Sonntag war ein Feiertag bei uns, sagt Wissam Alamareen und lächelt. Seit 2014 ist der gebürtige Syrer in Deutschland. Er hat in Kaiserslautern ein syrisches Restaurant mit seinem Cousin eröffnet. Und in diesem wurde am Sonntagabend das Ende des langjährigen, syrischen Machthabers Bashar al-Assad ausgiebig gefeiert.
Große Freude bei Syrern in Kaiserslautern über Ende des Assad-Regimes
Wissam Alamareen selbst konnte in der Nacht auf Sonntag nicht schlafen. Am Sonntagmorgen, als dann klar war, dass das Assad-Regime Geschichte ist, hat er sofort mit seiner Familie in Syrien telefoniert. "Die Leute dort waren sehr glücklich, haben sie mir erzählt." Sonntag war ein Feiertag bei uns.
Die Zeit nach Assad: Menschen hoffen auf Demokratie in Syrien
Viele Syrerinnen und Syrer hoffen jetzt auf Demokratie in Syrien - und dass das Land zur Ruhe kommt, sagt Wissam Alamareen. Dann könnte es auch sein, dass manch ein Syrer wieder in seine Heimat zurückgeht. Momentan sei es dafür aber viel zu früh und die Lage in dem Land noch zu ungewiss.
Belal Suliman ist vor einigen Jahren aus Syrien geflohen. Inzwischen ist er Vorsitzender des Migrationsbeirats in Kichheimbolanden (Donnersbergkreis). "Meine Frau hat mich am Sonntag geweckt und gesagt: Du kannst deine Mutter wieder sehen", erzählt er im Interview mit SWR1. Unter Tränen berichtet er, dass er seine Mutter seit gut zehn Jahren nicht mehr gesehen hat. Sie lebt in Aleppo - die erste Stadt, die jetzt in Syrien von den Rebellen eingenommen wurde.
Belal Suliman: "Kirchheimbolanden ist Teil meines Lebens"
"Ich bin froh, dass meine Mutter noch lebt und dass ich überhaupt noch lebe", erzählt Belal Suliman. Auf die Frage, ob er nach dem Sturz von Assad zurück nach Syrien möchte, sagt er: "Darauf kann ich im Moment keine konkrete Antwort geben". "Ich bin seit fast 10 Jahren hier. Kirchheimbolanden ist Teil meines Lebens geworden. Meine Familie und ich sind eingebürgert. Meine Kinder sind hier geboren, meine Frau arbeitet in einem Kindergarten. Assad ist jetzt erst mal weg."
Auch Sorge nach Assad-Sturz
Lina Kaalo stammt aus der Stadt Afrin im Norden Syriens. Sie und ihre Familie sind Kurden. Vor etwa neun Jahren sind sie zunächst in die Türkei und dann weiter nach Deutschland geflüchtet - aus Angst in ihrem Heimatland wegen ihrer Abstammung verfolgt zu werden. Auch Lina Kaalo hat sich gefreut und konnte es kaum glauben, dass Assad nun wirklich Geschichte sein soll. "Wir haben lange gewartet auf diesen Moment - 13 Jahre lang - wir waren als Kurden die ersten, die gegen dieses Regime auf die Straße gegangen sind."
Aber obwohl die Regierung in Syrien jetzt gestürzt wurde, sorgt sie sich weiterhin um die kurdischen und christlichen Minderheiten in Syrien. Deren Rechte könnten nämlich auch durch die islamistischen Rebellen weiter in Gefahr sein. Beispielsweise sei nicht klar, ob die Kurden ihre Muttersprache sprechen und die Christen das Weihnachtsfest feiern dürften.
Lina Kaalo wünscht sich Demokratie für Syrien
Die Lage in Syrien sei jetzt einfach noch sehr unklar. Dennoch hofft Kaalo, dass Syrien am Ende ein demokratisches und freies Land sein wird.
"Ich würde meinen Kindern gerne meine Uni in Syrien zeigen", sagt Lina Kaalo. Ob das irgendwann möglich sein wird - das kann sie jetzt noch nicht absehen.