Trekkingschuhe, eine wasserfeste Hose und eine neongelbe Warnweste mit der silbernen Aufschrift "Deichaufsicht" auf der Rückseite – in diesem Outfit ist Vera Hergenröther, Leiterin der Deichmeisterei Budenheim, zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf dem Rheindeich bei Heidenfahrt unterwegs. Mit einem Klemmbrett und einer mehrseitigen Checkliste ausgestattet laufen sie auf der Deichkrone entlang und halten Ausschau nach Schäden im und am Deich.
Schäden am Deich häufig durch Tiere
"Sehr häufig sind das Tier-Schäden", erklärt Hergenröther. "Wir haben hier große Probleme mit Wildschweinen, außerdem mit Hunden, die Löcher buddeln – und leider auch mit Reit-Schäden." Dabei sei Reiten auf Deichen eigentlich verboten. Zusätzlich gebe es auch immer wieder Schäden durch Menschen, zum Beispiel Trampelpfade, die beseitigt werden müssten. Hinzu kämen Sträucher und Bäume, die zurückgeschnitten oder entfernt werden müssten, weil sie sonst die Standfestigkeit des Deichs gefährden.
"Letztes Jahr hatten wir sehr viele Mäusegänge. Da haben wir dann Sitzstangen für Greifvögel am Deich installiert, um die Mäuse-Population ein bisschen zu reduzieren." Die Leiterin der Deichmeisterei hockt sich auf den grasbewachsenen Boden und deutet auf ein etwa zehn Zentimeter breites und tiefes Erdloch. "In diesem Mäuseloch hat auch schon ein Hund gebuddelt, das sieht man ganz gut", sagt Hergenröther und zeigt auf Kratz- und Krallenspuren.
All das sind Schwachstellen, die das Team der Deichmeisterei Budenheim regelmäßig repariert. Koordiniert wird das Ganze von Hergenröthers Kollegin Brigitte Decker. Auch sie ist mit neongelber Weste unterwegs. "Ich bin eigentlich gelernte Zierpflanzengärtnerin und genieße es, in der Natur zu sein." Normalerweise organisiere sie viel vom Büro aus, zum Beispiel wann sie welche Deichabschnitte mähen.
Dafür hat das Team spezielle Mähfahrzeuge, die für steiles Gelände geeignet sind und am Hang nicht abrutschen. Das Mähen der Deiche und die Pflege der Grasnarbe seien wichtig für ihre Funktionsfähigkeit, erläutert Vera Hergenröther: "Das Gras schützt den Deich bei Hochwasser. Das feine Wurzelwerk stabilisiert ihn zusätzlich und durch eine geschlossene Grasnarbe hat das Wasser keinen Angriffspunkt, um dort das Erdreich auszuspülen."
Mehr Verständnis der Bevölkerung gewünscht
Für ihre Arbeit würden sie sich manchmal etwas mehr Rücksicht und Verständnis aus der Bevölkerung wünschen, sagen Hergenröther und Decker, während am Fuß des Rheindeiches bei Heidenfahrt, auf dessen Krone die beiden Frauen gerade stehen, eine Gruppe von Radfahrern vorbeisaust.
Ihr Chef, der Präsident der SGD Süd, Hannes Kopf, steht daneben, schaut den Radfahrern hinterher und pflichtet seinen Kolleginnen bei: "Natürlich dürfen die Leute hier Fahrrad fahren, das sind ja teils auch ausgewiesene Fahrradwege. Nur muss man regelmäßig darauf hinweisen, dass diese Wege vor allem als Betriebswege gebaut wurden."
Außerdem gebe es immer wieder Leute, die sich über die Mähmaschinen am Deich aufregen würden. "Aber die haben eigentlich Vorrang." Auch das Zurückschneiden von Sträuchern und Bäumen sorge manchmal für Ärger, berichtet Kopf. Aber das müsse eben sein – damit die Deiche an Rhein und Nahe im Notfall ihren Zweck erfüllten.