Schon kurz nach der Flutkatastrophe hat die Energieagentur Rheinland-Pfalz eine Studie durchgeführt, ob und welche Nahwärme-Systeme für die insgesamt 15 betroffenen Kommunen entlang der Ahr Sinn ergeben. Vor der Katastrophe wurde nur ein kleiner Abschnitt an der unteren Ahr zwischen Sinzig und Ahrweiler zentral über ein Gasnetz versorgt. Alle anderen Bewohner setzten auf Selbstversorgung mit Gas- oder Öltanks im Keller. Bei der Flut wurden viele Privatanlagen zerstört, aber auch das Gasnetz an der unteren Ahr.
Warme und Kalte Nahwärme im Ahrtal
Alle 15 Kommunen setzen in Zukunft auf Nahwärme-Systeme. Drei davon auf warme Nahwärme. Als erstes ging im November 2022 ein warmes Nahwärmenetz in Marienthal an den Start. Es handelt sich dabei um ein klimafreundliches und hochwassersicheres Nahwärmenetz aus Biomasse mit Solarthermie-Unterstützung. Zwei weitere Kommunen haben sich für ähnliche Konzepte entschieden, bei denen eine zentrale Heizanlage das Wasser zum Heizen erwärmt und dann in die Haushalte abführt.
Außerdem sind die Transportwege im Ort so kurz, dass das Wasser kaum abkühlt. "Das Tolle an den System ist die Energie," sagt Paul Ngahan von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. "Die Wärme wird unter dem Dorf erzeugt – und im Dorf verbraucht." Das Heizen selbst übernehmen in den Häusern dann meistens Wärmepumpen. Die "Kalte Nahwärme" liefert nur das vorgewärmte Wasser. Besonders effizient und klimafreundlich ist das System, wenn die Wärmepumpen mit Photovoltaik-Anlagen betrieben werden.
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Neun Kommunen im Ahrtal müssen Wärmeplanung noch umsetzen
Der Weg ist für die Modelregion Ahrtal aber noch weit. Neun Kommunen haben noch kein eigenen Netz und müssen die Planung noch umsetzen. Und auch in den Kommunen, die bereits ein eigenes Nahwärmenetz betreiben, sind längst nicht alle Haushalte daran angeschlossen. In Rech sind es lediglich 31 Häuser, das ist etwas weniger als 15 Prozent.
Am höchsten liegt der Anteil mit knapp 40 Prozent in Dernau, das sind umgerechnet 272 Haushalte. Im Durchschnitt sind dort, wo es neue Nahwärmenetze gibt, etwa ein Drittel der Anwohner angeschlossen.
Bis 2045 sollen alle Haushalte angeschlossen sein
Die relativ niedrige Quote erklärt die Energieagentur damit, dass sich viele Betroffene für den ersten Winter schnelle Lösungen gesucht haben. Das seien oft wieder private Anlagen mit eigenem Tank gewesen. Erst wenn diese neuen Anlagen wieder ausgetauscht werden, rechnen die Experten mit einem Wechsel zum neuen System.
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Außerdem seien immer noch einige Häuser nicht wieder aufgebaut und unbewohnt. Das Ziel sei es aber, dass bis 2045 alle Haushalte an die Nahwärmenetze im Ahrtal angeschlossen sind.