Deutscher Kita-Preis 2023

Kita Regenbogen aus Ludwigshafen unter den 10 besten Deutschlands

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Autor/in
Sebastian Barth
Autor Sebastian Barth

Die Kita Regenbogen hat eine weitere Hürde auf dem Weg zum Kita-Preis 2023 genommen. Sie wurden zu den zehn besten Deutschlands gekürt. Den besten fünf winkt ein Preisgeld zwischen 10.000 und 25.000 Euro.

Die Jury für den Deutschen Kita-Preis hat am Dienstagmittag eine Liste mit den zehn besten Kindertagesstätten und den besten zehn besten Bündnissen für frühe Bildung verschickt. Laut Pressemitteilung waren insgesamt 25 Kitas und 15 Bündnisse in eine Vorauswahl gekommen. Die Leiterin der Kita-Regenbogen sagte dem SWR, dass sie und ihre Mitarbeiter sehr glücklich darüber sind, dass sie jetzt eine weitere Hürde genommen haben. Die beste Kita bekommt ein Preisgeld von 25.000 Euro. Die Zweit- bis Fünftplatzierten jeweils 10.000 Euro.

Der Standort der Kita Regenbogen ist der Stadtteil Ludwigshafen Pfingstweide - nicht gerade ein idyllischer Vorzeige-Stadtteil. Hier gibt es viel Beton, viele Hochhäusern und viele ärmere Familien. Die Kita Regenbogen ist aber die einzige in ganz Rheinland-Pfalz, die es geschafft hat, im Wettwerb um den Deutschen Kita-Preis 2023 zu den 25 besten Deutschlands zu zählen und jetzt sogar zu den besten zehn. Insgesamt hatten sich 750 Kitas bundesweit beworben. Jetzt wird sich die Kita-Regenbogen bei einem Besuch der Verantwortlichen noch einmal präsentieren, bevor sich dann im Mai entscheidet, welche Kitas Preiswürdig sind.

Pfingstweide Ludwigshafen Protestantische Kita Regenbogen
Die Regenbogen-Kita in Pfingstweide Ludwigshafen sieht äußerlich aus, wie andere Kitas.


Vom äußeren Anschein unterscheidet sich diese Kita auf den ersten Blick nicht von anderen: Kinderbilder an den Wänden, Basteleien hängen von der Decke, Reihen von Kinderjacken und Schuhen an Garderoben und viel Spielzeug in den Räumen. Es geht hier aber anders zu. Das merkt man schon nach kurzer Zeit: Nicht nur daran, wie die zehn Erzieherinnen mit den Kindern umgehen, sondern auch die Kinder untereinander. Der Ton ist liebe- und respektvoll.

Pfingstweide Ludwigshafen Protestantische Kita Regenbogen
Ein halboffenes Konzept: Die Kinder dürfen entscheiden, wo und was sie spielen.

Bewerbung Kita-Preis: Nicht mehr als 10.000 Zeichen

Für die Bewerbung hatte die Kindertagesstätte unter der Leitung von Manuela Pascarella ein Dossier von nur wenigen Seiten eingereicht. Es durften nicht mehr als 10.000 Zeichen sein, so die Bedingung der Organisatoren des Deutschen Kita-Preises. Es sei die größte Herausforderung gewesen, das umfassende Programm der Ganztages-Einrichtung auf diesen wenigen Seiten darzustellen, so Manuela Pascarella. Sie musste immer wieder kürzen und verknappen. Am Ende war es ein Stichwort-Katalog.

Kinder in der Kita Regenbogen Ludwigshafen Pfingstweide
Selbstbestimmt beim Spielen

Kita-Arbeit: Unterstützung auf vielen Ebenen

Konzept der Protestantischen Kita Regenbogen ist, dass die Kinder selbstbestimmt ihren Tag gestalten und auch die Kita-Regeln selbst festlegen - mit Unterstützung der Erwachsenen. Sie lernen hier, dass auch Kinder Rechte haben. Und ihre Eltern werden möglichst oft über die Prozesse in der Kita informiert und wo es möglich ist, mit eingebunden. Es gibt Feste oder Bastel-, Koch- und Backaktionen, wo dieser Elternkontakt intensiv gesucht wird.

