Der Pharmariese Boehringer Ingelheim hat im ersten Halbjahr gut eine Milliarde Euro Gewinn gemacht und gleichzeitig mehr als 1,5 Milliarden Euro investiert. Ein klares Signal an den Standort Deutschland.
Medikament gegen Lungenfibrose und ein "digitales Therapeutikum"
Und von dort aus will das Unternehmen nach eigenen Angaben in der nächsten Zeit interessante neue Produkte auf den Markt bringen, die sich kurz vor einer möglichen Zulassung befänden. Dazu gehöre ein Medikament, dass eine Lungenfibrose nicht nur verlangsamen, sondern stoppen könnte. Für die Patienten könnte das wirklich eine Riesenänderung bewirken, sagte der zukünftige Deutschlandchef von Boehringer Ingelheim, Fridtjof Traulsen.
Eine weitere Neuheit sei ein digitales Therapeutikum, das bei psychischen Störungen zum Einsatz kommen könnte. Dabei geht es um eine App fürs Smartphone, die vom Arzt verschrieben wird und durch regelmäßiges Training helfen könnte, psychische Leiden zu verringern.
Ob es dazu kommt, muss aber noch die Zulassungsbehörde entscheiden. Beide Therapeutika, das digitale gegen psychische Störungen und das gegen Lungenfibrose, befinden sich laut Boehringer derzeit in der Phase 3 der Zulassung.
Deutliche Zuwächse Pharmakonzern Boehringer Ingelheim steigert Umsatz
Das Familienunternehmen konnte im vergangenen Jahr den Umsatz steigern. Der Gewinn ist geschrumpft, vor allem weil in Forschung investiert wurde.
Boehringer Ingelheim plant Wachstum an allen Standorten
Boehringer verwies erneut darauf, dass der Konzern an allen Standorten wachsen werde, auch in Biberach, dem größten Standort des Unternehmens. Fast 7.550 Menschen arbeiten dort. Das sind rund 250 mehr als im vergangenen Jahr. Boehringer Ingelheim erlebe in Biberach eine ungebrochene Dynamik, sagte der derzeitige Standortleiter Fridtjof Traulsen.
Wer künftig die Geschäfte von Boehringer Ingelheim in Biberach leiten wird, steht noch nicht fest. Vor wenigen Tagen hatte der Pharmakonzern mitgeteilt, dass Standortleiter Traulsen im neuen Jahr Deutschlandchef von Boehringer wird.
Pharmakonzern sieht größere Gesprächsbereitschaft beim Bund
Insgesamt sieht Boehringer Ingelheim die Zukunft des Pharmastandortes Deutschland positiver als zuletzt. Von Seiten des Bundes gebe es eine größere Gesprächsbereitschaft, sagte die Noch-Deutschlandchefin Sabine Nikolaus. Im Pressegespräch formulierte sie erneut ihre Forderungen nach besseren politischen Rahmenbedingungen in Deutschland, wie etwa für eine schnellere klinische Forschung, weniger Hürden bei der Zulassung und mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen.
Nikolaus verwies auf ein Papier von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Darin hatte dieser angekündigt, Deutschland mit einer neuen Strategie wieder als starken Industriestandort positionieren zu wollen. So wirbt er etwa für einen erheblichen Ausbau erneuerbarer Energien, günstigere Strompreise, weniger Bürokratie und die rasche Umsetzung der Vorhaben zur Einwanderung von Fachkräften. Das mache Hoffnung, so Nikolaus. Mittlerweile spreche auch die Politik von der Pharmaindustrie als Schlüsselindustrie.