Mit seinen Onno Viets-Romanen hat Frank Schulz, 1957 in Nord-Niedersachsen geboren und ein Meister des dialektalen Schreibens, bei seinen Lesern Kultstatus erlangt. Das muss nicht immer von Vorteil sein, ist es jedoch in diesem Fall ganz gewiss. Acht Jahre hat Schulz sich nun bis zu einem neuen Roman Zeit gelassen; das Ergebnis sind satte 750 Seiten. Und die sind einerseits gefüllt mit einem sofort wieder als Schulz-Figuren identifizierbaren, einigermaßen skurrilen Personal.
Andererseits ist „Amor gegen Goliath“ ein Roman, der die Verwerfungen der Gegenwart, die Konfliktlinien, Streitpunkte, Angstpotentiale aufnimmt. Patrick „Ricky“ Kottenpeter zum Beispiel (allein der Name!) ist Musiker, lebt auf dem Gelände einer ehemaligen Zigarrenfabrik in Osnabrück und hat seine besten Zeiten hinter sich. Mittlerweile verdingt er sich hauptsächlich in der Werbung. Dr. phil. Philipp Büttner wiederum hat ebenfalls nicht mehr viel zu tun, beruflich jedenfalls, aber dafür führt er eine Excel-Liste mit seinen Ex-Freundinnen und ist gerade frisch verliebt. Ricky Kottenpeters Freundin Cathi engagiert sich in der Klimabewegung, und da kann und will Ricky in seiner kompletten Angstgesteuertheit nicht mitgehen.
Ist „Amor gegen Goliath“ ein Corona-Roman? Vielleicht auch, denn die Pandemie wird zum Katalysator. Die Fragen über moralisches Handeln, Rechthaben, gesellschaftliches Auseinanderfallen und den Sinn eines sozialen Engagements verhandelt Schulz am Beispiel seiner Protagonisten in seiner gewohnt komischen, an Pointen und Formulierungen reichen Sprache. Ein todernstes, hochkomisches Buch.