Weihnachtskarten zu verschicken, ist auch in unserer digitalen Zeit immer noch ein großes Thema. Zumindest Familienmitglieder und Freunde bekommen Karten- und auch Kolleginnen und Kollegen. Die Tradition kommt aus dem britischen Adel: Queen Victoria hat die Tradition in den 1840er Jahren damit begonnen, dass sie ein Bild ihrer Familie am Weihnachtsbaum und einen erklärenden Text dazu in einer Zeitung veröffentlichen ließ. Das Ganze war eine frühe PR-Aktion für das Königshaus. Auch heute kann man Weihnachtskarten noch gut als PR für sich selbst einsetzen. Darüber hat SWR Aktuell-Moderator Arne Wiechern mit Karriere-Coach und Kommunikationsexpertin Stefanie Voss gesprochen.
SWR Aktuell: Wenn ich die richtige Weihnachtskarte an die richtige Person schicke, dann werde ich im neuen Jahr direkt befördert und bekomme meinen Traumjob. Ist das wirklich so einfach?
Stefanie Voss: Das wäre natürlich super, wenn es das wäre. Aber natürlich ist es eben nicht so einfach. Es gehört schon ein bisschen mehr Mühe dazu.
SWR Aktuell: Auf was muss ich denn achten, wenn ich meinen Weihnachtsgruß mit Karrierezielen im Hinterkopf verschicke?
Voss: Grundsätzlich dürfen die Karriereziele nicht so ganz, ganz offensichtlich vorne stehen. Der Gedanke dahinter ist erstmal, dass eine Karriere sehr häufig von guten und von gut gepflegten Beziehungen abhängt. So eine Weihnachtskarte ist einfach ein Impuls, eine vielleicht etwas ruhiger, laufende Beziehung, Verknüpfung, Verbindung zu einem Menschen aufzufrischen. Unter diesem Gedanken können Weihnachtskarten tatsächlich am Ende sehr karriereförderlich wirken, auch wenn natürlich nicht am 10. Januar der Arbeitsvertrag für den Traumjob auf dem Tisch liegt.
SWR Aktuell: Wie sieht denn die optimale Weihnachtskarte aus?
Voss: Grundsätzlich ist es natürlich so, dass es zu mir passen muss. Eine Karte muss so ein bisschen auch meine Persönlichkeit widerspiegeln. Ich zum Beispiel kaufe gerne UNICEF-Karten oder andere sehr schöne, haptisch vielleicht auch so ein bisschen ausgefallene, Weihnachtskarten: Schönes Papier, ein schönes Motiv, religiöse Botschaften. Obwohl es natürlich um Weihnachten geht, lasse ich das ganz gerne weg, weil ich natürlich auch niemandem auf die Füße treten möchte. Eine Kleinigkeit, die für mich auch was ausmacht: Ich schreibe meine Weihnachtskarten sehr gerne mit Füller.
SWR Aktuell: Wenn wir jetzt mal in die Karte reingucken- wie sollte der Text einer solchen Karte verfasst werden?
Voss: Also grundsätzlich gilt natürlich: Nicht einfach nur Frohe Weihnachten, ein Schönes Neues Jahr. Das ist natürlich viel zu wenig, wenn ich eine Beziehung pflegen möchte. Wenn ich an einen Kontakt anknüpfen möchte, den ich geschlossen habe, dann sollte da in irgendeiner Form eine persönliche Botschaft drinstehen. Das müssen keine drei Seiten Roman sein, sondern irgendwie so etwas wie „wir haben uns letztes Jahr kennengelernt - daran denke ich gerne noch zurück. Ich möchte den Kontakt gerne auffrischen und wünsche ihnen oder Dir ein schönes Weihnachtsfest und würde mich freuen, wenn wir uns im nächsten Jahr mal wieder persönlich sprechen.“ Also eine kurze Anknüpfung an den Kontakt, eine persönliche Botschaft, und vielleicht eben auch die Aufforderung für die erneute Wiederaufnahme des Kontaktes im neuen Jahr.
SWR Aktuell: Nun macht sich der eine oder andere vielleicht auch Gedanken sollte ich zur Karte auch direkt noch ein kleines Geschenk beifügen? Oder ist das dann zu viel des Guten?
Voss: Das kommt drauf an. Mit Geschenken sind natürlich gerade im Unternehmenskontext mittlerweile sehr, sehr viele sehr, sehr vorsichtig aufgrund von Compliance-Richtlinien. Ich finde, das muss nicht sein. Was aber zum Beispiel schon mal ganz nett sein kann es, wenn ich eine Weihnachtskarte habe, die irgendwas zum Beispiel mit dem Thema Tee zu tun hat, und ich klebe noch einen Teebeutel rein. So was ist natürlich irgendwie nett und pfiffig. Aber mit einem richtigen dicken Geschenk wäre ich sehr vorsichtig.
SWR Aktuell: Gibt es denn auch ein absolutes No-Go bei Weihnachtskarten im beruflichen Umfeld?
Voss: Also was mich immer wieder ärgert, sind Rundmails, wo ich genau weiß, die geht an 300, 400, 500 Leute, und dann ist womöglich noch so ein hässlich blinkender Weihnachtsbaum drin zu sehen. Im Grunde ist es dem Sender völlig egal, ob ich als Empfänger mit drinstehe oder nicht. Es ist einfach überhaupt nicht individuell, sondern schnell erledigt. Ich finde, solche Sachen kann man sich sparen, dann schreibt man lieber gar nicht. Ich mag das überhaupt nicht, so ein Kontakt von solchen Massenmailings zu sein.