"Es war ein schneller Herbst", sagt Martina Wick vom gleichnamigen Weingut im Zellertaler Ortsteil Zell. Was sie damit meint: Wie im benachbarten Rheinhessen musste auch im Zellertal die Weinlese in einem sehr kurzen Zeitraum erfolgen. Der Grund hierfür: Durch die warmen Temperaturen drohten die Trauben zu verfaulen.
Robuste Sorten sind gefragt Wie sich der Klimawandel auf den Anbau von Wein im Westen der Pfalz auswirkt
Der Klimawandel macht auch den Winzern im Zellertal zu schaffen. Diese stellen sich mit neuen Sorten darauf ein. Federweißer spielt im Alsenz- und Zellertal kaum eine Rolle.
Weinlese im Zellertal dauert zum Teil nur drei Wochen
Marius Römer vom Weingut Römerhof, ebenfalls in Zell, berichtet, dass die Weinlese in der Vergangenheit 25 Tage dauerte. "Dieses Jahr wurden die Trauben innerhalb von 18 Tagen geerntet", so Römer, der ergänzt: "Das Erntefenster war dieses Jahr besonders kurz." Um die Hitze bei der Lese zu umgehen, wurde schon in der Nacht gelesen. Dadurch sei auch der Aufwand zum Kühlen der Maische geringer gewesen. Auch im Weingut Bescher in Einselthum dauerte die Lese lediglich drei Wochen, wie Olaf Bescher mitteilt.
Etwas anders sah dies im Weingut Krauß in Gauersheim aus. Dort begann die Lese bereits am 24. August, um Federweißen und Roten Sauser - sozusagen den Federweißen in rot - herzustellen. Durch diese frühe Lese habe man Kühlzellen und Tankkühlsysteme vorhalten müssen, um eine zu schnelle Gärung zu vermeiden, berichten Helmut und Joshua Krauß.
Die Natur gibt auch im Donnersbergkreis den Takt bei der Weinlese vor
"Wir müssen uns den Witterungsverhältnissen anpassen und reagieren. Ein Start um 8 Uhr und Ende um 16 Uhr gibt es hier nicht. Die Natur gibt den Lesetakt vor", formuliert es Jörg Bayer vom Weingut Martinspforte in Einselthum. Dort konnte die Lese in einem "normalen Zeitraum" vonstatten gehen. Martina Wick hat noch etwas beobachtet, was sich geändert hat: "Eine Besonderheit war, dass man die eher späte Sorte Grauburgunder in diesem Jahr sogar als erste heimgeholt hat."
Jörg Bayer berichtet von seinen Weinbergen: "Die späteren Rebsorten, wie zum Beispiel Riesling, Cabernet Cubin und Cabernet Mitos, waren bis zuletzt sehr gesund." Insgesamt seien die Mengen geringer als im Vorjahr. Von der Qualität her sei es aber ein guter Jahrgang.
Winzer hoffen im Westen der Pfalz auf eine gute Qualität
Das berichten die Winzer auch andernorts. "Es zeichnen sich insbesondere bei den Rieslingen und bei den Burgundersorten, die im Zellertal gewachsen sind, aromatische und füllige Weine ab, eben sonnenverwöhnt", teilen Helmut und Joshua Krauß mit. "Wir dürfen uns tatsächlich über schöne Oechslegrade und Mengen freuen. Für uns war es ein wirklich guter Herbst", so Martina Wick. In Oechslegraden wird der Zuckergehalt eines Traubenmostes gemessen. Etwas verhaltener fällt eine erste Bilanz von Elmar Koeller vom Weingut Boudier & Koeller in Stetten aus: "Die Qualität war gut, hat aber 2022 nicht erreicht."
Koeller berichtet von einem Problem, das auch Winzern im Zellertal Sorgen bereitete: die Kirschessigfliege. Beim Weingut in Stetten seien rote Trauben befallen gewesen. Damit hatte auch das Weingut Krauß zu kämpfen. "Befallenes Lesegut musste selektiert werden, um Essigbildung beim Erntegut zu vermeiden. Unser Betriebslabor war hier gefordert", so Helmut und Joshua Krauß. Und Marius Römer ergänzt: "Wir haben in den ersten Wochen massiv rote Rebsorten gelesen, um einem Schaden durch die Kirschessigfliege zu entgehen."