Von Hogwarts Express bis zum Psycho-Drama

Züge auf der Kinoleinwand: Fahrt ins Abenteuer

Stand
Autor/in
Ines Kunze
Team SWR Kultur: Autorin InesKunze

Wer an die Bahn denkt, ist oft erstmal genervt. Unpünktlichkeit, überfüllte Züge, überfordertes Personal – dabei können Züge so viel mehr, etwa im Kino. Bitte einsteigen!

Fragt man Eisenbahn-Fans nach Zügen in Filmen, muss man sich unter Umständen auf eine längere Antwort gefasst machen. In eigenen Datenbanken und Foren werden minutiös alle Filme seit Beginn aufgelistet und diskutiert, bei denen auch nur ansatzweise eine Bahn im Bild ist, wenn auch nur unscharf im Hintergrund.

Beliebter Schauplatz

So sehr, wie die Bahn sowohl unseren echten Alltag als auch fiktive Welten dominiert, wäre die Frage, ob es nicht vielleicht einfacher wäre, die Liste andersherum zu schreiben: Die Filme, in denen es keine dramatischen Abschieds- und Ankunftsszenen am Bahnhof gibt, wo niemand mit der Bahn eine weite Reise ins Unbekannte antritt, wo niemand irgendwen in einem vollgepackten Abteil kennenlernt.

Filmstill aus "Hugo Cabret" (2011)
Hier kommt alles zusammen: Filmfigur Hugo Cabret aus dem gleichnamigen Kinofilm (2011) lebt sogar auf einem Bahnhof.

Seit über hundert Jahren kommen in Zügen fast alle Gesellschaftsschichten zusammen, sind für ein paar Stunden auf wenig Platz miteinander eingesperrt, um am Ende an einem ganz anderen Ort ausgespuckt zu werden. Das birgt seit jeher jede Menge Potential für die Kinoschaffenden.

Hier eine kleine Auswahl an Zügen, die auf der Leinwand ganz groß rauskommen.

