Diktator Baschar al-Assad ist gestürzt, für Syrien hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Doch ob die gut wird, ist offen. Viele hoffen, dass mehr als 13 Jahre Bürgerkrieg und über fünfzig Jahre Diktatur jetzt vorbei sind. Es sei in jedem Fall positiv, "dass die Diktatur Assads, die - global gesehen - eine der brutalsten war, jetzt zu Ende ist - und dass es einem sehr heterogenen Rebellenbündnis gelungen ist, Assad zu stürzen", sagt André Bank in SWR Aktuell. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger GIGA-Institut für Nahost-Studien.
In der syrischen Bevölkerung gebe es den großen Wunsch nach einer Stabilisierung der politischen und wirtschaftlichen Lage. Sollte sich die Hoffnung nach einer besseren Situation erfüllen, würden auch viele der sechs bis sieben Millionen Syrer im Ausland zurückkehren.
"Gefahr, dass Akteure ihre eigenen Interessen durchsetzen"
Eine der großen Gefahren sieht Bank darin, dass es unter diesen heterogenen Rebellengruppen zu Machtkämpfen kommen könnte: "Wir sehen bereits Kämpfe zwischen der protürkischen SNA und den Kurden im Norden - und im Osten besteht die Gefahr, dass der IS wieder stärker wird." Zudem sei weiterhin internationales Militär aus der Türkei und dem Iran in Syrien und es gebe die russischen Militärbasen und US-Truppen. Die Gefahr sei, dass zu viele Akteure ihre eigenen Interessen durchsetzen könnten und dies zu Lasten der syrischen Zivilbevölkerung gehe.
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Angeführt wurden die Rebellengruppen beim Sturz Assads von der islamistischen HTS-Miliz, die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft wird. "Das ist ganz klar eine Organisation, die aus der Tradition von al-Kaida kommt - der syrische Ableger, der al-Kaida war, und der verschiedene Wandlungsprozesse durchgemacht hat", so Nahost-Experte Bank. Seit 2017 versuche die HTS eine syrische Organisation zu sein und nicht mehr eine internationale Terror-Organisation, die ein Kalifat mit globaler Strahlkraft etablieren wolle. Sie habe sich auch gegen den IS positioniert.
"Skepsis angebracht, aber ich wäre vorsichtig optimistisch"
"Es ist Skepsis angebracht, aber eigentlich hat die HTS gezeigt, dass sie fähig ist, mit anderen zusammenzuarbeiten. Die große Frage ist jedoch, ob es nach Erreichen des gemeinsamen Ziels, dem Sturz Assads, Machtkämpfe gibt oder es bei diesem Weg bleibt. Ich wäre vorsichtig optimistisch im Moment", so Bank. - Unter welchen Voraussetzungen es möglich wäre, eine stabile Regierung durchzusetzen, darüber hat André Bank mit SWR Aktuell-Moderator Andreas Herrler gesprochen.
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