Bereits im vergangenen Jahr sorgten Vorfälle beim Schützenfest in Wissen für Aufsehen. Wie die Polizei damals mitteilte, hatten sich Besucher mit Messern und Glasscherben attackiert. Dabei wurde ein Besucher durch einen Schnitt am Hals und ein weiterer Besucher durch einen Bauchstich verletzt. Vor knapp zwei Wochen ereignete sich dann der Brandanschlag auf die Kirche.
Berno Neuhoff (CDU) ist Stadtbürgermeister und Verbandsbürgermeister in Wissen im Kreis Altenkirchen. Er macht sich schon länger Sorgen um die Sicherheit in der Stadt, sagt Neuhoff: "Die Bürger trauen sich hier in Wissen zum Teil abends nicht mehr auf die Rathausstraße." Der Brandanschlag auf die Kirche habe das Sicherheitsgefühl erneut erschüttert.
Vandalismus in der Stadt Wissen und am Bahnhof
Doch es seien nicht nur die besonders gravierenden Ereignisse, die ihn beschäftigen. Immer wieder komme es zu Vandalismus am Bahnhof und anderen Orten in der Stadt, berichtet Neuhoff. Als mögliche Ursache nennt er etwa die psychiatrische Klinik in Wissen. Durch diese Einrichtung kommen laut Neuhoff immer wieder Menschen in die kleine Stadt im Westerwald, die dort stranden und obdachlos werden. Aber auch von Jugendhilfeeinrichtungen gehen immer wieder Probleme aus, sagt Neuhoff.
Bürgermeister fordert mehr Polizeipräsenz in Wissen
Der Bürgermeister wünscht sich deshalb mehr Polizeipräsenz in Wissen, vor allem abends. Bereits seit 1993 ist die Polizeiwache in Wissen nachts nicht mehr besetzt. In der Nacht ist die Polizei in Betzdorf für Wissen zuständig. Zudem versucht die Verbandsgemeinde Wissen, mehr auf Gewaltprävention zu setzen, sagt Neuhoff: "Wir wollen eine Stelle für einen Streetworker schaffen, dazu führen wir bereits Gespräche."
Polizei verneint Sicherheitsproblem in Wissen
Rainer Greb, Leiter der Polizeiwache in Wissen, weist die Aussage zurück, dass Wissen ein Sicherheitsproblem habe. Laut der Kriminalstatistik gibt es in Wissen nicht mehr Straftaten als in vergleichbaren Kleinstädten, sagt Greb: "Ich finde es schade, dass das Thema jetzt wieder so hochgekocht wird. Das sorgt ja auch dafür, dass die Bürger sich hier nicht mehr sicher fühlen."
Greb bestätigt aber, dass Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen und Patienten der psychiatrischen Klinik die Polizei immer wieder beschäftigen. Auch die Fälle von Vandalismus am Bahnhof seien ihm natürlich bekannt. "Ich bin froh, dass wir in Wissen überhaupt noch eine Polizeiwache haben, damit tragen wir zum Sicherheitsgefühl in der Stadt bei", so Greb.
Straftaten in Wissen in den letzten Jahren zurückgegangen
Wie das zuständige Polizeipräsidium in Koblenz mitteilt, sind die Straftaten in Wissen von 2018 bis 2021 stetig gesunken. Die Zahlen für 2022 lägen noch nicht vollständig vor. Die Aufklärungsquote der Polizei liege auf einem hohen Niveau. Nach Angaben des Polizeipräsidiums ist die Sicherheitslage in Wissen nicht problematisch.
Einzelne Straftaten würden die mediale Berichterstattung und damit auch die Wahrnehmung der Bürger prägen, heißt es. Das Polizeipräsidium Koblenz sieht nach eigenen Angaben keinen Grund, die Wache in Wissen personell aufzustocken oder nachts wieder zu besetzen.