Lumiere Ankunft eines Zuges
Die Kombination „Zug“ und „Film“ funktionierte von Anfang an gut: Die Brüder Lumière nahmen für eine der ersten Filmvorstellungen überhaupt (1895/96) einen einfahrenden Zug auf. Der Legende nach wich das Publikum vor dem Zug zurück – dass das wirklich so war, gilt heute aber als unwahrscheinlich. Faszinierend war das neue Medium allemal. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus „Lone Ranger"
Die Eisenbahn als Symbol und Mittel der Kolonialisten, die in das Land der amerikanischen Ureinwohner eindringen, findet sich in vielen Western-Filmen wieder. Hier 2013 in „Lone Ranger", u.a. mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus "Jim Knopf" (2018)
Eine Lok, die so vermenschlicht ist, dass sie eine Baby-Lok auf die Welt bringt: Das ist „Emma“ in der Jim Knopf-Kinderbuch-Reihe von Michael Ende, hier in der Verfilmung von 2018. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus "Mord im Orient-Express" (1975)
Ein Detektiv, ein Mord und jede Menge Verdächtige: Im Klassiker „Mord im Orient-Express“ von Agatha Christie, hier in der Verfilmung von 1974, ist klar: Einer der Fahrgäste muss gemordet haben – aber wer? Den Orient-Express gab es wirklich, seinen Namen erhielt er durch den Zielbahnhof Konstantinopel, heute Istanbul. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus "Orient Express"(2017)
...oder hier in der Verfilmung von 2017, mit großer Starbesetzung: Kenneth Branagh in der Hauptrolle des Kommissars Poirot, neben ihm u.a. Johnny Depp, Penélope Cruz, Willem Dafoe, Judi Dench, Josh Gad und Michelle Pfeiffer. Bild in Detailansicht öffnen
Hogwarts Express
Der berühmte „Hogwarts Express” aus den Harry Potter-Universum ist das Tor zur magischen Welt: Der Zug holt die Schülerinnen und Schülerinnen am Londoner Bahnhof King’s Cross ab und fährt sie durch die schottischen Highlands an einen Ort, der für Nicht-Magier unsichtbar ist. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus „Der Polarexpress” (2004)
Auch in „Der Polarexpress” (2004) hat der Zug etwas magisches, schließlich steht er völlig unangekündigt und aus dem Nichts nachts vor der Haustür eines kleinen Jungen. Der wartet eigentlich auf den Weihnachtsmann mit seinen Rentieren, lässt sich dann aber auf eine Abenteuerreise mit dem Polarexpress ein. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus "Girl on the train" (2016)
Ein Herz für den Nahverkehr: Neben den Zügen, die Reisende an ferngelegene Orte bringen, gibt es selbstverständlich auch die kleinen Transporteure des Alltags, die so vertraut werden, dass Orte und Menschen wie zu Bekannten werden. Ähnlich auch in „Girl on the train“ (2016). Hier beobachtet die Protagonistin täglich vom Zug aus eine Frau, die in einem Haus am Rande der Bahnstrecke wohnt – bis diese eines Tages verschwindet. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus "Zurück in die Zukunft III"
Auch ein Klassiker: In „Zurück in die Zukunft III" (1990) landen Dr. Brown und Marty im Wilden Westen des späten 19. Jahrhunderts. Die Eisenbahn wird hier zum Ende des FIlms in eine Zeitmaschine umgewandelt. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus "Nachtzug nach Lissabon" (2013)
Der Ruf der Ferne, die Suche nach dem Sinn im eigenen Leben und die Angst, Dinge zu verpassen treiben den Protagonisten Raimund Gregorius in „Nachtzug nach Lissabon“ (2013) nach dem Roman des Schweizer Philosophen Peter Bieri an, alles hinter sich zu lassen – um am Ende doch in die Heimat zurückzukehren. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus "Runaway Train" (1985)
So sinnbringend Züge auch sein können, so bedrohlich können sie gleichzeitig sein. Etwa im Thriller „Runaway Train“ (1985), wo zwei geflüchtete Häftlinge versuchen, einen führerlosen Zug wieder unter Kontrolle zu bringen. Bild in Detailansicht öffnen
Filmstill aus „Snowpiercer“ (2013)
Der Zug als Mikrokosmos der Gesellschaft: „Snowpiercer“ (2013) spielt in einer fiktiven Zukunft, in der auf der Erde Eiszeit herrscht. Nur eine Handvoll Menschen hat überlebt und befindet sich an Bord eines Zugs, der durch ein Perpetuum Mobile angetrieben durch die Landschaft fährt. Wie im echten Zug – und im echten Leben - gibt es hier eine erste Klasse mit vergleichsweise luxuriöser Unterbringung bis zu den Illegalen an Bord. Bild in Detailansicht öffnen

Neuer ARD-Podcast über das Bahnfahren

Dass es im echten Leben aber selten so romantisch und abenteuerlich läuft wie in Filmen, trifft auch im Bezug auf die Bahn zu: Hier ist für die Fahrgäste oft stattdessen Frust und Warterei angesagt. Was läuft eigentlich schief bei der Bahn? Damit beschäftigt sich der neue ARD-Podcast „Teurer fahren"":

Mehr zum Bahnfahren:

Verkehr Die Bahn der Zukunft – Digital, pünktlich, schnell?

Mit dem „Deutschland-Takt“ will die Bahn ihre Züge besser aufeinander abstimmen. Bahnreisen sollen so komfortabel und schnell sein, dass sich die Fahrgastzahl bis 2030 verdoppelt.

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Forum Verluste, Streichungen, weniger Passagiere – Ist die Bahn noch zu retten?

Claus Heinrich diskutiert mit
Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende Verkehrsclub Deutschland e.V. VCD
Prof. Dr.-Ing. Markus Hecht, Technische Universität Berlin
Christoph Schlautmann, Redakteur Handelsblatt

Forum SWR Kultur

Gespräch | Sommer, Sonne und jetzt – Zugfahren (5/7) Jaroslav Rudiš: „Ich warte im Wirtshaus immer auf einen Erzähler.“

Der tschechische Schriftsteller Jaroslav Rudiš ist ein Tausendsassa: ein leidenschaftlicher Geschichtensammler, Musiker, Comic- und Bühnenautor.

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