„Falls du keinen Freund hast, der ein Maler ist, so bist du in Schwierigkeiten.“ Morton Feldman, der dies 1984 in einem Vortrag bei den Darmstädter Ferienkursen sagte, zählte – wie die befreundeten Komponisten John Cage, Earle Brown und Christian Wolff – einige Maler zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis: u. a. Jackson Pollock, Jasper Jones, Willem de Kooning, Ad Reinhardt, Barnett Newman, Robert Rauschenberg, Franz Kline, Philip Guston und Mark Rothko, die man (plus einige Dichter wie Frank O‘Hara) zur informellen Gruppe des US-amerikanischen „Abstract Expressionism“ oder der „New York School“ der 1950er Jahre zählt.
Verbindliche ästhetische Programme entwickelte die Formation allerdings nicht, genauso wenig wie die besagten vier Komponisten, die das Feuilleton zur musikalischen „New York School“ stilisiert hat. Gemeinsam ist Cage, Feldman, Brown und Wolff, dass sie – jeder auf seine ihm eigene Art – den tradierten europäischen Musikbegriff in Frage gestellt und das Spektrum dessen, was Musik ist, nachhaltig erweitert haben, etwa durch musikalische Grafik, oder die Integration des Zufalls (Aleatorik) in den Kompositions- bzw. Aufführungsprozess. Die vier Akteure selbst haben sich nie als New York School bezeichnet oder als eine Gruppe verstanden.