Wand der Kinderrechte

Um den Kindern ihre Rechte klar und verständlich zu machen sind diese schriftlich an einer Wand mitten in der Kita aufgehängt - reich bebildert und in mehreren Sprachen. Mit Hilfe von sogenannten Lesestiften, mit der kleine Symbole angetippt werden können, können die Rechte den Kindern auch in mehreren Sprachen vorgelesen werden. Der multikulturelle Ansatz ist ohnehin sehr wichtig in der Kita in der Pfingstweide, denn der überwiegende Teil der Kinder hat Eltern mit Migrationshintergrund.

Eine große Stärke der Kita Regenbogen ist aus Sicht von Leiterin Manuela Pascarella, dass ihr Team aus Erzieherinnen sehr konstant ist. Seit zehn Jahren gibt es einen festen Stamm und dieses Team unterstützt sich gegenseitig. Hoher Krankenstand ist die große Ausnahme. Die Kita ist mit ihrem Konzept auch nicht allein. Die 20 Protestantischen Kindertagesstätten in Ludwigshafen stehen in einem Verbund, bei dem bestimmte Qualitätsstandards gelten. Dem entsprechenden Gütesiegel des Trägers sollte aber eine weitere Auszeichnung folgen, fand Pascarella.

Kinder in der Kita Regenbogen Ludwigshafen Pfingstweide
Mehrere muslimische Erzieherinnen in der Kita Regenbogen in der Ludwigshafener Pfingstweide

Kinder regeln selbstängig ihr Zusammenleben

Dass die Kita in die Bestenauswahl gekommen ist, könnte auch an der ungewöhnlichen Art liegen, wie die Kinder an Selbstbestimmung herangeführt werden. Das geht schon beim Festlegen der eigenen Regeln für die Kita los, zum Beispiel für die Rutsche im Außengelände - ein heiß umkämpftes Spielobjekt. Die Kinder haben entschieden, dass es auch erlaubt sein muss, dass sie die Rutschfläche hinaufklettern dürfen. Aber schnell stellten sie fest, dass es dabei immer wieder zu Streit kam, weil Rutschen und Klettern nicht gleichzeitig funktioniert. Es wurde im großen Kreis eifrig diskutiert und schließlich kamen die Kleinen selbst auf die Lösung: Wer zuerst an der Rutsche ist, darf bestimmen, ob es die Rutschbahn rauf-oder runtergeht. Das klappt zwar auch nicht immer, aber der positive Nebeneffekt: Die Kinder müssen diskutieren und sich einigen.

Pfingstweide Ludwigshafen Protestantische Kita Regenbogen
Kinder regeln ihren Alltag oft selbst

Kinder fordern von ihren Eltern Offenheit ein

Wie der Umgang in der Kita sich auch auf das Familienleben auswirkt, wird an einem weiteren Beispiel deutlich: Beim Thema Familie kam zur Sprache, dass es unterschiedliche Formen des Zusammenlebens gibt. Die Erzieherinnen erklärten den Kindern, dass es auch Familien mit zwei Mamas oder zwei Papas gibt. Das kritisierte eine Mutter im Beisein ihres Kindes, erzählt die Kita-Leiterin. Die Frau wollte, dass die Kita das klassische Familienbild vermittelt - Mutter, Vater, Kind. Das Kind habe sich dann selbst eingemischt und der Mutter erklärt, dass es viele Familienformen gebe.

Der Deutsche Kita-Preis wird vom Bundesfamilienministerium und der Deutschen Kinder-und Jugendstiftung vergeben.Unterstützt von Sponsoren winken den beiden Erstplatzierten 25.000 Euro, den acht anderen jeweils 10.000 Euro.

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