Wesentlicher Teil des Ulmer Stadtfeiertags ist der Schwörmontag und mit ihm auch das traditionelle Spektakel in und an und auf der Donau: das Nabada. Auf das freuen sich viele schon im Vorfeld. Wenn man allerdings die Fische fragt, die in der Donau schwimmen, zeigen die an dem Treiben vermutlich wenig Freude. Aber schadet ihnen der Trubel? Experten geben Entwarnung.
Mehr als 30 Fischarten in der Donau: Wo sind die beim Nabada?
Flüchtet, ihr Fische: Das Nabada steht an. Mehr als 30 Arten gibt es in der Donau. Tohuwabohu über und unterhalb der Wasseroberfläche. Tausende von wilden Nabadern auf dem Fluss. Rette sich, wer Schuppen hat. Fischkundler allerdings winken da nur müde mit der Flosse ab.
Harro Hieronimus von der Gesellschaft für Ichthyologie: "Die Fische werden natürlich versuchen, sich der direkten Bewegung zu entziehen. Erstmal auf den Boden - oder sie schwimmen irgendwo anders hin, wo keine Bewegung ist."
Ins Totholz oder in einen Seitenarm, bei der Donau-Insel zum Beispiel. Die bevorzugte Ausweich-Route dürfte allerdings donauabwärts liegen, dahin wo das Wasser tiefer ist. Dass dort gewiefte Angler mit Netzen stehen, muss aber kein Fisch befürchten: Mit einem Netz Fische zu fangen, ist bestimmten Gruppen wie Berufsfischern vorbehalten. Der normale Angler darf das nicht.
Wie stressig ist das Nabada für die Fische? Experten sind sich einig
Grünes Licht fürs Nabada aus Sicht der Fische gibt auf Anfrage auch das Regierungspräsidium Tübingen: "Dem Regierungspräsidium Tübingen liegen zu den Auswirkungen des Nabada auf die Fischfauna keine konkreten Erkenntnisse vor", schreibt es. "In den zurückliegenden Jahren wurde uns jedoch nicht über nachteilige Folgen der Veranstaltung berichtet."
Eine Einschätzung, die auch Tierschutzorganisationen teilen, sogar PETA winkt ab: Das Nabada sei kein Problem. Jedenfalls nicht die Unruhe während des Wasserumzugs.
Aquarium im Tiergarten Ulm: Bitte nicht an die Scheibe klopfen!
Unter Wasser herrscht beim Nabada reger Ausweichverkehr. Denn Fische bekommen durchaus mit, welcher Wahnsinn da um sie tobt. Sie haben zum Beispiel ein ziemlich gutes Gehör, sagt Amanda Watkins, die Fischbeauftragte im Ulmer Tiergarten. Der punktet mit einem spektakulären Aquarium: ein Tunnel, durch den man zwischen heimischen Fischen durchlaufen kann.
Die Bewohner des Aquariums hören den Lärm der Schulklassen durchaus. Auch wenn sie eine zentimeterdicke Plexiglaswand von den Besuchern trennt. Deshalb auch die Bitte, die an der Aquariumswand zu lesen ist: Nicht an die Scheibe klopfen!
Eigenschutz vor Nabadern: Fische sind weder blind noch doof
Und Fische sind auch nicht doof, sagt Watkins. Sie könnten sich auch verhältnismäßig lange etwas merken. Zum Beispiel, wenn Boote ins Wasser gelassen werden, bedeute das absehbaren Stress für die Flussbewohner.
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Ist es also für die Fische besser, wenn Nabader sich nicht in die Donau stürzen, sondern dem Spektakel von außen folgen? Überraschende Antwort: Nur am Ufer stehen und zuschauen ist für die Fische auch nicht besser, sagt der Fischkundler Harro Hieronimus. "Was Fische noch besser können als hören, ist, Bewegung außerhalb des Wassers sehen. Dann glaubt der Fisch erstmal, da wäre ein Fressfeind". Und ergreift die Flucht, sobald er die tausenden Zuschauer an Land sieht, lange bevor tausende Schlauchboote sich in seinem natürlich Habitat ausbreiten.
Hecht, Wels, Forelle und Co überstehen die zwei Stunden schadlos, ist Hieronimus überzeugt. Das zeigt schon die Tatsache, dass nach dem Spektakel zwar jede Menge Treibgut angeschwemmt wird – aber keine toten Fische: "Es ist extrem unwahrscheinlich, dass hinterher ein geschädigter Fisch an der Wasseroberfläche auftaucht."
Und damit steht – auch aus Sicht der Fische – dem Wasservergnügen beim Nabada nichts im Weg.