Er kommt aus dem Raum Tübingen und hat mit 14 Jahren angefangen zu konsumieren. Jetzt ist er 24 und erzählt seine Geschichte. Er möchte anonym bleiben, wir nennen ihn Marc.
Mit vierzehn hat Marc das erste Mal Cannabis geraucht, einfach weil er wissen wollte, was die Älteren aus seinem Freundeskreis immer rauchen. Aus ab und zu wurde schnell täglich und zum Cannabis kamen Amphetamine, Ecstasy und Beruhigungsmittel dazu, als er ungefähr 16 Jahre alt war. In seinem Freundeskreis hat man eben alles mal ausprobieren wollen, erzählt Marc mit einem leichten Schulterzucken. Dass die Drogen sein Leben langfristig beeinflussen würden, hätte er damals nicht geglaubt.
Mit 15 Jahren die Schule und später die Ausbildungen abgebrochen
Ohne Ausbildung und Schulabschluss habe er immer nur so lange gejobbt, bis das Geld für neue Drogen gereicht hat. Zu seinen Eltern hatte Marc eigentlich ein gutes Verhältnis und die Drogen konnte er meistens verstecken, sagt er. Und wenn sie ihn beim Kiffen erwischt haben, haben sie es ihm nicht übel genommen, weil seine Mutter damals selbst öfter mal geraucht habe, sagt er.
Mit knapp siebzehn Jahren beichtete Marc seinen Eltern dann den Konsum von synthetischen Drogen, nicht weil er wollte, sondern weil er musste: Die Polizei hatte ihn auf einer Clubtoilette erwischt, wie er mit einem Freund Amphetamine schnupfte. Auf die Frage, ob ihn das nicht abgeschreckt habe, antwortet er lachend:
Falsche Freunde und schleichende Sucht
Marc stellte irgendwann fest, dass viele falsche Freunde in seinem Umfeld waren, die ihn weiter in die Sucht getrieben haben und er irgendwann nur noch für sich selbst konsumiert hat. Auch psychisch hat er so viel einstecken müssen, dass es einfach nicht mehr so weitergehen konnte, sagt er. Er schüttelt den Kopf als er erzählt, dass er lange dachte, er könne immer aufhören, wenn er nur wollte.
„Als ich das Problem hatte, dass meine Eltern dann echt enttäuscht waren von mir und ich realisiert habe, dass da teilweise die falschen Freunde im Freundeskreis waren, hab ich dann gemerkt, dass ich süchtig geworden bin und mittlerweile hauptsächlich für mich konsumiert habe.“
Ohne Hilfe ging's nicht mehr: "Sonst verliere ich alles"
Das erste Mal in der Tagesklinik mit siebzehn, das zweite Mal mit neunzehn, beim dritten Mal soll es endgültig sein. Er will sein Leben in den Griff bekommen, denn er hat zwei kleine Katzen, die er nicht verlieren möchte und um die er sich rührend kümmert. "Ich habe einen Beruf, den ich ausüben muss, das heißt, ich muss natürlich ganz normal am Alltag teilnehmen." Ein Lebensstil, bei dem er die ganze Nacht konsumiert und nur eine Stunde schläft, lässt sich damit nicht vereinbaren. Irgendwann realisierte er:
Das wollte er nicht, deshalb ist er in den Entzug gegangen.
Die ersten Schritte aus der Sucht
Sich das Problem einzugestehen ist der erste und schwierigste Schritt aus einer Sucht heraus, sagt Dr. Johannes Klaus, Arzt in der Tübinger Suchtambulanz. Weitere Schritte sind einen Plan zu entwickeln, wie es weitergehen kann und Risikosituationen zu meiden:
Helfen kann man, so sagt Dr. Klaus, indem man Betroffenen ein offenes Gespräch anbietet. Das sollte man nicht auf eine autoritäre Art und Weise tun, wie zum Beispiel: "Du trinkst zu viel! Das ist nicht gut für dich! Du musst aufhören!" Stattdessen sollte man versuchen, mit der Person ins Gespräch zu kommen, darauf hinweisen und formulieren, dass man sich als Freund oder Freundin Sorgen macht.