BW-Unternehmer über Vier-Tage-Woche: "Zeitfresser beseitigen, dann geht das sehr gut"

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Autor/in
Andreas Böhnisch

Vier Tage arbeiten, dann drei Tage frei haben - und das ohne Lohnabzüge. Über das Arbeitszeitmodell „Vier-Tage-Woche“ wird bereits längere Zeit auch in Deutschland diskutiert - einige Firmen probieren es auch schon aus.
In Großbritannien ist der weltweit größte Versuch mit einer Vier-Tage-Woche zu Ende gegangen - mit so positiven Ergebnissen, dass viele Unternehmen die Regelung beibehalten wollen. Auch die Decor-Technik DT Vertrieb GmbH in Eggenstein bei Karlsruhe hat die Vier-Tage-Woche eingeführt, Freitags ist zu. Geschäftsführer Fabian Klausmann erklärt im Gespräch mit SWR-Aktuell-Moderator Andreas Böhnisch, wie sich die kurze Woche auf seine Firma auswirkt.

SWR Aktuell: Für Sie ist die Hälfte der Arbeitswoche schon vorbei. Sie arbeiten nur noch heute und morgen - und haben dann ein langes Wochenende von drei Tagen. Wie fühlt sich das an?

Fabian Klausmann: Es fühlt sich generell sehr gut an. Natürlich ist es als Geschäftsführer oder Inhaber nicht immer ganz so einfach durchzuziehen, auch nicht immer nötig. Aber für die Mitarbeiter zählt es auf jeden Fall. Und die haben sich auf jeden Fall in dem letzten Jahr sehr gut damit arrangiert und fühlen sich wohl mit dem Modell.

SWR Aktuell: Sie haben die Vier-Tage-Woche im Oktober 2021 eingeführt. Was waren damals die Gründe?

Klausmann: Im Oktober '21 begann unsere dreimonatige Testphase für alle Mitarbeiter. Da gab es natürlich erst noch viele Fragen und Theorien. Und im Januar '22 haben wir dann begonnen. Grund war, wie in Großbritannien, vor allem die Gesundheit der Mitarbeiter. Es ist einfach interessant, wenn man sich das Ganze mal anschaut. Die Berichte waren alle positiv von Mitarbeitern und Arbeitgebern, die das zuvor schon eingeführt haben. Und wenn man dafür offen ist und Abläufe und Tätigkeiten im Unternehmen mal reflektiert und ehrlich zu sich selbst ist, dann hat man schon sehr, sehr viele Zeitfresser, die man abstellen kann und dadurch die vier Tage erreichen kann.

SWR Aktuell: Sie können also nach einem Jahr, die Sie jetzt die Vier-Tage-Woche im Regelbetrieb haben, bestätigen, dass die Produktivität der Mitarbeiter sich erhöht hat, und dass die Männer und Frauen, die bei Ihnen tätig sind, weniger krank sind?

Klausmann: Auf jeden Fall. Die Krankheitstage sind deutlich runtergegangen. Die Atmosphäre ist dadurch auch auf jeden Fall besser geworden.

SWR Aktuell: Wie schaffen es denn Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die Arbeit, die sie sonst über fünf Tage verteilt erledigen konnten, jetzt nur in vier Tagen zu bewältigen? Sie haben es eben kurz angedeutet. Optimierung war da ein Stichwort, also, Arbeitsprozesse besser zu organisieren. Was noch?

Klausmann: Wir hatten vorher eine 37,5-Stunden-Woche und sind bei gleichem Gehalt auf 34 Stunden runtergegangen. Das heißt, man muss da eigentlich nur bei unserer 30-minütigen Mittagspause eine Stunde länger am Tag arbeiten, für einen Tag mehr Freizeit. Und das war natürlich schon sehr verlockend. Und wie Sie sagen: Man muss eben die Produktivität erhöhen.

SWR Aktuell: Am Freitag ist Ihr Betrieb geschlossen. Was sagen Ihre Kunden dazu?

Klausmann: Die Logistik ist bei uns besetzt am Vormittag, die Mitarbeiter dort haben aber auch eine Wechselschicht, quasi jeden zweiten Freitag frei. Alle anderen Mitarbeiter sind zu Hause und können, wenn es wirklich ein Notfall wäre, telefonisch erreichbar sein- oder schauen auch mal morgens für ein wichtiges Projekt kurz in die Mails rein. Sie machen das aber von sich aus, sie müssen nicht. Und sie sind da auch schon so weit mittlerweile, dass sie einfach sehr gut priorisieren können: Was ist wirklich jetzt wichtig, dass ich das jetzt machen muss? Der Rest wird ungelesen oder unbearbeitet für den Montag übriggelassen.

SWR Aktuell: Die Kunden haben damit, das höre ich heraus, kein Problem?

Klausmann: Gar nicht. Ich glaube, die meisten haben es nicht mal bemerkt.

SWR Aktuell: Die Vier-Tage-Woche gilt ja auch als mögliches Mittel gegen den Fachkräftemangel. Konnten Sie denn mit diesem attraktiven Arbeitszeitmodell neue Mitarbeiter anlocken?

Klausmann: Aktuell suchen wir relativ wenig. Man kriegt aber von Bewerbern schon mit, dass es auf großes Interesse stößt. Manche sind auch ein bisschen verwirrt, wie das funktionieren soll, gerade wenn man von größeren Firmen kommt, wo die 40-, 50- Stunden-Woche noch die Regel ist. Aber ich kenne es auch von meinen Kunden, von großen Firmen. Die sitzen oftmals ein paar Stunden in Meetings und wissen gar nicht, warum. Die haben mit dem Thema nichts zu tun und haben einfach ein bis zwei Stunden Zeit verplempert wegen unwichtiger Meetings. Und das ist bei ganz, ganz vielen Firmen das Problem, dass die Struktur fehlt, ob es wirklich notwendig ist oder nicht.

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Andreas Böhnisch