 2500 Tierkostümträger aus über 40 Ländern treffen sich dort in Rudeln, um ihren karnevalesken Bedürfnissen eine Bühne zu geben.

Eurofurence Treffen 2014  in Berlin
Eurofurence Treffen 2014 in Berlin