Überlastete Arztpraxen und überall kranke Kollegen. Nach Corona trifft eine Erkältungswelle Rheinland-Pfalz. In Arztpraxen sind Fragen nach Krankmeldungen deutlich gestiegen.
Das Telefon in der Hausarztpraxis von Verena Gall im rheinhessischen Mommenheim steht seit Tagen nicht mehr still. Kopfschmerzen, Husten, Fieber - es geht einiges um im Moment und viele melden sich krank. Ob im Job oder in der Schule.
So viele Atemwegsinfektionen wie derzeit hat die Ärztin bisher noch nicht erlebt: "Es ist nicht nur der banale Schnupfen, der nach drei Tagen rum ist. Die Leute sind auch in der Regel länger krank. Also, meistens haben wir mindestens eine Woche Ausfall und ein nicht kleiner Prozentteil von Patienten braucht auch nochmal darüber hinaus eine Verlängerung der Krankmeldung."
200 Termine am Tag Kinderarztpraxis in Frankenthal: Patienten stehen Schlange
Das RS-Virus und viele andere Infektionen gehen gerade um und treffen vor allem Kinder und Jugendliche. Die Kinderarztpraxen werden auch in der Pfalz immer voller, teilweise warten Eltern bis auf die Straße.
Ärztin zu Erkältungswelle: Nachholeffekt nach Corona
Gall vermutet eine Art Nachholeffekt nach Corona. Das ständige Tragen von Masken habe viele Viren abgehalten. Das schlage sich jetzt durch. Außerdem hätten während der Pandemie viele Patienten auch einfach vergessen, wie es eigentlich ist, krank zu sein.
Die Medizinerin spricht vom fehlenden Gewöhnungseffekt: "Wenn ich sonst gewohnt bin, zwischen zwei bis sechs Infekte im Jahr zu haben, dann denkt man sich: Na ja, in einer Woche ist es wieder gut". Nach zwei Jahren quasi ohne normale Infekte hätten die Menschen vergessen, wie sich etwa Kopf- und Gliederschmerzen anfühlten.
Ausfälle wegen Krankheit auch bei Pflegedienst in RLP
Doch nicht nur Arztpraxen sind dieser Tage stärker gefordert. Auch den Pflegedienst Meenzer Pflege hat die Krankheitswelle voll erwischt. Lisa Hermanowski ist seit Wochen nur damit beschäftigt, Lücken im Dienstplan zu füllen und sagt, zuletzt sei es die Hölle gewesen. Ein Drittel der 30 Mitarbeitenden sei zur Hochphase der Krankheitswelle ausgefallen. Kaum noch zu stemmen für das Team. Um die Ausfälle besser auffangen zu können, stellen sie jetzt sogar neue Mitarbeiter ein.
"Eigentlich war der Plan, erst nächstes Jahr neue Kollegen wieder einzustellen. Wir haben uns aber dafür entschieden, dieses Jahr doch noch neue Kollegen willkommen zu heißen, um die Patientenversorgung sicherzustellen", sagt Hermanowski.
Etwas Gutes kann Hausärztin Gall aus Mommenheim der Situation aber abgewinnen. Sie sagt, durch die vielen Krankheitsfälle jetzt sei die Erkältungswelle auch früher wieder vorbei.